Sommer, Sonne, Fussball: Dagegen hat eigentlich niemand etwas einzuwenden (ausser notorische Fussballmuffel). Die bewährte Formel hat die Fifa nun neu angerührt. In den USA findet derzeit die Klubweltmeisterschaft statt – geladen sind 32 Mannschaften aus 5 Kontinenten.
Den Auftakt machte Inter Miami – oder besser gesagt Lionel Messi – gegen den ägyptischen Traditionsklub Al Ahly FC. Der Fussball-Weltverband war ob des Gezeigten regelrecht berauscht: «Wenn das Eröffnungsspiel ein Vorgeschmack auf das ist, was noch kommt, dann dürfen sich Fussballfans auf ein echtes Spektakel bei der Fifa Klub-Weltmeisterschaft™ freuen.»
Mehr, mehr, mehr: Geht die Gleichung auf?
Das Spiel endete 0:0. Unsere Sportredaktion war semi-begeistert: «Eine bunte Zeremonie, viel Musik und ein Feuerwerk vor dem Anpfiff. Nicht gezündet wurde dieses dann aber auf dem Rasen.» Der mittlerweile 37-jährige Überfussballer Messi blieb blass. Ein Held des Spiels fand sich trotzdem: der Torhüter.
Dafür regnete es am zweiten Tag der Klub-WM Tore: Bayern München fertigte Auckland City FC gleich mit 10:0 ab. Zur Ehrenrettung der Neuseeländer: Sie sind Amateurfussballer und mussten sich für das Turnier Ferien nehmen. Der deutsche Rekordmeister verfügt dagegen über einen Kaderwert von 900 Millionen Euro. Arbeiten muss hier niemand (abseits des Rasens).
Wie viel sportlichen Wert die «Weltmeisterschaft» hat, ist umstritten: Denn das Leistungsgefälle zwischen den Teams ist gewaltig. Kritiker stellen bereits die Sinnfrage. Mämä Sykora, Chefredaktor des Fussballmagazins «Zwölf», hat eine «Antwort, die viele Fragen im Fussball beantwortet: nämlich ‹Geld›.»
Zusammen mit der Klub-WM kann es sein, dass ein Spieler zwei Jahre ohne wirkliche Pause spielt.
Die «Cashcow» der Fifa ist die Weltmeisterschaft der Nationen. Diese findet aber nur alle vier Jahre statt. Auch den Klubweltmeister in einem einmonatigen Turnier zu küren, verspricht neue Einnahmenquellen. Für Sykora zeigt sich unter Fifa-Boss Gianni Infantino eine klare Tendenz: mehr Spiele, mehr Mannschaften, mehr Geld. Ob die Gleichung aufgeht, wird sich am Publikumsinteresse zeigen.
Fussball, bis der Arzt kommt
Fest steht: Für die Spieler wird das Turnier zur Kraftprobe. Europäische Spitzenteams spielten seit dem Sommer 2024 oft alle drei, vier Tage. Eine Pause hätten viele Spieler dringend nötig, zumal im Sommer 2026 die «echte» WM ansteht. «Zusammen mit der Klub-WM kann es sein, dass ein Spieler zwei Jahre ohne wirkliche Pause spielt», sagt Sykora.
Die Fifa vergoldet den Klubs die Teilnahme. Insgesamt schüttet sie rund 800 Millionen Franken aus, der Sieger kann etwa 95 Millionen abräumen. Die Spitzenklubs aus Europa dürften sich den Löwenanteil dieser Prämien sichern – auch wenn Teams aus Argentinien und Brasilien Aussenseiterchancen haben.
Für Sykora bringt der Geldregen die Ligen weltweit durcheinander: Wer an der Klub-WM dabei ist, reist mit vollen Taschen zurück in die Heimat. Dadurch vergrössert sich die finanzielle Kluft zwischen den Teams in den nationalen Ligen weiter. Genauso wie das Gefälle zu Ligen wie derjenigen in der Schweiz, die keinen Teilnehmer stellen.
-
Bild 1 von 2. Bayern, Real Madrid und Co. werden an der Klub-WM mit Prämien eingedeckt, die den Kaderwert der kleineren Klubs in ihren Ligen übersteigen. Bild: Vorrundenspiel zwischen Atletico Madrid und Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain. Bildquelle: Keystone / AP / JAE HONG.
-
Bild 2 von 2. Und wenn Teams aus Südafrika, Neuseeland oder Ägypten zweistellige Millionenbeträge an der Klub-WM verdienen, vergrössert sich ihr Etat massiv. Auch hier bleibt die nationale Konkurrenz auf der Strecke. Bild: Messi klatscht mit einem Spieler von Al Ahly ab. Bildquelle: Keystone / AP / Lynne Sladky.
Bei aller Kritik: Die Klub-WM ist auch ein Testlauf für die Nationen-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada. Das Feuer für das grösste Sportereignis der Welt soll schon einmal angefacht werden. Und spätestens, wenn im späteren Turnierverlauf Real Madrid, Bayern, PSG und ManCity um die Weltmeisterkrone ringen, dürfte auch die sportliche Qualität stimmen.