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Vereidigung des US-Präsidenten Wenn sich die US-Hauptstadt in eine Festung verwandelt

Die US-Hauptstadt Washington DC. rüstet sich für das Fest: Diesen Freitag wird der neue Präsident Donald Trump vereidigt. Die Vorbereitungsarbeiten dauern seit Monaten an. Die Hauptstadt wird in eine Festung verwandelt – auch weil sich Demonstranten zur Vereidigung angekündigt haben. Die Reportage.

Was ist passiert? Nach einem schmutzigen Präsidentschaftswahlkampf wurde der Republikaner Donald Trump zum neuen US-Präsidenten gewählt. Seither laufen die Vorbereitungen auf die Amtseinführung auf Hochtouren – insbesondere in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten: Washington.

Wie verändert sich Washington bis zum Tag der Inauguration? Am Fusse des Kapitols stehen Hunderte von Stühlen auf dem Rasen. Hier dürfen die wichtigeren unter den Besuchern Platz nehmen. Für deren Sicherheit wuchten starke Männer metergrosse Steinblöcke auf eine Schubkarre. Sie sollen Dutzende von Zeltstangen fixieren, schliesslich dürfen die Zeltblachen niemandem auf den Kopf fallen. Hier werden bald wichtige Leute durchgehen – VIP's.

In DC wird jeder durchleuchtet. Die schneeweissen Zelte tarnen eine der vielen Sicherheitsschleusen. Die Mitarbeiter mehrerer Baufirmen arbeiten teilweise rund um die Uhr. Am längsten sind aber jene an der Arbeit, welche die Südseite des Kapitols in eine Art mehrgeschossige Freiluft-Bühne verwandeln: Auf den Stufen des historischen Parlamentsgebäudes dürfen die Movers und Shakers sitzen. Wenn es kalt ist hoffen alle, dass sich der neue Präsident kurz fasst in seiner Ansprache. Donald Trump ist nicht bekannt dafür, lange zu reden.

Weiter unten auf dem Feld vor dem Kapitol werden am Freitag die gewöhnlichen Leute erwartet. BG Foster und seine Männer koordinieren dort mitunter das Verlegen von Tausenden von Platten, die den Rasen schützen sollen. Man sei voll im Zeitplan, sagt er. Alle Arbeiten müssen aber zuletzt vom Secret Service und dem Inaugurationskomittee genehmigt werden.

Es geht auch um viel Geld. Die Vereidigung des neuen Präsidenten kostet gegen 200 Millionen Dollar. Etwa 70 Millionen kommen von privaten Spendern, den Rest trägt der Steuerzahler. Diese Millionen verändern alle vier Jahre den Stadtteil rund ums Kapitol und das Weisse Haus.

Wie geht die Bevölkerung mit den Amtseinführungen um? Die Bewohner der Hauptstadt geben sich gelassen. Die Vorbereitungen zur Inauguration sind zur Routine geworden, meint Iren Fitzgerald. Aber dennoch sei in diesem Jahr etwas anders: «Ich spüre eine andere Stimmung in der Stadt als sonst, weil viele Leute hier den neuen Präsidenten nicht unterstützen.»

«Ich spüre eine andere Stimmung in der Stadt als sonst, weil viele Leute hier den neuen Präsidenten nicht unterstützen.»
Autor: Iren Fitzgerald Anwohnerin

Einer von ihnen ist ein älterer Herr, der seinen Namen nicht nennen mag. Er sitzt mit sorgenvoller Miene auf einer Bank im Lafayette-Park vor dem Weissen Haus. An den künftigen Präsidenten Trump hat er sich noch nicht gewöhnt, an die Gitter und Strassensperren hingegen schon: «Das ist normal», sagt er, «Washington wird immer mehr zur Festung».

Der Fahrplan zum Ruhm

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Am 20. Januar zieht Donald Trump offiziell als 45. Präsident ins Weisse Haus ein. Ein Überblick über den Tag .

Der Touristen-Magnet, das Weisse Haus, ist fast nicht mehr erkennbar: Tribünen und ein hoher Zaun versperren die Sicht. Davor steht Valerie aus Virginia. Sie ist für jene da, die sorgenvoll in die Zukunft schauen. Valerie und ihre Kollegin bieten Trost aus der Bibel an. Diese gebe den Zweifelnden Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ob vielleicht auch Donald Trump vorbeikommt und zuhört, ist sich Valerie nicht sicher. Aber sie sei auf jeden Fall bereit, falls er käme.

Auch die Demonstranten laufen sich langsam warm. In einem Park in der Innenstadt protestieren Aktivisten der früheren «Occupy Wallstreet»-Bewegung lautstark gegen die Regierung Trump-Pence. Seit Tagen schon treffen sie sich jeden Abend und üben für ihren grossen Auftritt am grossen Tag von Donald Trump. Am Tag nach der Vereidigung wollen 200'000 Frauen am «Women’s March on Washington» für Frauenrechte und gegen Diskriminierung auf die Strasse gehen.

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