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Sanders hat sich als Kandidat des linken Flügels durchgesetzt
Aus SRF 4 News aktuell vom 12.02.2020. Bild: Keystone
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Vorwahlen in New Hampshire «Bernie Sanders ist derjenige, der die jungen Leute mitreisst»

Diesmal ist im US-Präsidentschaftsrennen alles ohne Panne abgelaufen: Die Stimmen der Demokraten im US-Bundesstaat New Hampshire konnten ohne Zwischenfälle ausgezählt werden. Der linke Senator Bernie Sanders gewinnt demnach die zweite Vorwahl. Nur knapp dahinter folgt der frühere Bürgermeister Pete Buttigieg, der vergangene Woche bei der ersten Vorwahl in Iowa vor Sanders lag. Politologe Thomas Jäger zu den Stärken und Schwächen der demokratischen Kandidaten.

Thomas Jäger

Thomas Jäger

Politikwissenschaftler

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Der Politologe Thomas Jäger ist Professor für Internationale Politik und Aussenpolitik mit Schwerpunkt USA an der Universität Köln.

SRF News: Bernie Sanders aus dem Nachbarstaat Vermont kann sich in New Hampshire an die Spitze setzen. War es ein Heimspiel?

Thomas Jäger: Ja, er hat hier auch schon vor vier Jahren die Vorwahlen gewonnen. Aber was ihn ausmacht ist, dass er den Linksschwenk der demokratischen Partei inzwischen verkörpert wie kein anderer. Er ist derjenige, der die jungen Leute mitreisst, der diese neue ideologische Ausrichtung der demokratischen Partei – etwa mehr staatliche Fürsorge zu fordern – am besten rüberbringt.

Wie wichtig ist der Sieg für Sanders?

Enorm wichtig. Das Feld ordnet sich langsam. Elizabeth Warren, die ihn vor vier Jahren unterstützt hat und jetzt selbst kandidiert, ist die Konkurrenz auf der linken Seite. Nach diesen zwei Wahlen (in Iowa und New Hampshire, Anm. d. Red.) ist es aber entschieden. Warren hat zwar erklärt, dass sie weitermachen wird. Ich kann aber ehrlich gesagt nicht verstehen, warum. Sie wird das nicht mehr drehen. Sanders ist als Kandidat der Linken gesetzt.

Elizabeth Warren und Bernie Sanders
Legende: Für Elizabeth Warren ist das Spiel vorbei, schätzt Thomas Jäger. Reuters

Pete Buttigieg kommt auf Platz zwei. Worin liegt sein Erfolgsgeheimnis?

Der junge Buttigieg, wie auch die Senatorin Amy Klobuchar und der ehemalige Vizepräsident Joe Biden, kommen alle aus dem moderaten Lager. Vor den Wahlen hatte man gedacht, Biden sei der Kandidat, der Donald Trump schlagen könne. Aber Biden stolpert jede Woche – langsam wachsen die Zweifel, ob er in der Lage ist, in der politischen Mitte die Wahlen zu gewinnen.

Buttigiegs grosses Problem sind die afroamerikanischen und hispanischen Minderheiten.

Damit wenden sich die Augen Buttigieg und Klobuchar zu. Buttigiegs grosses Problem sind aber die afroamerikanischen und hispanischen Minderheiten. Bei ihnen landet er keinen Stich. Da hofft Joe Biden, dass er das Spiel in den nächsten Bundesstaaten, Nevada und South Carolina, drehen kann.

Amy Klobuchar landete auf Platz 3. Warum kommt sie so gut an?

Mich wundert es nicht, dass sie so gut ankommt, sondern eher, dass sie das erste Mal so gut ankommt. Eigentlich ist Klobuchar, als Senatorin eine erfahrene Politikerin, die Alternative zu Joe Biden. Sie ist politisch sehr moderat, für eine Reihe von Republikanern wählbar und zudem eine Frau. Ihr ist es aber im letzten Jahr nicht gelungen, bekannt zu werden. Sie arbeitet noch immer daran, und das ist ein bisschen spät – insbesondere, weil sie in Nevada und South Carolina noch nicht einmal unter den ersten Fünf gehandelt wird.

New Hampshire – klein, aber wichtig bei den Präsidenschaftswahlen

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New Hampshire spielt trotz der nur 1.3 Millionen Einwohner eine wichtige Rolle in der politischen Landschaft der USA. Die Menschen gelten als Wechselwähler, der Staat als sogenannter Swing State, der stets bis zum Wahltag von Republikanern und Demokraten heiss umkämpft ist.

Könnte es sein, dass die Verleumdungskampagne gegen Vater und Sohn Biden von Präsident Trump im Zuge der Ukraine-Krise gefruchtet hat?

Bidens Misserfolg hat weniger mit dieser Kampagne zu tun. Trump wollte ihn vor allem bei unabhängigen Wählern schlecht machen. Das mag ihm auch gelungen sein. Aber Biden fehlt der Enthusiasmus, den es braucht, um Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. Zudem ist er seit Jahrzehnten in Washington präsent; er hat keinen Neuigkeitswert. Von Biden weiss man alles, das macht ihn langweilig. Und er ist bekannt dafür, immer wieder den falschen Ton zu treffen und über die eigene Zunge zu stolpern.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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