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Abbau bei der Forschung Trump schliesst Klima-Institut – Was das für die Forschung heisst

Sparen bei der Forschung zum Klima: SRF-Wissenschaftsredaktorin Zöfel erklärt, was das bedeutet.

Die US-Regierung hat angekündigt, dass sie das National Center for Atmospheric Research schliessen will. Dies ist ein wichtiges Klimaforschungsinstitut im Bundesstaat Colorado. Das Institut, kurz Ncar genannt, sei eine der grössten Ursachen für «Klima-Alarmismus» in den USA, begründet die Regierung die angekündigte Schliessung des Instituts. SRF-Wissenschaftsredaktorin erklärt, wie sich das auswirken könnte.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsredaktorin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsjournalistin bei SRF. Sie ist Biologin und spürt gerne den Fragen nach, die der wissenschaftliche Fortschritt unserer Gesellschaft stellt.

Woran wird am Ncar genau geforscht?

Dort wird an allem geforscht, was mit der Atmosphäre zu tun hat, seit den 1960er-Jahren. Die ersten Wetter- und Klimamodelle zum Beispiel, die stammen vom Ncar, genauso wie ein System, dessen Namen man vielleicht schon gehört hat, nämlich Lidar. Das ist ein lasergestütztes System, um Landschaften aus der Ferne zu erfassen. Es wird heute weltweit genutzt. Die Forschung dreht sich ausserdem um Luftchemie zum Beispiel, also um Luftqualität oder um die Vorhersage von Extremereignissen. Das Ncar hat Supercomputer mit sehr hoher Rechenleistung, die wichtig sind für viele verschiedene Forschungsprojekte, auch weltweit. Und natürlich geht es auch um die Klimaerwärmung, allerdings nur zu einem kleineren Teil. Das Bild als Hort von «Klimahysterie», das die US-Regierung vom Institut zeichnet, stimmt so gar nicht. Auch von der Ausgangslage der Forschung her stimmt es nicht.

Welche Folgen hat eine Schliessung für die Klimaforschung?

Die Forschung, an der das Ncar weltweit beteiligt ist, wird es schwerer haben. Viele befürchten zum Beispiel, dass die Qualität der Klimavorhersagen leiden wird, weil ein wichtiges Puzzleteil wegfällt. Auch der Weltklima-Bericht des IPCC fusst auf Daten und Modellen, die zu einem guten Teil vom Ncar stammen.

Ist es realistisch, dass der Forschungsbetrieb mit privaten Mitteln weitergeführt werden könnte?

Erstens sind es Summen, die schlicht nicht von jetzt auf gleich zu ersetzen sind. Zweitens ist die Frage, was das bedeuten würde. Wenn Forschung nicht mehr als Gemeingut organisiert wird, sondern privatisiert wird. Wird dann nur noch erforscht, was sich lohnt, woraus sich ein Gewinn ziehen lässt? Oder hofft man auf Philanthropen, die sich für das Gemeinwohl mit ihrem privaten Geld engagieren wollen? Auch werden Forschende in Europa sicher versuchen, einen Teil der Aufgaben zu übernehmen. Das wäre eine Alternative zum privaten Geld. Aber auch das wird den Schaden nicht ausgleichen können.

Lassen sich die Folgen vom Vorgehen der Trump-Regierung gegen die Forschung schon abschätzen?

Wie viel Geld im System Wissenschaft in den USA im Moment tatsächlich entzogen wird und wie gross der Schaden ist, lässt sich nicht genau sagen. Die Situation ist immer noch chaotisch. Teils erklärten Gerichte Kürzungen wieder für nichtig. Aber was sich schon sagen lässt: Die Verunsicherung ist immens. Verträge werden kurzfristig gekündigt, Universitäten verlieren Gelder, wenn sie bestimmte Vorgaben der US-Regierung nicht erfüllen. Schon bewilligte Projekte werden kurzfristig wieder gestrichen. Das betrifft auch Infrastrukturvorhaben. Wenn man sich unter Forschern in den USA umhört, gibt es zwei grosse Sorgen: Erstens die erwähnte Unsicherheit und zweitens, dass eine ganze Generation Wissenschaftlern verloren gehe, weil kaum ein junger Mensch in den USA sich jetzt auf Forschung einlassen wolle.

Echo der Zeit, 19.12.2025, 18 Uhr ; 

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