Am 29. Oktober 2024 fiel in der Region Valencia so viel Regen, wie nie zuvor in Spanien gemessen worden war. Bis zu 185 Millimeter innerhalb einer Stunde. 229 Menschen verloren in den Fluten ihr Leben. Die Schäden waren enorm, Häuser wurden weggespült, Strassen fortgerissen, Felder verwüstet.
Der Wiederaufbau läuft. Ein Teil der Strassen und Häuser sei repariert worden, weiss Sergio Palencia. Der Professor für Städtebau von der Universität Valencia besucht die damals überschwemmten Gebiete regelmässig und berät betroffene Städte.
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Bild 1 von 2. Vorher ... Eine Strasse in Alfafar bei Valencia, kurz nach den Überschwemmungen. Bildquelle: Keystone/EPA/Biel Alino.
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Bild 2 von 2. ... nachher. Ein Jahr später ist in der Strasse wieder Normalität eingekehrt. Bildquelle: Keystone/EPA/Biel Alino.
Nicht alles aber laufe so, wie es seiner Ansicht nach sollte, sagt Palencia. Die Regionalregierung erlaube es auch in Gefahrengebieten, wieder neue Häuser aufzubauen. Das sei ein Fehler: «In stark gefährdeten Gebieten müsste man im Gegenteil sogar Häuser entfernen.»
Der Städtebauexperte Palencia weist aber auch darauf hin, dass das Problem historische Gründe habe. «Die Bauten in den Risikogebieten wurden grösstenteils vor 2003 errichtet, also bevor es Gefahrenkarten gab.»
Es seien so viele, dass dies nicht mehr rückgängig zu machen sei: «Man kann nicht einfach 400'000 Menschen umsiedeln. Das ist unmöglich.»
Wir haben ein Jahr verloren.
Man könne aber die bestehenden Städte besser schützen. Palencia sieht verschiedene Massnahmen: «Zum Beispiel die Häuser verstärken oder die Städte grüner machen, damit das Wasser besser versickert. Oder auch Dämme bauen, die das Wasser umleiten.»
Es brauche eine Kombination von verschiedenen Massnahmen und eine langfristige Planung, um der Bevölkerung Schutz zu bieten. Leider aber habe sich in diesem Bereich aber kaum etwas getan: «Wir haben ein Jahr verloren.»
Eines der Hauptprobleme ortet Sergio Palencia in der zerstrittenen Politik. Tatsächlich sind sich die linke nationale Regierung unter Pedro Sánchez und die konservative Regionalregierung von Carlos Mazón spinnefeind. «Die beiden Lager sind ständig im Streit, kritisieren und beschuldigen sich, anstatt zusammen die Region wieder aufzubauen.»
Die fehlende langfristige Planung stimmt auch den Klimatologen Jorge Olcina nachdenklich. Beim Unwetter vom Herbst 2024 handelte es sich nämlich um eine «Dana» (Abkürzung für «Depresión Aislada en Niveles Altos» – zu Deutsch Kaltlufttropfen oder isoliertes Höhentief). Dieses meteorologische Phänomen entsteht, wenn eine isolierte, sehr kalte Luftmasse in der Höhe auf warme, feuchte Luft in Bodennähe trifft.
Die Mittelmeerregion sei dafür besonders anfällig, sagt Jorge Olcina. «Mit der weiteren Erwärmung des Mittelmeers wird es in den nächsten Jahrzehnten immer häufiger zu solchen Starkniederschlägen und Extremwetterlagen kommen.» Das Rekordhochwasser von 2024 dürfte also nicht das letzte gewesen sein.