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Ungewisse Zukunft in GB «Der Brexit lähmt nicht nur die Politik, auch die Menschen»

Seit drei Jahren ist der Austritt aus der EU das Thema. Das merken mittlerweile auch die Psychologen.

In ihre Praxis im Norden Londons bekommt Susie Osburn zu viel über den Brexit zu hören. Die Psychoanalytikerin würde das Scheidungsdrama mittlerweile durchaus als Krankheitsbild beschreiben.

«Der Brexit hat auf alle Menschen in diesem Land dramatische Auswirkungen: auf Ausländer, die nicht wissen, wie lange sie hier noch willkommen sind und auf Britinnen und Briten, die realisieren, dass sie in einem geteilten Land leben.» Rassismus und Aggressivität hätten massiv zugenommen. Es gebe auch Familien, welche im Streit lebten, weil zum Beispiel die Eltern für den Brexit seien und die Kinder dagegen. «Der Brexit ist ein soziales Drama. Daran besteht kein Zweifel.»

Nebenwirkungen des Austrittsdramas

Niemand komme mit der Diagnose Brexit in ihre Praxis, aber viele Symptome seien Nebenwirkungen des sozialen Dramas. Die Leute seien gestresst und verunsichert. «Der Brexit lähmt nicht nur die Politik, sondern ebenso die Menschen. Die Zukunft ist völlig ungewiss.»

Ob es ihren Arbeitsplatz nach dem Brexit noch gebe, sorgten sich die Leute. Eltern wüssten zum Beispiel nicht, ob ihre Tochter noch in Holland studieren darf oder ob Unternehmern sei nicht klar, ob sie noch Arbeiter aus Bulgarien anstellen könnten.

Der Brexit verunsichert nicht nur, sondern wurde ebenso zur Glaubensfrage wird die britische Gesellschaft in zwei Stämme gespalten hat. Nur gerade die Hälfte der Gesellschaft bekennt sich zu einer Religion. Ein bisschen mehr als die Hälfte zu einer politischen Partei, aber über 90 Prozent identifizieren sich klar als Brexitbefürworter oder -gegner.

Reizwort an Weihnachten?

Die Gräben verlaufen mittlerweile selbst durch Familien. Das kann in diesen Tagen zu einem Problem werden, wenn an Weihnachten zum Beispiel die ganze Familie um den Tisch versammelt ist und das hässliche Wort fällt.

«Man kann vorher bereits abmachen dass der Brexit am Familientisch ein Tabuthema ist», empfiehlt die Therapeutin. Man könnte auch ein Rollenspiel durchführen indem man die Haltung einer anderen Person vertreten muss. Das fördere die Empathie.

Für Einige mögen diese therapeutischen Ratschläge hilfreich sein. Viele Familien wird der Brexit jedoch selbst in den besinnlichen Festtagen um die Besinnung bringen.

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