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Vorwurf des Völkerrechtsbruchs Weisses Haus stärkt Verteidigungsminister Hegseth den Rücken

  • In der Debatte um einen möglicherweise völkerrechtswidrigen US-Angriff auf ein Boot in der Karibik stellt sich das Weisse Haus hinter Pentagon-Chef Pete Hegseth.
  • Am 2. September 2025 hat das US-Militär zwei Angriffe auf angebliche Drogenschmuggler in der Karibik ausgeführt.
  • Die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, räumte ein, dass der US-Verteidigungsminister die Operation autorisiert habe, doch er habe den zweiten Schlag auf dasselbe Boot nicht persönlich angeordnet.

Genau dieser zweite Schlag könnte laut Experten, gegen das Völkerrecht verstossen haben, denn bei diesem seien zwei weitere Männer getötet worden. Der «Washington Post» zufolge hatten sich die beiden Überlebenden des ersten Angriffs, an das schwelende Wrack geklammert und stellten keine unmittelbare Bedrohung dar.

Hegseth: «Ich habe keine Überlebenden gesehen.»

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Pete Hegseth ist mittig zu sehen
Legende: Der Verteidigungsminister hat sich am Dienstag den Fragen eines Reporters gestellt. EPA/YURI GRIPAS / POOL

Er habe den ersten Angriff auf das Boot in der Karibik Anfang September live verfolgt, sei dann aber zu einem anderen Termin gegangen, sagte Hegseth nach einem Kabinettstreffen im Weissen Haus. «Ich habe persönlich keine Überlebenden gesehen», betonte Hegseth. Da habe es Rauch und Feuer gegeben, fügte er hinzu und weiter: «Das ist der Nebel des Krieges.»

Hegseth sagte nun, er habe erst ein paar Stunden später erfahren, dass der zuständige Kommandant, Admiral Frank M. Bradley, die Entscheidung getroffen hatte, «zu der er voll und ganz befugt war». Admiral Bradley habe die richtige Entscheidung getroffen, das Boot zu versenken und die Bedrohung zu beseitigen. «Wir stehen hinter ihm», sagte Hegseth.

Wusste Hegseth von den Überlebenden?

Der US-Sender CNN und die «Washington Post» berichteten, Hegseth habe zuvor selbst die Anweisung gegeben, «alle zu töten». Laut CNN ist aber unklar, ob der Minister vor dem zweiten Angriff von den Überlebenden wusste.

Angriffe auf Boote in der Karibik und im Pazifik

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Seit Wochen greift das US-Militär Boote mit angeblichen Drogenschmugglern in der Karibik und im Pazifik an. Die rechtliche Grundlage der Operationen ist allgemein umstritten. Bei dem Schlag am 2. September, es war der erste bekannte dieser Art, wurden nach Angaben der US-Regierung elf Menschen getötet.

Insgesamt wurden demnach seit Beginn der Angriffe rund 80 Menschen getötet.

Nach Informationen der «Washington Post» wurde der zweite Schlag angeordnet, nachdem die Überlebenden gesichtet worden waren, um Hegseths Anweisung zu erfüllen.

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth spricht.
Legende: An der Pressekonferenz erklärte Leavitt, dass Pete Hegseth den zuständigen Admiral autorisiert habe, die Schläge direkt auszuführen. EPA/ORLANDO BARRIA (Archiv)

Hegseth hat die Vorwürfe im Kontext der Schläge am 2. September zurückgewiesen. Auf der Plattform X sprach er von «fabrizierten» Medienberichten, die darauf abzielten, das US-Militär zu diskreditieren.

Er sagt, er hat es nicht getan, also muss ich diese Entscheidung nicht treffen.
Autor: Donald Trump US-Präsident

Präsident Donald Trump stellte sich hinter seinen Minister. Auf die Frage, ob ein solcher Befehl akzeptabel wäre, sagte der Republikaner über Hegseth: «Er sagt, er hat es nicht getan, also muss ich diese Entscheidung nicht treffen.»

In der Pressekonferenz im Weissen Haus am Montag hakten mehrere Reporter hartnäckig bei Sprecherin Leavitt nach, wer den zweiten Schlag angeordnet habe und ob bewusst keine Überlebenden zurückgelassen wurden.

Leavitt sagte nicht, dass Hegseth den zweiten Schlag direkt angeordnet habe, und betonte stattdessen, der Admiral habe «innerhalb seiner Befugnisse und des Gesetzes gehandelt».

Der Senator Mark Kelly spricht zu den Medien.
Legende: Der demokratische Senator Mark Kelly zeigte sich besorgt. Angehörige des US-Militärs müssten die Gesetzeslage kennen, sagte er und forderte eine Untersuchung des Vorfalls. AP Photo/J. Scott Applewhite

Auf die Frage, welches Recht es erlaube, Überlebende gezielt zu töten, erklärte die Sprecherin, der Angriff sei «zur Selbstverteidigung» erfolgt und «im Einklang mit dem Recht bewaffneter Konflikte» durchgeführt worden.

Senator Kelly kritisiert den Verteidigungsminister

Der demokratische Senator Mark Kelly fordert eine Untersuchung des Vorfalls. Ein «unqualifizierter Verteidigungsminister» habe aber dafür wichtiges Personal entlassen.

Hegseth laufe herum und rede von «Kriegermentalität und darüber, Menschen zu töten», kritisierte Kelly. Das sei «nicht die Botschaft, die vom Verteidigungsminister kommen sollte», so Kelly.

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SRF 4 News, 02.12.2025, 00:00 Uhr ; 

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