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Vom Königshaus finanziert Comedy-Festival in Saudi-Arabien löst Kritik aus

Saudi-Arabien hat international bekannte Komiker eingeladen. Das Festival ist Teil einer Vision des Königshauses. Menschenrechtler sehen die Auftritte kritisch.

Saudi-Arabien ist nicht gerade dafür bekannt, wenn es um Meinungsfreiheit geht. Doch veranstaltet ausgerechnet die saudische Regierung ein internationales Comedy-Festival in der Hauptstadt Riad. Viele grosse Namen aus den USA treten auf, darunter Bill Burr, Louis CK und Dave Chappelle. Den Comedians winken grosse Gagen, teilweise in Millionenhöhe.

Die Menschenrechts­organisation Human Rights Watch (HRW) wirft Saudi-Arabien vor, mit dem Festival von der brutalen Repression der Meinungsfreiheit und von anderen Menschenrechtsverbrechen ablenken zu wollen. Um nicht der «Schönfärberei» der saudischen Regierung Vorschub zu leisten, sollen die teilnehmenden Comedians das Festival nutzen, um sich für die Freilassung von inhaftierten Dissidenten, Journalisten und Aktivisten einzusetzen.

Freilassung von Aktivisten gefordert

In Sachen Menschenrechte hat Saudi-Arabien eine traurige Bilanz. Immer wieder geraten regierungskritische Stimmen ins Visier der Behörden, werden inhaftiert und sogar gefoltert. So fordert HRW die Freilassung des Menschenrechtsaktivisten Waleed Abu al-Khair oder der Frauenrechtsaktivistin Manahel al-Otaibi. Auch im Fall der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi soll die Regierung endlich geradestehen, fordert HRW.

Dass sich die internationalen Komiker am Riyadh Comedy Festival für Menschenrechte einsetzen, ist nicht zu erwarten. Laut ARD-Korrespondent Moritz Behrendt gibt es für sie nämlich klare Regeln. Es gebe zwei wesentliche rote Linien, die auf keinen Fall überschritten werden dürfen. «Das ist einerseits die Kritik am Königshaus und an den Projekten der Regierung von Kronprinz Mohammed bin Salman. Und andererseits ist das die Herabwürdigung des Islams.»

«Politische Satire, die möglicherweise auf Kritik am Herrscherhaus zielt, ist tabu», sagt Behrendt. «Das wird in Saudi-Arabien nicht geduldet.» Weder, wenn die Satire von Einheimischen noch von ausländischen Comedy-Stars stammt.

Festival als Teil der Modernisierung des Landes

Laut Behrendt ist das Comedy-Festival Teil der Vision 2030 des Kronprinzen, mit der er das Land modernisieren will. Gesellschaft und Wirtschaft sollen auf breitere Füsse gestellt werden. «Da spielen Sport, Tourismus, aber auch Kultur eine wesentliche Rolle», sagt der ARD-Journalist.

Die Vision 2030 ziele vor allem auf die mehrheitlich junge Bevölkerung, die mit US-amerikanischen Unterhaltungsformaten aufgewachsen ist, sagt Behrendt. «Ihr werden die TV-Stars jetzt mit Geldern des Staates live auf der Bühne in Riad geboten.»

Spagat zwischen Repression und Öffnung

Der ARD-Korrespondent beobachtet, dass Saudi-Arabien sich weltoffen zu präsentieren versucht. Ein Beispiel dafür sei die Fussball­weltmeisterschaft, die das Land ausrichten wird. Das Königshaus sehe offenbar keinen Widerspruch zu dieser «Öffnung» und dem weiter vorherrschenden brutalen Umgang mit Kritikern, sagt er. «Das saudische Königshaus führt diesen Spagat aus.»

So wird Saudi-Arabien international immer noch mit Skepsis begegnet. In der eigenen Bevölkerung – besonders bei den jungen Leuten – treffe die scheinbare Öffnung jedoch auf Zustimmung, so Behrendt. Das Comedy-Festival in Riad werde als Befreiung wahrgenommen. «Es ist auch ganz viel Stolz auf ein neues Saudi-Arabien dabei.»

SRF 4 News, 29.09.2025, 16:48 Uhr ; 

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