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Das moderne und junge Gesicht des Laschet-Lagers
Aus Echo der Zeit vom 06.09.2021. Bild: Imago
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Wahlkampf in Deutschland Serap Güler – das junge Gesicht der Laschet-Kampagne

Die Union und ihr Kanzlerkandidat Armin Laschet sehen momentan alt aus – in jeder Beziehung. Das soll eine junge Frau nun ändern.

In Köln-Mühlheim wollte die CDU am Freitag zeigen, dass sie auch anders kann, und zwar jung. Im Kulturzentrum Strassenkicker-Base trat die junge türkischstämmige CDU-Politikerin Serap Güler auf. Sie sprach über Integration und warb für sich als Kandidatin für den Bundestag.

Unterstützt wurde sie von Rapper Eko Fresh und Paul Ziemiak, Generalsekretär der CDU. Wie Eko Fresh, Sohn türkischer Einwanderer, ist auch Ziemiak ein Immigrantenkind. In den 1980ern verliessen seine Eltern das sozialistische Polen, schlossen nicht einmal die Tür ab, machten pro forma einen Ausflug nach Travemünde in der Bundesrepublik Deutschland und von dort aus eine Rundfahrt durch Hamburg.

Serap Güler mit Ziemiak
Legende: Serap Güler, eine engagierte Verteidigerin von Armin Laschet und Staatssekretärin für Integration in seinem Kabinett im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Imago

«Der Reisebus hielt mitten in Hamburg, der Fahrer machte die Tür auf und sagte, wer aussteigen will, kann aussteigen. Und dann ist fast der ganze Bus ausgestiegen.» Die vierköpfige Familie erhielt Asyl und eine Einzimmerwohnung in Nordrhein-Westfalen. Ähnlich ist die Geschichte von Serap Güler. Ihr Vater war türkischer Gastarbeiter, die Mutter trug Kopftuch. Güler ist heute Staatssekretärin für Integration in Nordrhein-Westfalen, Laschet ist ihr Mentor. Sie will ihm nach Berlin folgen.

Aufsteigerstorys fürs Image

Der Soziologe Aladin El-Mafaalani zieht eine beeindruckende Bilanz der Integration der türkisch-stämmigen Community. «Wenn wir uns anschauen, wie viele Kinder bessere Abschlüsse als ihre Eltern machen, dann sind die türkisch-stämmigen die beste Gruppe Deutschlands.»

Das liege zwar auch daran, dass ihre Eltern von einem niedrigen Niveau aus gestartet seien. «Aber die Quote jener, die einen akademischen Abschluss machen, ist um 900 Prozent gestiegen in einer Generation.»

Laschet mit Mikro
Legende: CDU-Mann Armin Laschets Umfragewerte vor der Bundestagswahl sind miserabel. Keystone

Aufsteigergeschichten passen zum Image von Armin Laschet, der als Integrationsminister in seinem Bundesland «Türken-Armin» genannt wurde und sich in der Flüchtlingskrise stets hinter Angela Merkel stellte.

Die beschriebene Aufsteiger-Generation fühlte sich als Deutsche, und in Umfragen nahm das Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland über die Jahre immer steil zu. Doch nun komme das grosse «Aber», so El-Mafaalani: «2010 folgte ein riesiger Einsturz auf den niedrigsten Wert überhaupt.»

Wende mit den «Dönermorden»

Die blutige Mordserie des NSU an türkisch-stämmigen Menschen in Deutschland erschütterte damals dramatisch das Vertrauen dieser Generation in ihr Land. Denn die Polizei schloss zunächst jeden rechtsextremen Verdacht aus, stattdessen wurde von sogenannten Dönermorden innerhalb der türkischen Community gesprochen.

Präsident Recep Tayyip Erdogan nutzte dies, um die türkisch-stämmige Generation von Deutschland zu entfremden. Güler sagt, das sei ein emotionaler Gap: «Ich habe mich angestrengt, ich habe es zu etwas gebracht, und trotzdem will man mich hier nicht. Es ist eine Trotzreaktion: Wenn du mich nicht willst, will ich dich erst recht nicht.»

Du bist die einzige türkisch-muslimisch-stämmige Abgeordnete, es gibt keine andere.
Autor: Teilnehmer an CDU-Veranstaltung Köln-Mühlheim

Mit ihrer Geschichte will Güler punkten, denn sie tritt gegen den bundesweit bekannten SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach an.

Und sie kämpft damit auch für Laschet. Doch diese integrationsaffine CDU wurde an dem Abend auch kritisiert. Ein Mann, hörbar auch mit Migrationshintergrund, bemängelte, Güler sei eben auch nur eine Ausnahme in der CDU Nordrhein-Westfalens: «Du bist die einzige türkisch-muslimisch-stämmige Abgeordnete, es gibt keine andere.»

Viel Publikum war an diesem Abend nicht zugegen. Auch, weil man sich wegen der Corona-Pandemie vorgängig anmelden musste. Aber man erfuhr etwas über Deutschland, egal wo man politisch steht.

Echo der Zeit, 06.09.2021, 18:00 Uhr

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