Kampf um den wahren Islam: Indonesien wählt heute einen Präsidenten. Nach ersten Nachwahlbefragungen zeichnet sich ein Sieg des aktuellen Amtsinhabers ab: Joko Widodo führt das Rennen demnach mit 55 Prozent an. Sein Herausforderer Prabowo Subianto kommt auf 44 Prozent der Stimmen. Dieser hatte unmittelbar vor dem Urnengang aufholen können. Auch, weil radikal-islamische Gruppen in Indonesien im Aufwind sind. Für konservative Wähler in Indonesien ist der amtierende Präsident nicht religiös genug.
Subianto der «bessere Muslim»: Mit 255 Millionen Einwohnern ist der Inselstaat das viertbevölkerungsreichste Land der Welt – und beheimatet auch die meisten Muslime. «Und Religion war eines der Hauptthemen während der Wahlen», berichtet SRF-Korrespondentin Karin Wenger. Herausforderer Subianto gelang es im Wahlkampf, sich als «der bessere Muslim» in Stellung zu bringen.
Hardliner wittern ihre Chance: Das ist insofern bemerkenswert, als Subiantos Mutter Christin war. «Bei Wahlen geht es aber nicht unbedingt um Wahrheiten, sondern um Rhetorik und Allianzen», sagt Wenger. Das weiss auch Subianto: Er schmiedete eine Allianz mit den islamistischen Hardlinern. Sie versprechen sich vom Pakt mit dem Herausforderer Einfluss, Geld und Zugang zu den Schalthebeln der Macht.
Widodo holt Kleriker an Bord: Auch der amtierende Präsident Widodo weiss um die Stimmung im Land. Seine Reaktion auf den Aufstieg der Islamisten: Er schickte einen extrem konservativen Kleriker als Vize-Präsidenten ins Rennen. «Beide Kandidaten unternahmen alles, um zu zeigen, dass sie die besseren Muslime sind», erklärt Wenger. Den Islamisten erteilte Widodo allerdings schon bei seiner ersten Präsidentschaftskandidatur eine Absage.
Überzeugende Wirtschaftsbilanz: Die Wirtschaft wächst und die Armut im Land ging während Widodos erster Amtszeit zurück. Der 57-Jährige habe einen durchaus überzeugenden Leistungsausweis, sagt Wenger. Gerade bei Infrastruktur im Land hat Widodos Amtszeit sichtbare Spuren hinterlassen: Die erste Metro wurde unter seiner Ägide in der Hauptstadt Jakarta eröffnet; genauso wie Strassen und Häfen. «Das rechnen ihm die Menschen hoch an», so die SRF-Korrespondentin.