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UNO-Generaldebatte in New York Berset: «Nun brauche ich Erholung»

In New York hat am Dienstag das jährliche Gipfeltreffen zur Eröffnung der UNO-Generalversammlung begonnen. Das Stelldichein am Sitz der Weltorganisation bietet die grosse Bühne für Staats-und Regierungschefs wie Alain Berset. Der scheidende Bundespräsident fühlte sich während seiner Amtszeit stets offenkundig wohl im internationalen Ambiente. Im Interview mit SRF spricht der Freiburger über einen seiner letzten internationalen Auftritte und wie es danach weitergehen könnte.

Alain Berset

Bundespräsident

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Alain Berset ist seit 2012 Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI). Für das Jahr 2023 ist Berset zudem Bundespräsident. Er wurde 1972 geboren, studierte an der Universität Neuenburg Politik- und Wirtschaftswissenschaften, die er 2005 mit dem Doktorat abschloss. Der Sozialdemokrat war für den Kanton Freiburg im Ständerat und übte dort 2008 und 2009 das Amt des Ständeratspräsidenten aus. Neben seinem politischen Mandat präsidierte Berset den Westschweizer Mieterinnen- und Mieterverband und die Schweizerische Vereinigung zur Förderung der AOC/IGP.

Ende 2023 wird Alain Berset nicht mehr als Bundesrat kandidieren.

SRF News: Die Schweiz kann momentan einen Erfolg als Vermittlerin zwischen Iran und den USA aufweisen. Wann wird dies bei der Ukraine und Russland der Fall sein?

Alain Berset: Es braucht Bedingungen, welche erfüllt sein müssen, damit man vorwärts schauen kann. Die Schweiz ist stets bereit, ihren Beitrag zu leisten und zu helfen. Aber es braucht dafür auch den Willen der unterschiedlichen Parteien.

Die Schweiz hat keine ‹Hidden Agenda› und gilt als vertrauenswürdig.

Bei den USA und Iran hat unsere Vermittlung funktioniert, es zeigt, dass gewisse Bewegungen möglich sind. Was die Aggressionen Russlands in der Ukraine betreffen, muss man klar festhalten, dass die Bedingungen aktuell nicht erfüllt sind, um hier als Vermittler aufzutreten.

Was für einen Platz hat die Schweiz heutzutage in der Welt?

Die Schweiz hat einen starken Platz in der Welt und ist bekannt dafür, dass sie sich für Frieden engagiert. Wir haben mit dem internationalen Genf eine starke Plattform. In den letzten 12 Jahren hat mich stets beeindruckt, wie die Schweiz als fairer Vermittler und Partner aufgetreten ist. Das Land hat keine «Hidden Agenda» und gilt als vertrauenswürdig. Das Ganze ist jedoch äussert fragil, in einer Welt, die sich immer wieder ändert. Hier in New York spüre ich eine hohe Glaubwürdigkeit für die Schweiz.

Berset am UNO-Nachhaltigkeitsgipfel

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Bundespräsident Alain Berset nahm Anfang Woche am UNO-Nachhaltigkeitsgipfel in New York teil und sprach über die Klimakrise, Kriege, sowie soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten. Um dies alles zu bekämpfen, brauche die Welt eine starke UNO, so Berset. Es war seine letzte Rede als Bundespräsident vor der UNO-Generalversammlung.

In den letzten 20 Jahren habe sich der Einkommensunterschied zwischen den reichsten 10 Prozent und den ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung verdoppelt, sagte Berset. Er prangerte jene an, die versuchten, zu ihren Gunsten eine «globale Unordnung» voranzutreiben. Vielmehr brauche es eine erneuerte Weltordnung, die Stabilität, Vertrauen und gemeinsame Perspektiven garantiere.

Kritik an Russland

Weiter kritisierte Berset Russland. «Die Russische Föderation hat mit ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht nur ein friedliches Land angegriffen, sondern auch das Völkerrecht und den Multilateralismus». Er betonte, dass diese Aggression ausgerechnet von einem ständigen Mitglied des UNO-Sicherheitsrats ausgehe, wo doch der Rat laut UNO-Charta «die Hauptverantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit» trage.

Gab es auch Kritik an der Schweiz, Stichwort Waffenlieferungen?

Das Thema kam vor allem in bilateralen Gesprächen zur Sprache. Dort habe ich jeweils den Standpunkt der Schweiz erklärt. Dabei gab es jeweils Differenzen, aber man ist sich mit Respekt begegnet.

Diese Momente waren brutal, ich habe alles gegeben und bin froh, Anfang 2024 eine leere Agenda zu haben.

Die Länder verstehen auch, dass die Schweiz in diesem Konflikt eine etwas andere Rolle spielen kann.

Verspüren Sie eine gewisse Wehmut, nach 12 Jahren abzutreten?

Als Vorsitzender im Sozialen, bei der Gesundheit und in der Kultur sind solche Anlässe wie hier eher selten. Als Bundesrat waren meine Auftritte eher auf die Schweiz begrenzt. Mit den beiden Präsidien 2018 und 2023 ergab sich eine gute Gelegenheit, nochmals in eine andere Rolle zu schlüpfen.

Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Ich brauche nun Erholung. Ein Beispiel von vielen: In diesen zwölf Jahren gab es 29 Volksinitiativen. Man kann sich kaum vorstellen, was das bedeutet. Diese Momente waren brutal, ich habe alles gegeben und bin froh, Anfang 2024 eine leere Agenda zu haben.

Das Gespräch führte Sebastian Ramspeck.

10vor10, 19.9.2023, 21:50 Uhr ; 

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