Am Boden liegen Kabel, Stromverteiler und daran angeschlossen, Dutzende Handys. Darum herum stehen Bewohnerinnen und Bewohner eines Aussenbezirks der Stadt Xinxiang. Seit Tagen sind die Haushalte ohne Strom.
Dank des Stromgenerators auf der Strasse können die Menschen hier zumindest ihre Handys aufladen. Das sei äusserst wichtig, sagt eine Studentin mit Nachnamen Guo. Dank den Handys hätten sie um Hilfe rufen können.
Freiwillige Helfer
Mehrere Strassenzüge stehen noch immer unter Wasser. Guo und ihre Eltern wohnen im zweiten Stock, ihre Wohnung wurde von den Fluten verschont. Ihre Familie nahm zwischenzeitlich über 20 Menschen bei sich zu Hause auf.
Eine Frau und ein Mann blicken angespannt auf die Wassermassen. Die beiden Kinder seien noch zu Hause im Obergeschoss, sagt der Vater. Ein Gummiboot soll sie zu ihnen bringen. Möglich machen dies freiwillige Helfer, die auch aus anderen Provinzen angereist sind. Eine weitere Gruppe verteilt Tomaten und Wasserflaschen, Schachteln mit Keksen an die Bewohnerinnen und Bewohner.
Die Szene ist bewegend. Doch plötzlich tauchen Polizeibeamte in zivil auf. Wir dürften hier nicht einfach Interviews führen, sagen sie mir und zwei weiteren ausländischen Journalisten. Es wird eine von vielen solchen Begegnungen sein.
Weiter nördlich in einem Vorort der Stadt Hebi werden die Menschen über Lautsprecher aufgerufen, zu helfen. Auf der Hauptstrasse ist Familie Lei unterwegs. Das eigene Haus stehe bereits unter Wasser. Die Familie will bei Verwandten unterkommen.
Viel Zeit hatte die Familie nicht, das Wasser sei ihr bis hierhin gestanden. Frau Lei deutet mit der Hand auf die Schultern. «Da hatte ich noch keine Angst. Aber jetzt, wo wir gerettet wurden, fühle ich mich...» Mitten im Satz bricht sie ab. Nur mit Mühe hält sie ihre Tränen zurück.
Kritik unerwünscht
In der Provinzhauptstadt Zhengzhou zeigen Schlammmassen in den Strassen das Ausmass der Zerstörung. Auf Plastikhockern sitzt Familie Huang. Vor dem Haus hängen Kleider zum Trocknen, auf dem Boden liegt der Hausrat der Familie. Überflutet sei alles gewesen, fast wäre sie selbst fortgeschwemmt worden, sagt Frau Huang.
Wenige Gehminuten vom Haus der Huangs entfernt liegt der Jinguang-Tunnel, der über China hinaus traurige Berühmtheit erlangte. Hier steckten die Menschen in ihren Autos fest, als die Wassermassen kamen. Über 200 Autos wurden nach dem Desaster geborgen, offiziell sind sechs Menschen ums Leben gekommen. Das wirft Fragen auf.
«Warten Sie hier», sagt der Beamte, höflich, aber bestimmt. Kritische Fragen sind unerwünscht. Die Medien sollten doch positiv berichten, ein Satz, den wir hier immer wieder hören.