Das ist passiert: Tansanias amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan ist zur Siegerin der Präsidentschaftswahl erklärt worden und kann damit weiter das ostafrikanische Land regieren. Die Wahlkommission teilte im staatlichen Fernsehen mit, dass die 65-Jährige knapp 98 Prozent der Stimmen erhalten habe. Das Ergebnis der gleichzeitig am Mittwoch stattgefundenen Parlamentswahl steht noch aus.
Unruhen im ganzen Land: Die Wahl war von gewalttätigen Protesten überschattet worden. Die Proteste richteten sich gegen den Wahlausschluss der beiden wichtigsten Oppositionskandidaten. Die Demonstrierenden werfen der Regierung zudem massive Repressionen rund um die Wahl vor. Die Polizei ging Augenzeugen zufolge mit Tränengas und Schusswaffen gegen Demonstranten vor, die Wahlplakate von Hassan herunter rissen und Regierungsgebäude in Brand steckten. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre und schränkten den Zugang zum Internet ein. Aussenminister Mahmoud Thabit Kombo wies am Freitag Vorwürfe übermässiger Gewalt durch Sicherheitskräfte zurück.
UNO spricht von mehreren Toten: Nach Angaben des UNO-Menschenrechtsbüros deuten glaubwürdige Berichte darauf hin, dass mindestens zehn Demonstranten in drei Städten von Sicherheitskräften getötet wurden. Die Opposition berichtet von Hunderten Toten. Die Regierung wies die Zahl als «stark übertrieben» zurück. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres forderte eine gründliche und unparteiische Untersuchung der Vorwürfe.
EDA ändert Reisehinweise: Das Schweizer Aussendepartement hat seine Reisehinweise für Tansania angepasst – wegen der aktuellen Lage dort. Das EDA rät von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen nach Tansania ab. Die Lage im Land sei sehr angespannt und die weitere Entwicklung sei ungewiss. Es gebe Einschränkungen beim Internet, im Mobilfunknetz und im Verkehr.
Flüge aus der Schweiz nicht betroffen: Die Fluggesellschaft Edelweiss sagt auf Anfrage von SRF, sie führe ihre Dreiecksflüge weiterhin von Zürich zwei Mal die Woche zum Kilimandscharo und nach Sansibar durch. Die Situation werde aber laufend überprüft.
Hassan hielt Versprechen nicht: Die seit 2021 regierende Präsidentin hatte nach ihrer Amtsübernahme eine politische Öffnung gelobt, ihr Versprechen aber nicht eingelöst. In Tansania kommt es nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen weiterhin zu politisch motivierten Festnahmen. Beobachter gehen davon aus, dass Hassans CCM-Partei ihre parlamentarische Mehrheit behalten wird. Die CCM regiert das Land seit der Unabhängigkeit vor mehr als 60 Jahren.
Land mit mehr als 120 Ethnien: Politisch gilt Tansania mit seinen etwa 70 Millionen Einwohnern als eines der stabileren Länder in der Region Ostafrika. Im Vergleich zu den Nachbarländern ist es weniger von Konflikten betroffen. Auf einer Fläche rund zweieinhalbmal so gross wie Deutschland leben mehr als 120 verschiedene ethnische Gruppen. Die Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren robust entwickelt. Trotzdem gibt es eine grosse Kluft zwischen Arm und Reich. Zu den wichtigsten Einkunftsquellen zählen Gold, Sisal, Kaffee, Nüsse, Tabak und Baumwolle. Daneben spielt der Tourismus eine grosse Rolle.