Der Kampf der US-Regierung gegen Drogenkartelle aus Lateinamerika hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat einen Flugzeugträger in die Karibik entsandt. Die Verlegung des weltgrössten Flugzeugträgerverbands «USS Gerald R. Ford» in lateinamerikanische Gewässer ist die bislang deutlichste Machtdemonstration in Lateinamerika und geht weit über alle bisherigen Einsätze gegen den Drogenhandel hinaus. «Die erhöhte US-Militärpräsenz im Zuständigkeitsbereich des US-Südkommandos wird die Fähigkeit der USA stärken, illegale Akteure und Aktivitäten zu überwachen und zu unterbinden», teilte Pentagon-Sprecher Sean Parnell auf X mit.
Wann der Flugzeugträger verlegt wird, sagte der Sprecher nicht. Der Einsatz ist Teil eines von US-Präsident Trump betriebenen Aufmarsches in der Karibik. Bislang sind dort acht Kriegsschiffe, ein atombetriebenes U-Boot und F-35-Kampfflugzeuge im Einsatz. Die 2017 in Dienst gestellte «USS Gerald R. Ford» ist der neueste der insgesamt elf US-Flugzeugträger. An Bord sind mehr als 5000 Seeleute. Der 333 Meter lange atomgetriebene Flugzeugträger kann bis zu 90 Militärflugzeuge aufnehmen, darunter Kampfjets und Frühwarnflugzeuge vom Typ Hawkeye.
Seit Anfang September hat das US-Militär zehn Angriffe auf mutmassliche Drogenschiffe vor allem in der Karibik ausgeführt, wobei etwa 40 Menschen getötet wurden. Pete Hegseth, der sich Kriegsminister nennt, hatte am Freitag einen erneuten Schlag gegen Drogenschmuggler auf See öffentlich gemacht. Auf Anweisung Trumps sei ein Schiff in internationalen Gewässern attackiert worden, das der venezolanischen Drogenbande Tren de Aragua zugeordnet werde, teilte Hegseth auf X mit.
Hegseth drohte, weiterhin gegen Drogenkartelle vorzugehen und das auch an Land. Die explizite Erlaubnis für weitere Angriffe auf Rauschgiftschmuggler will sich Trump allerdings nicht beim Kongress einholen. Gemäss Verfassung ist der US-Präsident zwar Oberbefehlshaber der Streitkräfte, allerdings kann nur der Kongress offiziell einen Krieg erklären. In der Praxis haben aber nur wenige Präsidenten diesen Weg gewählt.
US-Angriffe auf angebliche Drogenboote
In den vergangenen Wochen hatte das US-Militär mehrfach angeblich mit Drogen beladene Boote in der Karibik und im Pazifik angegriffen. US-Medien berichteten jüngst, der Präsident schätze die Situation so ein, dass sich die USA in einem «bewaffneten Konflikt» mit Drogenkartellen befänden. Sie stuft die US-Regierung als «unrechtmässige Kombattanten» ein.
Trump zieht eine Parallele zu religiös motiviertem Terrorismus und nannte die Drogenkartelle «den Islamischen Staat der westlichen Hemisphäre». Hegseth vergleicht sie mit der Terrororganisation Al-Kaida.
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva kritisierte die US-Militärangriffe gegen mutmassliche Drogenschmuggler vor den Küsten Südamerikas. «Wenn sich das durchsetzt, glaubt jeder, er könne in das Territorium des anderen eindringen, um zu tun, was er will», sagte Lula dem Fernsehsender TV Globo.
Das venezolanische Militär übte seinerseits bei einem Manöver die Landesverteidigung. An strategischen Punkten seien Luftabwehreinheiten stationiert worden, sagte Präsident Nicolás Maduro. Jeder Versuch der Destabilisierung werde scheitern, sagte Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López.