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Wahl des US-Kongresses Im Schatten des Trubels um Trump und Harris

Wer regiert künftig die USA? Kamala Harris oder Donald Trump? Diese Frage dominiert den Wahlkampf in den USA. Allerdings geht fast vergessen, dass auch das Repräsentantenhaus und ein Teil des Senats gewählt wird – und noch mehr. USA-Korrespondent Andrea Christen über die Wahlen im Schatten von Trump und Harris.

Andrea Christen

USA-Korrespondent

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Andrea Christen ist USA-Korrespondent für Schweizer Radio SRF. Zuvor war er stellvertretender Redaktionsleiter von SRF 4 News und Auslandredaktor. Er arbeitet seit 2010 für SRF.

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Wer und was wird gewählt?

Harris und Trump stehen für die Präsidentschaftswahl ganz zuoberst auf dem Wahlzettel der US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner. Doch die Wahlzettel sind noch viel länger. Richterinnen, vielerorts auch die Parlamente der Bundesstaaten, Gouverneure und eben auch ein grosser Teil des Kongresses können ebenfalls gewählt werden.

Welche Bedeutung haben die Parlamentswahlen in den USA?

Es geht um vieles. Es wird sich entscheiden, wer in den beiden Kammern – dem Repräsentantenhaus und dem Senat – die Mehrheiten holt. Mitentscheidend wird sein, ob der neue Präsident oder die neue Präsidentin die Wahlkampfversprechen umsetzen kann.

US-Kapitol im Schatten.
Legende: Das US-Kapitol im Schatten des Weissen Hauses – zwar wegen der Distanz von rund 2.5 Kilometer Luftlinie nicht möglich, aber in Bezug auf die Wahlen im November durchaus zutreffend. EPA/WILL OLIVER

Wie sieht die Ausgangslage im US-Senat aus?

Den Demokraten wird es sehr schwerfallen, die kleine Kammer zu halten. Sie müssen drei Sitze in sogenannt «roten», also republikanischen, Bundesstaaten verteidigen: in West Virginia, Montana und Ohio. Im sehr konservativen West Virginia tritt der seit 2010 amtierende demokratische Senator nicht mehr an, weshalb dieser Sitz für die Demokraten so gut wie verloren ist. Auch in Montana konnte sich bislang ein demokratischer Senator halten, obwohl dort seit Jahrzehnten republikanische Präsidentschaftskandidaten gewählt werden. Zwar ist es in der Regel schwierig, amtierende Senatoren zu besiegen. Aber das könnte den Republikanern in Montana nun gelingen – ebenso in Ohio. Zudem dürften die Senatsrennen in Michigan, Arizona oder Wisconsin knapp ausfallen. Sie alle waren bislang dem demokratischen Lager zuzurechnen.

Der Vizepräsident als Zünglein an der Waage

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Der Senat wird tranchenweise gewählt: alle zwei Jahre etwa ein Drittel der 100 Sitze. In der kleinen Kammer des US-Parlaments hat das demokratische Lager aktuell eine Mehrheit von 51 zu 49 Sitzen. Doch die demokratische Mehrheit in der kleinen Kammer ist noch nicht Geschichte, wenn die Demokraten West Virginia verlieren.

Es kommt darauf an, wer Präsident und damit einhergehend Vizepräsident wird. Dieser – es wird entweder der Demokrat Tim Walz oder der Republikaner J. D. Vance sein – kann bei Senatsabstimmungen mit 50 zu 50 Stimmen einen Stichentscheid fällen. Noch nie hat ein Vizepräsident so viele Stichentscheide getroffen wie die amtierende Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris. Wenn also die Demokraten West Virginia verlieren und Donald Trump Präsident wird, dann würden die Demokraten den Senat mitverlieren.

Wie sieht die Ausgangslage im Repräsentantenhaus aus?

In einer überwiegenden Mehrheit der Wahldistrikte steht das Resultat schon so gut wie fest. Die entscheidenden Wahlen waren dort die innerparteilichen Vorwahlen. Diese kleine Zahl der umkämpften Sitze ist bemerkenswert, zumal es sich um insgesamt 435 Sitze handelt, die es neu zu besetzen gilt. Die Demokraten setzen ihre Hoffnungen besonders auf Wahlkreise, wo 2020 Joe Biden am meisten Stimmen holte, wo 2022 bei den Zwischenwahlen dann aber die Republikaner siegten. Im Fokus sind speziell einige Wahlkreise in den Bundesstaaten Kalifornien und New York. In diesen beiden Distrikten dürfen die Demokraten hoffen, auch weil das Zugpferd neu Kamala Harris heisst. Würden die Demokraten am Wahltag in diesen Wahlkreisen siegen, wäre das ein zentraler Indikator dafür, dass sich die Demokraten die Mehrheit in der grossen Kammer zurückholen könnten.

Welche Folgen haben die knappen Rennen in beiden Kongresskammern?

Wenn zum Beispiel Kamala Harris Präsidentin werden würde, die Demokraten aber den Senat verlieren würden, könnte das Harris, die dann Richterinnen und Richter nominieren müsste, das Leben schwer machen. Denn der Senat bestätigt diese oder Kabinettsmitglieder. Es würde auch sehr viel schwieriger werden, grosse gesetzgeberische Würfe durchzubringen. Ein nationales Recht auf Abtreibung, von dem Harris im Wahlkampf spricht, wäre dann sehr unwahrscheinlich. Also besonders dann, wenn sich die Parteien die Macht teilen müssen, kann das zu Stillstand führen – gut ersichtlich am jetzigen Kongress. Und je nachdem, wie die Wahlen am 5. November ausfallen, könnte das so weitergehen.

US-Kongress seit 2022: ineffizient, dysfunktional und chaotisch

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Der jetzige Kongress ist ein gutes Beispiel für einen Stillstand. Die Demokraten kontrollieren das Weisse Haus und den Senat, die Republikaner das Repräsentantenhaus. Dieser Kongress war im letzten Jahr, gemessen an den verabschiedeten Gesetzen, sehr ineffizient.

Wichtige Dinge wie die Ukrainehilfe schafften es nur nach langen Verhandlungen durch beide Kammern. Das hat auch damit zu tun, dass die Republikaner ihre ganz knappe Mehrheit nicht kontrollieren konnten. Der rechte Parteiflügel nahm die ganze Kammer zeitweise in Geiselhaft. Es dauerte sehr lange, bis ein Vorsitzender, ein Speaker, gewählt wurde. Dann wurde er wieder abgewählt und es dauerte lange, bis ein Ersatz gefunden wurde. Also ein teilweise dysfunktionaler, chaotischer Kongress.

US-Wahlen 2024

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Legende: SRF

Donald Trump kehrt als 47. Präsident ins Weisse Haus zurück. Alle News und Hintergründe dazu finden Sie hier: US-Wahlen 2024 .

Echo der Zeit, 13.9.2024, 18:00 Uhr ; 

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