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Virtuelle Avatare China lässt durch KI Verstorbene wiederbeleben

Immer mehr Chinesinnen und Chinesen kommunizieren mithilfe virtueller Avatare mit ihren Verstorbenen. Ein Geschäftsmodell, welches das Land auszuweiten weiss.

Mit Verstorbenen sprechen: Wer Angehörige oder Freunde verloren hat, der kennt diesen Wunsch – und den machen chinesische Firmen nun zu Geld. Sie bieten an, Tote mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) virtuell wiederauferstehen zu lassen.

Fabian Kretschmer

Journalist

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Der Journalist und Autor Fabian Kretschmer berichtet aus Peking für diverse deutschsprachige Medien, darunter die österreichische «Die Presse» sowie die Berliner «Tageszeitung».

Solche Angebote gibt es schon länger. Dass daraus jetzt in China ein solcher Hype wird, hat vor allem mit den gesunkenen Preisen zu tun, weiss Fabian Kretschmer, freier China-Korrespondent. «Vor ein, zwei Jahren war das noch ein Luxusvergnügen. Umgerechnet hat es mehrere Tausend Franken gekostet.» Heute böten das einige Dienstleister für unter 200 Franken an, sagt Kretschmer.

Chinesinnen und Chinesen, die das Angebot nutzen möchten, können Firmen beauftragen, einen Avatar der verstorbenen Person zu erstellen. Diese füttern dann die Software mit Informationen. Das können Videoaufnahmen, Audiospuren oder schriftliche Biografien des Verstorbenen sein. Damit werde dann ein Avatar oder, wie es Kretschmer bezeichnet, ein «Deepfake» kreiert.

Man muss schon sehr stark daran glauben und einen guten Willen mitbringen.
Autor: Fabian Kretschmer Freier Journalist in China

Auf den ersten Blick wirkten die Avatare authentisch. «Sie können Gesten machen, und man kann sich mit ihnen unterhalten», sagt Kretschmer. Doch: «Die Avatare sind nicht immer zu 100 Prozent authentisch und nicht allwissend. Man muss schon sehr stark daran glauben und einen guten Willen mitbringen.»

Dass dieses Modell gerade in China Anklang findet, hat laut Kretschmer vor allem mit der kulturellen Affinität zu tun. «In China gibt es jedes Jahr das Totengedenkfest, bei dem man zu den Gräbern der Verstorbenen geht, dort Papiergeld verbrennt oder frische Früchte vor die Gräber legt.» Auch zu Hause stellten Chinesinnen und Chinesen Traueraltäre mit Fotos der Verstorbenen auf, um mit ihnen zu kommunizieren. Dass man nun nicht mehr mit einem Foto, sondern mit einem digitalen Avatar interagiert, sei ein logischer Schritt, sagt Kretschmer.

Avatare als Moderatoren und historische Persönlichkeiten

In China wird diese Technologie, die von chinesischen Herstellern stammt, begrüsst und bereits ausgeweitet. «Es gibt beispielsweise Nachrichtensender, die digitale Avatare als Moderatoren einsetzen.» So könne man Moderatorinnen und Moderatoren ersetzen, die nicht genügend Englisch sprechen oder nicht bereit sind, Propaganda über den Fernseher zu verbreiten, sagt Kretschmer.

Die chinesische Regierung hat früh erkannt, wie sie die Technologie für ihre eigene Zwecke nützen kann.
Autor: Fabian Kretschmer Freier Journalist in China

Auch im Bildungsbereich werden solche Avatare eingesetzt und tote Philosophen und Politiker wieder zum Leben erweckt. «Letztes Jahr gab es eine Fernsehserie, in der man den chinesischen Gelehrten Konfuzius gemeinsam mit Karl Marx, dem Erfinder des Kommunismus, auf ein Podium gestellt hat.» Eine plumpe Propagandaserie, die hohe Wellen geschlagen habe, sagt Kretschmer. «Die Botschaft der Serie war, dass der Kommunismus, wie er in China gelebt wird, perfekt in die Kulturgeschichte des Landes passt.» Das habe viel negative Kritik hervorgerufen. Gerade auch, weil die historischen Persönlichkeiten mit Schminke und Kostüm nicht authentisch wirkten.

«Die chinesische Regierung hat früh erkannt, wie sie die Technologie für ihre eigene Zwecke nützen kann», sagt Kretschmer. Dabei gehe es ihr vor allem darum, die öffentliche Meinung zu steuern. Doch es sei auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: «Zwischen den USA und China gibt es ein grosses Wettrennen, wer die Nummer eins bei der künstlichen Intelligenz ist. Und da will China natürlich führend sein.»

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SRF 4 News, 14.05.2024, 6:45 Uhr ; 

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