- Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Budapest mehr als 50'000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert.
- Sie riefen Parolen wie «Orban, hau ab!».
- Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt.
Magyar führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten «Lasst uns Kinder schützen». Orban hat dem Kinderschutz nach eigenen Worten seit seiner Rückkehr an die Macht im Jahr 2010 in seiner Politik höchste Priorität eingeräumt. In den vergangenen Jahren wurde Ungarn jedoch von mehreren Missbrauchsskandalen erschüttert.
Mutmasslich 3000 Missbrauchsfälle
Ein von der Tisza-Partei am Freitag veröffentlichter Regierungsbericht aus dem Jahr 2021 hatte weitverbreiteten Missbrauch in Kinderheimen festgestellt. Darin ist die Rede von rund 3000 mutmasslichen Missbrauchsfällen in ungarischen Kinderheimen. Dies entspricht mehr als einem Fünftel aller Minderjährigen in staatlicher Obhut.
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Bild 1 von 3. Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen. Bildquelle: Robert Hegedus / MTI.
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Bild 2 von 3. Mehr als 50'000 Menschen forderten den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban. Bildquelle: Reuters / Bernadett Szabo.
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Bild 3 von 3. Oppositionsführer Peter Magyar führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten «Lasst uns Kinder schützen». Bildquelle: EPA / Robert Hegedus.
Der Bericht wurde 2022 an die zuständigen Behörden weitergeleitet, «um deren Arbeit zu unterstützen», wie das Innenministerium in einer Stellungnahme erklärte. Dem Bericht zufolge wurden damals mehr als 320 Kinder in staatlicher Obhut Opfer sexueller Gewalt, 77 von ihnen wurden demnach missbraucht.
Das Betreuungspersonal kritisierte laut dem Bericht zudem, dass Polizei oder Staatsanwaltschaft Ermittlungen ohne Anklage einstellten. Als Grund dafür sei meist ein Mangel an Beweisen genannt worden, hiess es.
Gewalt in Jugendstrafanstalt sorgt für Schlagzeilen
Zuletzt sorgte ein neuer Fall von Gewalt in einer Jugendstrafanstalt in Budapest für Schlagzeilen. Auf Bildern einer Überwachungskamera war zu sehen, wie der Direktor eines Jugendgefängnisses einen Jungen gegen den Kopf trat.
Vier Mitarbeiter waren Anfang der Woche in Gewahrsam genommen worden, die Regierung stellte alle Einrichtungen dieser Art unter polizeiliche Aufsicht. Schon zuvor waren drei weitere Mitarbeiter festgenommen worden, darunter ein ehemaliger Direktor, dem die Leitung eines Prostitutionsrings vorgeworfen wird.