Der Druck auf die Medien steigt. Wer sich Trump in den Weg stellt, dem droht die Entlassung oder eine Klage: Vier hochrangige Experten beschreiben, wie sie die zweite Amtszeit des US-Präsidenten erleben.
Leon Panetta, ehemaliger US-Verteidigungsminister und Ex-Direktor der CIA
«Unsere Demokratie und ihre Institutionen werden gerade auf eine harte Probe gestellt. Wir haben es mit einem Präsidenten zu tun, der die Gesetze und die Verfassung weitgehend missachtet. Er ist nicht der Erste in diesem Amt, der das tut. Aber das Ausmass ist neu.
Und dazu kommt, dass Trump es nicht mag, wenn man ihm widerspricht. In dieser zweiten Amtszeit umgibt er sich bewusst mit Menschen, die er nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten oder ihrer Erfahrung auswählt, sondern aufgrund ihrer Loyalität. Und er rächt sich an jenen, die es wagen, sich ihm in den Weg zu stellen. Er spricht zwar immer von Meinungs- und Redefreiheit, aber sobald man Kritik an ihm äussert, scheint das nicht zu gelten.»
Terry Moran, Journalist und Moderator
«Die amerikanischen Medien haben Angst vor Trump, das spürt man. Er nutzt seine Macht, um Journalistinnen und Journalisten einzuschüchtern und jene zu begünstigen, die ihn unterstützen. Das zeigt sich in seiner zweiten Amtszeit ungleich stärker als in der ersten. So wollte er zum Beispiel der Presseagentur ‹Assiocated Press› den Zugang zum Weissen Haus entziehen, weil sie sich weigerte, den Golf von Mexiko als Golf von Amerika zu bezeichnen.
Ich selbst habe meinen Posten verloren, weil ich Stephen Miller – einen Berater Trumps und eine Schlüsselfigur in seiner Regierung – in einem Tweet als Menschen beschrieben hatte, der von Hass erfüllt ist und sich von ihm nährt. Hätte ich während Joe Bidens Präsidentschaft etwas Ähnliches geschrieben, hätte ich meinen Job noch.»
Henry Olsen, Publizist und politischer Kommentator
«Als Trump 2016 zum ersten Mal gewählt wurde, war er sich bewusst, dass er keine Regierungserfahrung hatte. Darum orientierte er sich stärker am Establishment, verliess sich auf die Topberater der Republikaner. Das ist jetzt anders.
Gleichzeitig geht er entschlossener vor als früher. Eine Gefahr für die Demokratie sehe ich darin nicht. Nehmen wir die Zollpolitik: Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es ihm gelingt, damit die US-Industrie zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen. Aber viele Ökonomen schliessen das von Anfang an aus; als wäre es nicht einmal denkbar, dass er mit seiner Politik Erfolg hat.»
Temidayo Aganga-Williams, Ermittler im Untersuchungsausschuss zum 6. Januar 2021
«Alles war auf einer Lüge aufgebaut. Das ist, was mich am meisten beschäftigt. Dass in den USA immer noch viele glauben, dass Joe Bidens Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 ‹gestohlen› war – und dabei gibt es nichts, keine Fakten, die das untermauern würden.
Doch es gibt Menschen in wichtigen, mächtigen Positionen, die das den Leuten weiterhin einreden. Und sie haben keine Konsequenzen zu befürchten. Im Gegenteil: Wer jetzt juristisch verfolgt wird, sind jene, die Trump auf die Liste seiner Feinde gesetzt hat. Es ist, als würden er und sein Team diese Liste Punkt für Punkt durchgehen. Ich glaube, unsere Demokratie ist gerade ernsthaft in Gefahr.»
 
             
             
            