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UNO-Biodiversitätskonferenz COP16: Jetzt müssten den Worten Taten folgen

Das Biodiversitätsrahmenwerk, das vor zwei Jahren in Montreal unterzeichnet wurde, gilt als Meilenstein. Seither ist allerdings wenig geschehen. Nur wenige Länder haben ihre Strategien und Aktionspläne verschärft – auch die Schweiz hinkt hinterher.

In der Nacht auf heute Montag ist in der kolumbianischen Stadt Cali von Staatspräsident Gustavo Petro die 16. UNO-Biodiversitätskonferenz COP16 feierlich eröffnet worden. In den kommenden zwei Wochen soll die Staatengemeinschaft das Kunming-Montreal-Welt­bio­diversitäts­rahmen­werk, das sie vor zwei Jahren verabschiedet hat, mit Leben füllen.

Die Artenvielfalt ist weltweit in einem alarmierenden Zustand. Laut dem jüngsten Living Planet Report der Umweltorganisation WWF ist die Zahl der Wildtiere beispielsweise in den letzten 50 Jahren um 73 Prozent zurückgegangen.

COP16-Schild in Cali, Kolumbien vor Gebäude.
Legende: An der UNO-Konferenz COP16 in Cali geht es um die Umsetzung des vor zwei Jahren von rund 200 Staaten beschlossenen Schutzplans. Keystone/FERNANDO VERGARA

Das Welt­bio­diversitäts­rahmen­werk hat zum Ziel, den Verlust der Artenvielfalt bis 2030 nicht nur zu stoppen, sondern eine Kehrtwende einzuläuten. Dazu sollen bis 2030 30 Prozent der Natur geschützt werden. An der COP16 in Cali geht es nun um die Frage, wie diese Wende erreicht werden kann.

Nur wenige haben ihre Ambitionen vergrössert...

Wie beim Klimaschutz haben sich die Länder auch beim Biodiversitätsschutz verpflichtet, regelmässig ehrgeizigere Ziele zu formulieren. Eine erste Deadline für neue Strategien und Aktionspläne läuft mit dem Start der Konferenz in Cali ab. Nur gut 30 Länder sind der Aufforderung, die sie selbst unterschrieben haben, bisher nachgekommen.

...auch die Schweiz nicht

Auch die Schweiz hinkt hinterher. Ende Jahr will der Bundesrat einen neuen Aktionsplan Biodiversität verabschieden. Nebst neuen Zielen geht es in Cali auch um Geld: Rund 30 Milliarden US-Dollar jährlich sollen die Industrieländer bis 2030 den Ländern des globalen Südens für den Schutz der Artenvielfalt zur Verfügung stellen. Wer wie viel einzahlt und wer wie viel erhält, muss aber erst noch ausgehandelt werden.

Schweizer Delegation mit konkreten Interessen

Die Schweiz nimmt mit einer vergleichsweise kleinen, achtköpfigen Delegation, zu der auch je eine Vertreterin der chemisch-pharmazeutischen Industrie, der Wissenschaft und ein Vertreter der Umweltorganisationen zählen, an den Verhandlungen teil. Sie will sich für die weltweite Umsetzung der Biodiversitätsziele einsetzen.

Fussgängerpassage mit Bannern von Naturbildern, darunter Vogel und Frosch.
Legende: Klimakrise, Umweltverschmutzung und Raubbau zerstören Ökosysteme und gefährden Wildtiere. Nun sollen Taten gegen diese Gefahren folgen. Keystone/FERNANDO VERGARA

Umweltorganisationen kritisieren aber, die Schweiz tue selbst zu wenig, um den Schwund der Artenvielfalt im Land zu stoppen. Von besonderem Interesse für den Pharma-Standort Schweiz ist das System zur Abgeltung der Nutzung von genetischen Ressourcen, dessen Details in Cali verhandelt werden. Dabei wollen Länder mit grosser Artenvielfalt sicherstellen, dass sie auch am Gewinn teilhaben, den beispielsweise Pharmafirmen in der Schweiz mit der genetischen Information von Pflanzen aus den sehr biodiversen Ländern machen.

Kolumbien will Rechte der Ureinwohner stärken

Das Gastgeberland Kolumbien ist eines der artenvielfältigsten Länder überhaupt. Die Präsidentschaft streicht dies hervor und will die Konferenz zu einer Konferenz der Menschen machen.

Bis zu 150'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vor allem aus Kolumbien und umliegenden Ländern, werden in Cali erwartet. Damit soll unterstrichen werden, dass die lokale Bevölkerung, die Ureinwohnerinnen und Ureinwohner und ihre Traditionen unbedingt in den Schutz der Artenvielfalt miteinbezogen werden müssen.

HeuteMorgen, 21.10.2024, 6 Uhr

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