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WHO präsentiert Bericht zum Ursprung des Coronavirus
Aus Echo der Zeit vom 09.02.2021. Bild: Keystone
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Ursprung der Pandemie WHO-Mission in Wuhan: «Das Team konnte frei arbeiten»

Einen Monat waren Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO in der Region Wuhan, um die Ursprünge der Corona-Epidemie zu erforschen. Laut ihrem Bericht ist nun klar, dass das Virus von Tieren und nicht aus einem Labor stammt. Offen bleibt, wie es auf Menschen übertragen wurde. Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut hat die Mission von Deutschland aus verfolgt.

Fabian Leendertz

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Fabian Leendertz ist Tierarzt am Robert-Koch-Institut in Berlin im Bereich neu auftretende Krankheiten, Krankheitsökologie, Primaten und Wildtiere. Er untersucht von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier durch Viren und Bakterien übertragbare Infektionskrankheiten. Leendertz war offizielles Mitglied der WHO-Mission, verzichtete dann aber nach einer erneuten Verschiebung aus familiären Gründen auf die Reise nach Wuhan.

SRF News: Ist die Mission auf neue Erkenntnisse gestossen?

Fabian Leendertz: Nein, es gibt keine Überraschungen. Die Fragen, die jetzt auf dem Tisch liegen, lagen schon vorher da. Wir sind uns jetzt aber mit den chinesischen Kolleginnen und Kollegen über die wichtigsten Fragen einig. Und was die nächsten Schritte sind, um zu verstehen, wie es das Virus vom Tier zum Menschen schaffte.

Was sagen Sie zur von China prominent vertretenen Hypothese, das Virus sei durch Tiefkühlnahrung importiert worden?

Wir folgen allen Hinweisen, die auf wissenschaftlichen Daten basieren. Fakt ist, das chinesische Kollegen das Virus auf Verpackungen nachgewiesen haben. Allerdings ist das Virus nicht in einer Plastikverpackung entstanden. Entweder ist die Verpackung von einem Erkrankten oder eventuell durch das verpackte Lebensmittel kontaminiert worden, falls dieses ein Zwischenwirt für das Virus sein konnte.

Warum ist es so schwierig, die Herkunft zu bestimmen?

Die Lösung ist für sehr viele dieser von Tieren auf Menschen übertragenen Viren sehr schwierig. Es dauerte oft Jahre, wie etwa beim Aidserreger HIV. Das Problem beim Virus SARS-CoV-2 ist, dass es sehr oft milde oder keine Symptome hervorruft. Damit ist es viel schwieriger, Ansteckungsketten zu ergründen.

Es gab Berichte, dass die WHO-Mission in China in ihrer Forschungsarbeit nicht frei gewesen sei und nicht Zugang zu allen Informationen bekommen habe. Stimmt das?

Mit Ausnahme der zweiwöchigen Quarantäne, die für alle China-Reisenden gilt, war das Team frei. Soweit ich bei der Mission von Deutschland aus dabei sein konnte, kann ich nur sagen: Alle Orte auf unserer Wunschliste konnten besucht, und mit den Leuten vor Ort konnte geredet werden. Da war keine offensichtliche Restriktion zu sehen.

Alle Orte auf unserer Wunschliste konnten besucht, und mit den Leuten vor Ort konnte geredet werden.
Autor: Fabian Leendertz

Hat die Mission beim Besuch der Pandemie-Ausstellung in Wuhan der chinesischen Propaganda nachgegeben?

Der Besuch der Ausstellung machte Sinn, um zu verstehen, wie die Menschen die ersten Monate dieser Epidemie wahrnahmen. Meine Kolleginnen und Kollegen haben sicher nicht blind alles für bare Münze genommen. Aber man muss sich alle Facetten anschauen.

Welche Mosaiksteine fehlen noch im Bild über den Ursprung der Corona-Pandemie?

Es fehlen leider unglaublich viele Mosaiksteine, sodass das Mosaik kaum zu erkennen ist. Als solide Daten haben wir nur die ersten bekannten Fälle in Wuhan. Das waren aber nicht die ersten Fälle. In der Infektkette muss weiter in den November 2019 zurückgegangen werden.

In der Infektkette muss weiter in den November 2019 zurückgegangen werden.
Autor: Fabian Leendertz

Auf Tier-Seite kennen wir verwandte Viren bei Fledermausarten in Südchina und Nachbarländern. Sie sind aber nicht Vorläufer dieses Virus. Eine Riesenlücke gibt es auch beim möglichen Zwischenwirt. Das könnte auch eine Wildtierart sein, die auf einer Farm gehalten wurde. Die richtige Arbeit geht erst richtig los.

Wird man es möglicherweise nie herausfinden?

Ich denke, dass wir in den nächsten zwei Jahren die entsprechende Fledermausart finden und vielleicht gute Hinweise auf einen Zwischenwirt. Dazu kommen weitere Untersuchungen von Proben und Krankenakten sowie der Lebens- und Arbeitsorte.

Ich denke, dass wir in den nächsten zwei Jahren die Fledermausart finden und vielleicht gute Hinweise auf einen Zwischenwirt.
Autor: Fabian Leendertz

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

Echo der Zeit, 09.02.2021, 18:00 Uhr;

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