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Völkermorde weltweit Wenn Menschlichkeit versagt: eine Chronologie der Völkermorde

Die Anschuldigung einer unabhängigen Untersuchungskommission des Uno-Menschenrechtsrats, Israel begehe im Gazastreifen einen Genozid, hat die internationale Debatte neu entfacht. Ein unvollständiger Überblick über historische Genozide, die das kollektive Gedächtnis bis heute prägen.

Der Genozid an den Herero und Nama (1904–1908)

Genozid-Denkmal vor der Alten Feste in Windhoek
Legende: Genozid-Denkmal vor der Alten Feste in Windhoek, Südafrika. zvg

In Deutsch-Südwestafrika wurden Zehntausende Herero und Nama von deutschen Kolonialtruppen getötet. Die Überlebenden wurden in Konzentrationslagern interniert. Deutschland erkennt die Verantwortung an, doch die internationale juristische Anerkennung fehlt.

Der Genozid an den Pontus-Griechen (1914–1923)

Kinder, Frauen, Männer: Pontus-Griechen auf der Flucht.
Legende: Kinder, Frauen, Männer: Pontus-Griechen auf der Flucht. int.ert.gre

Zwischen 282'000 und 360'000 Pontus-Griechen fielen im Osmanischen Reich systematischer Gewalt zum Opfer – darunter Massaker, Todesmärsche und Vertreibungen. Die Gräueltaten wurden von der Internationalen Vereinigung der Völkermordforscher sowie mehreren Staaten als Genozid anerkannt. Die Türkei hingegen weist diese Einstufung bis heute zurück.

Der Genozid an den Armeniern (1915–1917)

Armenische Bürger im Jahr 1915 eskortiert von türkischen bewaffneten Männern.
Legende: Armenische Zivilisten werden im Jahr 1915 durch bewaffnete türkische Männer eskortiert. Viele von ihnen sollen später getötet worden sein. Keystone/ap

Im Osmanischen Reich wurden über 1,5 Millionen Armenierinnen und Armenier systematisch verfolgt und ermordet. Deportationen, Todesmärsche und Massaker prägten die Gewalt. Die Türkei bestreitet bis heute die Einstufung als Genozid. Viele Länder und Historikerinnen und Historiker erkennen ihn jedoch als solchen an.

Der Holocaust (1941–1945)

Gedenktafeln im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Legende: Gedenktafeln im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau – zum Gedenken an die Millionen im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden. Keystone/Kacper Pempel

Der Holocaust war der systematische Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden durch das NS-Regime. Millionen Roma, Homosexuelle und Menschen mit Behinderung wurden ebenfalls verfolgt und ermordet. Die Verbrechen wurden industriell organisiert und führten zur Gründung Israels sowie zur UNO-Völkermordkonvention.

Der Genozid in Kambodscha (1975–1979)

Das ehemalige Tuol-Sleng-Gefängnis in Phnom Penh, heute Genozid-Museum, war unter den Roten Khmer als «S-21» bekannt.
Legende: Das ehemalige Tuol-Sleng-Gefängnis in Phnom Penh ist heute ein Genozid-Museum. Hier wurden über 18'000 Menschen gefoltert und später hingerichtet – meist in den «Killing Fields» ausserhalb der Stadt. Reuters/Damir Sagolj

Unter der Herrschaft der Roten Khmer starben je nach Schätzung bis zu zwei Millionen Menschen durch Hinrichtungen, Zwangsarbeit und Hunger. Das Regime unter Pol Pot verfolgte ethnische Minderheiten wie Vietnamesen und Cham sowie die eigene Bevölkerung. Das Rote-Khmer-Tribunal verurteilte führende Täter wegen Völkermordes an Minderheiten.

Der Genozid in Ruanda (1994)

Ein 26-Jähriger zeigt am im Juni 1994 im Rotkreuz-Spital in Nyanza schwere Machetenverletzungen.
Legende: Ein 26-Jähriger zeigt am im Juni 1994 im Rotkreuz-Spital in Nyanza schwere Machetenverletzungen. Er wurde während des Völkermords in Ruanda von Helfern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz gefunden. Keystone/JEAN-MARC BOUJU

Innerhalb von 100 Tagen wurden rund 800'000 Tutsi und gemässigte Hutu von extremistischen Milizen ermordet. Die internationale Gemeinschaft reagierte kaum. Der Internationale Strafgerichtshof für Ruanda  verurteilte zahlreiche Täter und schuf Präzedenzfälle für Völkermordprozesse.

Der Genozid in Bosnien/Srebrenica (1995)

Weinende Mutter vor Grab.
Legende: Eine Frau trauert am Grab eines Angehörigen im Gedenkzentrum Potocari – einem der Opfer des Genozids von Srebrenica. Keystone/ARMIN DURGUT

Über 8000 bosniakische, muslimische Männer und Jungen wurden in Srebrenica von serbischen Truppen ermordet. Der Internationale Gerichtshof und der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien stuften das Massaker als Genozid ein. Es war Teil ethnischer Säuberungen im Bosnienkrieg.

Der Genozid in Darfur (2003–2008)

Sudans Präsident Omar al-Bashir grüsst am 23. Juli 2008 in al-Fasher seine Anhänger.
Legende: Sudans Präsident Omar al-Bashir grüsst am 23. Juli 2008 in al-Fasher seine Anhänger – kurz nach seiner Anklage wegen Völkermord im Darfur-Konflikt. Keystone/ ABD RAOUF

Im Westen des Sudan wurden bis zu 300'000 Menschen aus den Volksgruppen der Fur, Masalit und Zaghawa durch Regierungstruppen und Janjaweed-Milizen ermordet. Der Internationale Strafgerichtshof ermittelte und erhob Anklage wegen Völkermordes, unter anderem gegen Präsident Omar al-Bashir.

Der Genozid an den Rohingya (2016–2017)

Rohingya-Flüchtlinge in provisorischen Unterkünften
Legende: Ein Grenzpolizist in Myanmar bewacht am im August 2018 das Niemandsland zwischen Myanmar und Bangladesch, wo sich Rohingya-Flüchtlinge in provisorischen Unterkünften aufhalten. Keystone/NYEIN CHAN NAING

Das Militär Myanmars verübte Massenmord, Vergewaltigungen und Vertreibungen gegen die muslimische Minderheit der Rohingya. Über 700'000 Menschen flohen nach Bangladesch. Der Internationale Gerichtshof und der Internationale Strafgerichtshof befassen sich mit dem Fall, mehrere Staaten erkennen ihn als Genozid an.

SRF4 News, 16.9.2025, 10 Uhr ; 

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