Donald Trump besucht Saudi-Arabien. Worum es dem US-Präsidenten und seinem Konterpart Mohammed bin Salman dabei geht, erklärt SRF-Nahostkorrespondent Thomas Gutersohn.
Was bedeutet Trumps Reise für Riad?
Es ist die erste, von langer Hand geplante Auslandsreise Trumps in der zweiten Amtszeit. Entsprechend ist die Bedeutung gross für Saudi-Arabien – das Land rückt ins Zentrum der Welt-Wirtschaftspolitik. Schliesslich will Saudi-Arabien eine Art Zukunftslabor für Künstliche Intelligenz werden. Im Gegenzug erhofft sich Riad mehr militärische Unterstützung aus Washington. Gerne hätte auch Grossbritannien Trump als erstes Land empfangen. Doch Trump sagte, er gehe dorthin, von wo mehr Investitionen in die USA kämen. Die unermesslich grossen Vermögen der Saudis haben also das Rennen gemacht in der Gunst des US-Präsidenten.
Was lassen sich die Saudis das kosten?
Im Vorfeld hiess es, Saudi-Arabien werde 600 Milliarden Dollar in den USA investieren. Ein Grossteil davon dürfte in die Lieferung von US-Rüstungsgütern fliessen. Saudi-Arabien verfügt neben Öl aber auch um Bodenschätze wie Mineralien, seltene Erden oder Kupfer, für die sich die USA interessieren. Dies vor allem in Hinblick auf mehr Unabhängigkeit bei der Chip-Produktion von asiatischen Ländern wie China (seltene Erden) oder Taiwan (Chips).
Welche Themen stehen sonst noch auf der Agenda?
Im Gegensatz zu Rüstungsverträgen und Ausbeutung von Bodenschätzen, wo Einigkeit herrscht, gibt es etwa beim Thema Gaza und Palästinenser grosse Diskrepanzen. Trump will aus Gaza eine Riviera des Nahen Ostens machen, was die Vertreibung der dortigen Palästinenser bedingt. Bei den Saudis, aber auch sonst in der Region, kommt das gar nicht gut an. Die arabischen Staaten verfolgen weiterhin den Plan der Schaffung eines palästinensischen Staates.
Beim Treffen zwischen Trump und Kronprinz Mohammed bin Salman, dem starken Mann in Riad, dürfte Gaza also der Elefant im Raum sein. Beide Seiten werden es tunlichst vermeiden, Gaza auf die Agenda zu bringen. Eine Rolle bei dem Treffen könnte auch Syrien spielen. Riad pocht hier auf eine Aufhebung der US-Sanktionen. Kein Thema dürfte eine Normalisierung der Beziehungen Saudi-Arabiens mit Israel sein, wie das noch unter US-Präsident Biden der Fall war. Unter Präsident Trump geht es ausschliesslich um wirtschaftliche Interessen.
Was erhofft sich Riad bezüglich seiner Transformationsprojekte?
Die sozialen Transformationen der letzten Jahre – wie mehr Rechte für die Frauen oder Ausbau des Tourismus – gingen rasch voran. Mehr Mühe bekundet bin Salman bei der angestrebten wirtschaftlichen Entwicklung. So sind die Investitionen aus dem Ausland laut dem «Economist» im letzten Jahr gesunken. Das hat auch damit zu tun, dass der saudische Staat viel Mitsprache verlangt. Ausserdem hat man vielleicht zu stark auf riesige und teure Prestige-Objekte gesetzt wie die Retortenstadt Neom, die inzwischen massiv zurückgestutzt werden soll. Denn derweil kamen andere Industriezweige zu kurz, in denen man eigentlich grosse Pläne hat: die E-Auto-Industrie etwa oder der Bergbau. Auch in diesen Bereichen hofft man in Riad auf die Unterstützung aus den USA, was das Know-how angeht.