Kommendes Jahr wird in Mexiko die Nachfolge des ersten linken Staatschefs Andrés Manuel López Obrador gewählt. Mexikos Verfassung untersagt Amlo, wie ihn die meisten im Land nennen, eine erneute Wiederwahl. Bis heute ist der Politiker bei einer Mehrheit sehr populär.
Die Bilanz von López Obrador lässt sich durchaus sehen: Mexikos Wirtschaft wächst, die mexikanische Währung ist stabil und die Regierung hat in den letzten Jahren Mindestlöhne und Altersrenten erheblich erhöht.
Sheinbaum will López Obradors Politik fortsetzen
Der Regierungspartei Morena wurde mitunter auch deshalb bis vor kurzem vorhergesagt, dass sie die nächsten Präsidentschaftswahlen erneut gewinnen wird – und dies womöglich mit einer Frau: Bei der Suche nach einer Nachfolge von López Obrador hat Claudia Sheinbaum die besten Chancen.
Sheinbaum macht klar, dass sie López Obradors Politik fortsetzen und weiter viel Geld in die soziale Wohlfahrt investieren will. «Der Wert eines Landes misst sich nicht am erwirtschafteten Reichtum, sondern daran, wie viel ein Staat an Bedürftige verteilt, oder daran, wie hoch die Löhne von Arbeiterinnen und Arbeitern sind», sagt die linke Politikerin.
Die Enkelin jüdischer Einwanderer aus Litauen hat die Nase im parteiinternen Rennen vorn und damit gute Chancen, künftig als erste Frau Mexiko zu regieren. Die linke bis zuweilen linkspopulistische Regierungspartei Morena hat in den letzten Jahren fast alle mexikanischen Wahlen gewonnen, während die Opposition aus Konservativen und der alten Staatspartei PRI lange matt und kraftlos wirkte.
Doch vor wenigen Wochen kam Schwung ins Rennen um die Präsidentschaft, als sich Xóchitl Gálvez als Kandidatin präsentierte: «Ich werde die nächste Präsidentin Mexikos sein», verkündete sie keck auf dem Zócalo, dem zentralen Platz der Hauptstadt.
Gálvez stammt aus Mexikos Unterschicht
Die konservative Politikerin weiss, wie populär die Sozial- und Wohlfahrtsprogramme des linken Amtsinhabers sind. «Die Sozialprogramme sind absolut unverzichtbar», sagt Gálvez und verspricht deren Weiterführung.
Anders als López Obrador oder seine potenzielle Nachfolgerin Sheinbaum stammt Gálvez aus Mexikos Unterschicht. Sie hat indigene Wurzeln und ist im armen Gliedstaat Hidalgo aufgewachsen. Mühsam hat sie sich Stufe um Stufe bis zur Senatorin emporgekämpft.
Beim organisierten Verbrechen will die konservative Politikerin wieder härter durchgreifen. In diesem Bereich hat López Obrador wenige Erfolge vorzuweisen. Der amtierende Präsident erkannte sofort, welche Gefahr von Gálvez ausgeht, und attackierte sie: Er bezeichnete sie als eine Marionette in den Fingern des konservativen männlichen Establishments.
Das aber liess Gálvez nicht auf sich sitzen. López Obrador sei autoritär und unsensibel, sagte die konservative Gálvez, die in gesellschaftspolitischen Fragen aber ein liberales Profil hat. Seit Mittwoch ist sie nun ganz offiziell die Kandidatin der vereinten Opposition. Wen die linke Regierungspartei gegen sie ins Rennen schickt, entscheidet sie nächste Woche. Viel spricht dafür, dass Gálvez auf Sheinbaum trifft.