- Im ostafrikanischen Land Tansania ist es nach umstrittenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am dritten Tag infolge zu Massenprotesten gekommen.
- Dabei kam es offenbar auch zu eskalierender Gewalt zwischen der Polizei und Demonstrierenden.
- Seit Mittwoch hätte es «etwa 700 Todesopfer» gegeben, schätzt die Oppositionspartei Chadema.
Die Zahlen variieren aber je nach Quelle. Ein Vertreter von Amnesty International, der von der Nachrichentagentur AFP befragt wurde, gab an, Informationen von mindestens 100 Tote zu haben. Das UNO-Menschenrechtsbüro spricht von 10 Toten.
Die Mitglieder der Opposition würden die Krankenhäuser des ganzen Landes abklappern, um zu dieser Schätzung zu gelangen. Sie zählt laut eigenen Aussagen die Todesopfer zusammen: «Zum jetzigen Zeitpunkt beträgt die Zahl der Todesopfer in Dar es Salaam etwa 350 und in Mwanza mehr als 200. Rechnet man die Zahlen aus anderen Orten des Landes hinzu, kommt man auf insgesamt etwa 700 Tote», erklärte Chadema-Sprecher John Kitoka gegenüber AFP. Eine ähnliche Bilanz wurde AFP auch von einer Quelle aus Sicherheitskreisen mitgeteilt.
UNO-Menschenrechtsbüro alarmiert
Amnesty International sowie das UNO-Menschenrechtsbüro sprechen bisher von weitaus geringeren Todeszahlen. Das UNO-Menschenrechtsbüro teilte mit, es habe Berichte erhalten, wonach mindestens 10 Menschen bei Protesten nach den Parlamentswahlen Anfang dieser Woche von Sicherheitskräften getötet worden seien.
«Wir sind alarmiert über die Todesfälle und Verletzungen, die bei den anhaltenden Protesten im Zusammenhang mit den Wahlen in Tansania zu beklagen sind. Uns liegen Berichte vor, wonach mindestens 10 Menschen getötet worden seien», sagte der Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros, Seif Magango, vor Journalisten in Genf und verwies dabei auf «glaubwürdige Quellen» in dem Land.
Ein Vertreter von Amnesty International wiederum, der von AFP befragt wurde, gab an, Informationen über mindestens 100 Tote in Tansania in den letzten zwei Tagen erhalten zu haben. Die Zahlen lassen sich bisher nicht unabhängig verifizieren. Die Regierung hat keine Schätzungen zu den Opferzahlen veröffentlicht.
Oppositionspolitiker ausgeschlossen
Die Demonstranten protestieren gegen den Ausschluss der beiden aussichtsreichsten Oppositionskandidaten von der Wahl am 29. Oktober. «Es hat überhaupt keine Wahlen gegeben. Wir brauchen eine Übergangsregierung, die uns zu freien und fairen Wahlen führt», erklärte Chadema-Sprecher John Kitoka weiter.
Die Opposition Chadema wurde von den Wahlen ausgeschlossen, weil sie sich geweigert hatte, den Wahlkodex zu unterzeichnen, der ihrer Meinung nach nicht die geforderten Reformen enthielt. Ihr Vorsitzender Tundu Lissu, der im April verhaftet wurde, steht wegen Hochverrats vor Gericht. Der einzige andere ernstzunehmende Kandidat der Opposition, Luhaga Mpina von der ACT-Wazalendo, wurde aus verfahrenstechnischen Gründen disqualifiziert.
Tausende Demonstrierende – Internet funktioniert nicht
In der Wirtschaftsmetropole Dar es Salaam marschierten laut Zeugenberichten Tausende Demonstranten auf das Parlamentsgebäude zu. Die Hauptstrassen der 7-Millionen-Einwohner Stadt waren demnach von Soldaten und Polizisten gesäumt. Auch in anderen Teilen des Landes kam es zu Protesten.
Augenzeugen berichteten von Schüssen. Das Internet in dem Land mit rund 70 Millionen Einwohnern ist nicht mehr verfügbar, die Verfügbarkeit des Telefonnetzes ist stark eingeschränkt.
