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Vereinigungskirche in Südkorea Führerin der Moon-Sekte in Untersuchungshaft

Die 82-Jährige Chefin der umstrittenen Vereinigungskirche Han Hak Ja soll die Ehefrau des Ex-Präsidenten Südkoreas und einen konservativen Abgeordneten bestochen haben.

Darum geht es: In Südkorea ist Anfang Woche die Anführerin Han Hak Ja der Vereinigungskirche, auch bekannt als Moon-Sekte, in einem mutmasslichen Bestechungsfall verhaftet worden. Es geht angeblich um Luxusgeschenke an die Ehefrau von Ex-Präsident Yoon Suk Yeol sowie Zuwendungen an einen Abgeordneten der konservativen People’s Power Party (PPP). Die 82-jährige Han Hak Ja, von ihrer Anhängerschaft «Mutter Han» genannt, befindet sich seit Dienstag wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Sie bestreitet jegliche Vorwürfe. Als Religionsführerin habe sie keinerlei Interesse an Politik.

Die Vereinigungskirche: Der mutmassliche Bestechungsfall stellt eine der berüchtigtsten Freikirchen Südkoreas und deren grosse Macht erneut ins Rampenlicht. Der politische Einfluss der Moon-Sekte sei vor allem innerhalb des konservativen Lagers riesig, erklärt Fabian Kretschmer, freier Journalist in der Hauptstadt Seoul. Staatliche Untersuchungen zeigten, dass über 110'000 Mitglieder der Vereinigungskirche auch Mitglieder der konservativen People’s Power Party (PPP) geworden seien.

Han Hak-ja
Legende: Moon-Führerin Han Hak Ja musste am 22. September 2025 vor einem Bezirksgericht in Seoul erscheinen. Gegen die 82-Jährige wurde ein Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr erlassen. Keystone/EPA/JEON HEON-KYUN

Der Putschversuch von 2024: Die Vereinigungskirche gilt in Südkorea als eigentliche Schattenmacht. So wird ihr auch vorgeworfen, die konservative Partei unterlaufen und im März 2022 Präsident Yoon Suk Yeol den Weg zur Macht geebnet zu haben. Der ehemalige Generalstaatsanwalt rief Anfang 2024 überraschend das Kriegsrecht aus, was eine tiefe Staatskrise auslöste. Der Putschversuch scheiterte und Yoon Suk Yeol wurde des Amtes enthoben.

Finanzielle Eigeninteressen: Historisch war die Vereinigungskirche vor allem antikommunistisch und setzte sich gemäss ihrem Namen für die Wiedervereinigung der südlichen koreanischen Halbinsel und gegen Nordkorea ein. Die klassischen politischen Ziele mischten sich aber immer auch mit finanziellen Eigeninteressen. Die Sekte verfügt laut Kretschmer über ein grosses Firmenimperium, Forschungsinstitute, Spitäler und Immobilienfirmen. Ihr gehört unter anderem die US-Zeitung «Washington Times». Dazu komme oftmals Lobbyarbeit unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit – um sich zu legitimieren und um nicht selber kriminalisiert zu werden.

Die Moon-Theologie: Die Vereinigungskirche des 2012 verstorbenen Gründers Sun Myung Moon ist mit ihrer exzentrischen Theologie zu den neuen religiösen Bewegungen zu zählen. Moon sah sich dabei als eine Art Wiedergeburt von Jesus, einen Messias, der die Menschheit zu göttlicher Vollkommenheit führen möchte. Konservative Familienwerte und die Ablehnung einer modernen Sexualpolitik gehören dazu. Nach seinem Tod übernahm Witwe Han die Religionsgemeinschaft und führte seine theologische Lehre fort.

SRF 4 News, 24.09.2025, 6:25 Uhr ; 

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