Worum geht es? Israelische Soldaten haben im Gazastreifen drei israelische Geiseln getötet. Die drei Geiseln seien versehentlich als Bedrohung identifiziert worden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Daraufhin hätten die Soldaten auf sie geschossen.
Was ist zum Hergang bekannt? Zwischen der Hamas und israelischen Soldaten fand ein Häuserkampf statt. Kämpfer der Hamas hätten sich laut israelischen Angaben mit einem Täuschungsmanöver als Zivilisten verkleidet. Die israelischen Soldaten vermuteten Sprengfallen im Gebäude, in dem sich die Geiseln befanden. Offenbar hätten die Geiseln auch schon draussen «SOS» gesprayt und auf Hebräisch um Hilfe gerufen sowie eine weisse Flagge gehisst. Die Armee sagt, die Soldaten hätten entgegen allen Regeln trotzdem geschossen. Zwei Menschen wurden sofort getötet. Ein dritter floh wieder zurück in das Gebäude, kam heraus und wurde ebenfalls erschossen. Obwohl der Kommandant befahl «Nicht schiessen», hätten die Soldaten trotzdem geschossen.
Wie reagiert das israelische Militär? Der israelische Militärsprecher betonte, dass das Vorgehen der an der Tötung der Geiseln beteiligten Soldaten nicht korrekt war. «Ich möchte sehr deutlich sagen, dass dieses Vorgehen gegen unsere Einsatzregeln war», sagte er. Gleichwohl machte der Militärvertreter deutlich, dass es sich bei dem Gebiet um eine aktive Kampfzone handle.
Hat der Vorfall Konsequenzen? Es gibt das Militärrecht und Verfahren in Israel. Ob dieses Verfahren gegen die Soldaten auch durchgeführt werde, wisse man noch nicht, sagt SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner. Sie spricht zwei Probleme an: «Diverse Militärexperten sprechen von einigen der schlimmsten Häuserkämpfe überhaupt. Die Hamas kennt jeden Zentimeter dieses kleinen Gazastreifens, die israelischen Soldaten nicht. Und das zweite, grundsätzliche Problem ist, dass Araber einfach erschossen werden. Es wird wenig unterschieden zwischen Zivilisten und Hamas-Kämpfern oder Terroristen, auch wenn das die israelische Armee sagt.»
Wie reagieren die Menschen in Israel? Hunderte Menschen haben vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv protestiert. «Israel steht einmal mehr unter Schock. Dass die eigenen Soldaten diese Geiseln erschiessen, ist eine riesige Tragödie», sagt Brunner. Es sei auch ein Schock, weil die Demonstrierenden die Verlängerung der Waffenruhe forderten, bis alle Geiseln nach Hause gebracht werden. Die Demonstration richtete sich unter anderem auch gegen Premierminister Netanjahu. Auch dessen Rücktritt wurde gefordert.
Wer übernimmt die Verantwortung? Israels Generalstabschef Herzi Halevi sagte in einem Video: «Die Armee und ich als ihr Kommandant sind für das, was passiert ist, verantwortlich. Wir werden alles tun, um zu verhindern, dass sich solche Fälle in der Zukunft wiederholen.» Halevi stellte klar, dass auf Menschen mit weisser Flagge, die sich ergeben wollen, nicht geschossen werden darf. Er gab aber zu bedenken, dass sich die Soldaten in einer Kampfzone befanden. Jede Entscheidung könne dort innert Sekunden Leben oder Tod bedeuten.
Wie reagiert Israels Regierungschef? Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete den Vorfall als «unerträgliche Tragödie». Doch: «Demonstrationen beeindrucken Netanjahu grundsätzlich nicht. Und jetzt ist Krieg. Und solange Krieg ist, wird er kaum den Hut nehmen müssen», schätzt SRF-Redaktorin Brunner.