- Russland hat noch vor Abschluss eines Gefangenenaustauschs einen der grössten Angriffe auf die Ukraine seit Beginn des Kriegs geflogen.
- Mindestens zwölf Menschen wurden getötet und Dutzende weitere verletzt.
- Derweil meldeten beide Seiten mit der Freilassung von je 303 Menschen den Abschluss des bislang grössten Gefangenenaustauschs.
Die Ukraine zählte 367 Drohnen und Raketen in der Nacht auf Sonntag: Ein zahlenmässig derart schweres Bombardement hat es demnach in dem mehr als dreijährigen Krieg noch nicht gegeben.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nannte die Attacke «terroristisch» und forderte die USA auf, sich dazu zu äussern. «Das Schweigen Amerikas und anderer Länder ermutigt Putin nur», schrieb der ukrainische Präsident auf Social Media und fügte an: «Jeder derartige terroristische russische Angriff ist Grund genug für neue Sanktionen gegen Russland.»
Vergebliche Bemühungen um Waffenstillstand
Die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten haben – bislang vergeblich – versucht, Russland zur Unterzeichnung eines 30-tägigen Waffenstillstands zu bewegen, um ein Ende des Krieges auszuhandeln. Die Bemühungen erlitten jüngst einen Rückschlag, als sich US-Präsident Donald Trump weigerte, weitere Sanktionen gegen Moskau zu verhängen.
Die russische Luftwaffe startete den Grossangriff nun genau zu diesem Zeitpunkt, als sich die Ukraine und Russland auf den letzten Tag ihres Gefangenenaustauschs vorbereiteten.
Gefangenenaustausch in drei Wellen
Am Sonntag meldeten beide Seiten den Abschluss des dreitägigen Verfahrens, in dem auf beiden Seiten insgesamt jeweils 1000 Kriegsgefangene freikamen. Russland und die Ukraine hätten in einem letzten Schritt jeweils 303 Gefangene an die andere Seite ausgeliefert, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Selenski bestätigte die Freilassung von 303 ukrainischen Gefangenen.
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Bild 1 von 2. Russen auf dem Weg in die Freiheit (25.05.25). Bildquelle: Reuters/Russian Defence Ministry.
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Bild 2 von 2. Ukrainer, aus der Gefangenschaft entlassen (25.05.2025). Bildquelle: Keystone/STRINGER.
Am Samstag war der Austausch von jeweils 307 Personen über die Bühne gegangen. Der erste Teil des Austauschs fand am Freitag statt, als Russland und die Ukraine jeweils 390 Gefangene freiliessen, darunter 120 Zivilisten.
Auch Kinder unter den Todesopfern
Bei dem russischen Luftangriff in der Nacht auf Sonntag kam es dann zu Todesopfern in verschiedenen Regionen der Ukraine: Drei der Getöteten seien Kinder in der nordukrainischen Region Schytomyr, meldeten örtliche Behörden. Vier Tote gab es demnach auch im Umkreis von Kiew. In der Hauptstadt selbst wurden elf Menschen verletzt.
Bei Drohnenangriffen sei in der südlichen Stadt Mykolajiw ein 77-Jähriger getötet und überdies seien fünf Menschen verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region mit. Er veröffentlichte ein Bild eines Wohnblocks mit einem grossen Explosionskrater und verstreutem Schutt. In der westlichen Region Chmelnyzkyj, viele hundert Kilometer von der Front entfernt, wurden nach Angaben des Gouverneurs vier Menschen getötet und fünf weitere verletzt.
Der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko sprach von einem rücksichtslosen Angriff auf die Zivilbevölkerung: «Der Feind hat einmal mehr gezeigt, dass sein Ziel Angst und Tod ist», schrieb er auf Telegram. Russland hatte bereits in der Nacht auf Samstag einen schweren Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew gestartet.
Auch Moskau unter Drohnenbeschuss
Die Ukraine hatte zuvor ihrerseits über Tage hinweg mehrere Ziele in Russland, darunter auch Moskau, mit Drohnen attackiert. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hatte am Freitag angekündigt, dass Russland auf diese Angriffe reagieren werde. Russland war im Februar 2022 in das Nachbarland eingefallen, das sich seitdem mit westlicher Hilfe zur Wehr setzt.