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Zweite Amtszeit Trump 2.0: «Unsere Demokratie ist ernsthaft in Gefahr»

Der Druck auf die Medien steigt. Wer sich Trump in den Weg stellt, dem droht die Entlassung oder eine Klage: Vier hochrangige Experten beschreiben, wie sie die zweite Amtszeit des US-Präsidenten erleben.

Person mit roter Mütze spricht mit Reportern im Freien.
Legende: US-Präsident gegen die Medien: Die Trump-Regierung hat Fördergelder für öffentliche Rundfunksender gestrichen und schliesst einzelne Journalisten von Medienkonferenzen aus. Keystone/EPA/GRAEME SLOAN/POOL

Leon Panetta, ehemaliger US-Verteidigungsminister und Ex-Direktor der CIA

«Unsere Demokratie und ihre Institutionen werden gerade auf eine harte Probe gestellt. Wir haben es mit einem Präsidenten zu tun, der die Gesetze und die Verfassung weitgehend missachtet. Er ist nicht der Erste in diesem Amt, der das tut. Aber das Ausmass ist neu.

Und dazu kommt, dass Trump es nicht mag, wenn man ihm widerspricht. In dieser zweiten Amtszeit umgibt er sich bewusst mit Menschen, die er nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten oder ihrer Erfahrung auswählt, sondern aufgrund ihrer Loyalität. Und er rächt sich an jenen, die es wagen, sich ihm in den Weg zu stellen. Er spricht zwar immer von Meinungs- und Redefreiheit, aber sobald man Kritik an ihm äussert, scheint das nicht zu gelten.»

Leon Panetta

Ehemaliger US-Verteidigungsminister und Ex-Direktor der CIA

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Leon Panetta wurde 1938 in Kalifornien geboren, ist Mitglied der Demokratischen Partei und hatte im Laufe seiner Karriere verschiedene hochrangige Ämter inne. So war er von 2011 bis 2013 Verteidigungsminister unter Barack Obama und davor Direktor der CIA, des US-Auslandsgeheimdienstes. Unter Bill Clinton war er Stabschef des Weissen Hauses. Panetta hat einen Doktortitel in Rechtswissenschaften und wurde 1976 in den US-Kongress gewählt.

Terry Moran, Journalist und Moderator

«Die amerikanischen Medien haben Angst vor Trump, das spürt man. Er nutzt seine Macht, um Journalistinnen und Journalisten einzuschüchtern und jene zu begünstigen, die ihn unterstützen. Das zeigt sich in seiner zweiten Amtszeit ungleich stärker als in der ersten. So wollte er zum Beispiel der Presseagentur ‹Assiocated Press› den Zugang zum Weissen Haus entziehen, weil sie sich weigerte, den Golf von Mexiko als Golf von Amerika zu bezeichnen.

Ich selbst habe meinen Posten verloren, weil ich Stephen Miller – einen Berater Trumps und eine Schlüsselfigur in seiner Regierung – in einem Tweet als Menschen beschrieben hatte, der von Hass erfüllt ist und sich von ihm nährt. Hätte ich während Joe Bidens Präsidentschaft etwas Ähnliches geschrieben, hätte ich meinen Job noch.»

Terry Moran

US-Journalist und Fernsehmoderator

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Terry Moran ist ein bekannter US-Journalist und Fernsehmoderator und war mehr als 25 Jahre in verschiedenen Positionen für «ABC» tätig, bis er im Juni 2025 aufgrund eines umstrittenen Tweets entlassen wurde. Die American Broadcasting Company ist eines der grössten Medienhäuser der USA und gehört zum Walt-Disney-Konzern. Moran war unter anderem Korrespondent im Weissen Haus und berichtete als Chief Foreign Correspondent aus Syrien, dem Irak und der Ukraine. Während des Wahlkampfs 2024 bereiste er die USA und berichtete von den Parteitagen der Demokraten und der Republikaner. Ein exklusives Interview mit Präsident Donald Trump, nachdem dieser in seiner zweiten Amtszeit 100 Tage im Amt war, fand viel Beachtung. Heute nutzt er die Online-Plattform Substack für die Verbreitung von Interviews und Meinungsbeiträgen.

Henry Olsen, Publizist und politischer Kommentator

«Als Trump 2016 zum ersten Mal gewählt wurde, war er sich bewusst, dass er keine Regierungserfahrung hatte. Darum orientierte er sich stärker am Establishment, verliess sich auf die Topberater der Republikaner. Das ist jetzt anders.

Gleichzeitig geht er entschlossener vor als früher. Eine Gefahr für die Demokratie sehe ich darin nicht. Nehmen wir die Zollpolitik: Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es ihm gelingt, damit die US-Industrie zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen. Aber viele Ökonomen schliessen das von Anfang an aus; als wäre es nicht einmal denkbar, dass er mit seiner Politik Erfolg hat.»

Henry Olsen

Publizist und politischer Kommentator

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Henry Olsen arbeitet für das Ethics and Public Policy Center, einen konservativen Thinktank in Washington D.C. Zu seinen Fachgebieten gehören die US-Politik sowie linke und rechte populistische Strömungen in den USA und in anderen Staaten. Er ist Autor mehrerer Bücher, Universitätsdozent und war von 2019 bis 2023 Kolumnist der «Washington Post». Olsen hat an der University of Chicago studiert und hat einen Doktortitel in Rechtswissenschaften.

Temidayo Aganga-Williams, Ermittler im Untersuchungsausschuss zum 6. Januar 2021

«Alles war auf einer Lüge aufgebaut. Das ist, was mich am meisten beschäftigt. Dass in den USA immer noch viele glauben, dass Joe Bidens Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 ‹gestohlen› war – und dabei gibt es nichts, keine Fakten, die das untermauern würden.

Doch es gibt Menschen in wichtigen, mächtigen Positionen, die das den Leuten weiterhin einreden. Und sie haben keine Konsequenzen zu befürchten. Im Gegenteil: Wer jetzt juristisch verfolgt wird, sind jene, die Trump auf die Liste seiner Feinde gesetzt hat. Es ist, als würden er und sein Team diese Liste Punkt für Punkt durchgehen. Ich glaube, unsere Demokratie ist gerade ernsthaft in Gefahr.»

Temidayo Aganga-Williams

Anwalt und Ermittler im Untersuchungsausschuss zum 6. Januar 2021

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Temidayo Aganga-Williams sagt von sich, dass er bereits im Kindesalter gewusst habe, dass er Anwalt werden wollte. Aufgewachsen ist er im US-Bundesstaat Georgia, seinen Doktortitel in Rechtswissenschaft erlangte er an der Cornell University. Heute ist er Partner der Anwaltskanzlei Selendy Gay in New York City. Davor arbeitete Aganga-Williams mehrere Jahre für die öffentliche Verwaltung, unter anderem als Ermittler für den Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zu den Ereignissen des 6. Januars 2021. Durch diese Funktion und damit verbundene Medienauftritte wurde er einer grösseren Öffentlichkeit bekannt.

Club, 28.10.2025, 22:30 Uhr ; 

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