Das ist passiert: Eines der Boote der neuen Gaza-Hilfsflotte Global Sumud Flotilla ist laut den Organisatoren in tunesischen Gewässern von einer Drohne getroffen worden. Es handle sich um eines der Hauptboote, auf dem sich die Mitglieder des Lenkungsausschusses der Bewegung Global Sumud Flotilla befunden hätten. Die Global Sumud Flotilla veröffentlichte auf Instagram Videos, die die Geschehnisse dokumentieren sollen: Zu sehen ist, wie eine Art Feuerball auf ein Boot herabrast und dort mit grellem Licht einschlägt.
Es sei ein Brandschaden auf dem Hauptdeck und im Lagerraum unter Deck entstanden, hiess es. Alle sechs Passagiere und Besatzungsmitglieder seien in Sicherheit.
Das sagen die offiziellen Stellen: Die staatliche tunesische Nachrichtenagentur Tap berichtete unter Berufung auf das Innenministerium, dass spezialisierte Sicherheitseinheiten den Brand an Bord untersucht hätten. Demnach sei das Feuer von einer brennenden Rettungsweste ausgegangen. Ein Drohnenangriff habe nicht stattgefunden.
So ordnet SRF ein: Die Videos wurden von Gaza Sumud Flotilla selbst veröffentlicht und nicht unabhängig bestätigt. Es sind Nachtaufnahmen, die Umgebung und Details sind daher nur schwer erkennbar. Allerdings sind alle Videos in sich konsistent. Der Brand ist bei den verschiedenen Aufnahmen immer an der gleichen Stelle. Auch das Video, bei dem der Schaden gezeigt wird, stimmt mit den vorherigen überein.
Die Boote der Flotte und deren Standorte kann man online verfolgen. Laut eigenen Aussagen der Sumud Flotilla handelt es sich bei dem getroffenen Schiff um die «Family». Diese Angaben stimmen mit der aktuellen Position des Schiffes und den Videoaufnahmen überein. Ob es sich allerdings tatsächlich um einen Drohnenangriff oder um einen abgeworfenen Brandsatz handelt, lässt sich nicht endgültig klären.
Das sagen Experten: Auch BBC Verify hat die Videos analysiert und bei der Analyse mit mehreren Experten gesprochen, darunter David Heathcote, Leiter der Informationsabteilung bei McKenzie Intelligence Services. Er sagt dazu: «Es sieht so aus, als würde etwas, das bereits brennt, direkt auf den Bug des Schiffes fallen», erklärte er gegenüber BBC Verify. «Es könnte sein, dass eine Drohne eingesetzt wurde, um über das Schiff zu manövrieren, bevor das Paket darauf abgeworfen wurde. Unabhängig von der Art der Lieferung wirft das Video ernsthafte Zweifel an der Darstellung der Ereignisse durch die tunesischen Behörden auf», fügt er hinzu.
Das sagt die UNO: Auch die unabhängige UNO-Berichterstatterin für die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, kommt in einem Video auf Instagram zu Wort. Sie spricht darin von einem grossen Schock und sagt zugleich, der Vorfall müsse zunächst verifiziert werden. Es gebe aber unter anderem Drohungen gegen die Flotte, die von Israel ausgingen.
Kein Einzelfall: Im Mai hatten Aktivisten der Bewegung Freedom Flotilla Coalition, die ebenfalls mit einem Hilfsschiff unterwegs waren, von einem Drohnenangriff nahe der Mittelmeerinsel Malta berichtet.
Die Global Sumud Flotilla will die israelische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen und Hilfsgüter in den Küstenstreifen bringen. Sie ist nach Angaben der Organisatoren die bisher grösste Aktion ihrer Art. Die Boote waren Anfang September von Barcelona aus gestartet. An Bord ist auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg.