Vor gut drei Monaten wurde Charlie Kirk ermordet, als er mit Studierenden debattierte. Die Motive des Attentäters sind bis heute nicht völlig klar. Nun trifft sich die Organisation, die der rechtskonservative Aktivist vor 13 Jahren gegründet hat, zur alljährlichen Konferenz.
Kirk glaubte, Amerika sei es wert, dafür zu sterben, heisst es im Eröffnungsvideo des «America Fest». Kirk wird zu jenen gezählt, die die USA seit 250 Jahren verteidigten.
Nazis, Islamisten und die Antifa marschieren über die Leinwand. Man wähnt sich im Krieg: Mit einer gottlosen Linken, die das Land zerstören will.
Kirks Witwe übernimmt
Auf der Bühne, hell erleuchtet: Das Mikrofon, das Kirk bei seiner Ermordung angeblich in den Händen hielt. Dann eine Lichtshow – funkensprühende Vulkane. Erika Kirk tritt auf. «Vor zwei Jahren hat mein Mann auf dieser Bühne gesagt: Hier bin ich, Gott, nutze mich! Und wie Gott ihn genutzt hat!»
Über 30'000 Leute sind gekommen. Rechte Starredner treten auf, zig rechte Podcaster und Medien haben Studios aufgebaut. Überall Trump-Hüte und christliche Symbole.
«Jesus Christus ist unser Herr und Erlöser», sagt ein junger Mann. «Wir sind abgedriftet, in Richtung Säkularismus und Weltlichkeit. Darum geht es dem Land so schlecht.»
Kirks Tod habe ihn hart getroffen, sagt Shaun Neibert. «Meine Hände zitterten. Ich war schockiert. Aber Gott liess das aus einem Grund geschehen», erklärt der Vizepräsident der Ortsgruppe an der Universität von Houston. «Wir müssen Charlies Vermächtnis ehren und die Ideale und Werte verbreiten, die Turning Point predigt.»
Offener Streit
Junge Leute berichten, dass sie nach Kirks Ermordung beigetreten sind oder eigene Ortsgruppen gegründet hätten. Gemäss eigenen Angaben ist die Organisation seit Kirks Tod stark gewachsen: An Universitäten und Highschools entstünden pro Tag fünfzig neue Ortsgruppen, behauptet Erika Kirk. Landesweit seien es nun über 4500. Mehr als eine Million Studierende sei Teil von Turning Point.
Doch auf der Bühne gibt es offenen Streit. Nicht nur die Linke sei eine Gefahr, warnt der jüdische, rechte Kommentator Ben Shapiro. «Die konservative Bewegung ist gefährdet durch Scharlatane.» Es gelte, sich abzugrenzen von Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremen und Antisemiten.
Steve Bannon schiesst zurück: Für Shapiro sei Israel wichtiger als die USA. «Er ist wie ein Krebs, der sich ausbreitet, Metastasen bildet.»
Nach Kirks Tod und etwas mehr als ein Jahr nach Trumps Wahlsieg werden Risse sichtbar. «Es gibt etwa zwanzig konservative Fraktionen», sagt Neibert. «Irgendetwas muss sie zusammenhalten. Und dieses etwas ist Turning Point USA.»
Vance bringt sich in Stellung
Zum Schluss: Auftritt von J.D. Vance, Vizepräsident und Freund von Charlie Kirk. Seine Rede: ein Angriff auf den politischen Gegner. In den letzten fünfzig Jahren habe es einen Krieg gegen das Christentum in den USA gegeben: «Von allen Kriegen, die Trump beendet hat, ist das derjenige, auf den wir am stolzesten sind.»
Vance scheint gut anzukommen. «Er kann Trumps Fackel am besten weitertragen», sagt ein Teilnehmer. «Ich habe religiöse Differenzen mit Vance: Ich bin Baptist, er ist Katholik. Aber er würde meine Stimme kriegen.»
Doch die Wahl liegt noch drei Jahre in der Zukunft. Es wird sich zeigen, ob Turning Point USA die rechte Bewegung nach Kirks Tod zusammenhalten kann. Mit einem Donald Trump, der allmählich von der Bildfläche verschwindet.