Kathy Schmidt lebt in Bennett Creek Valley, Sonoma County, nördlich von San Francisco. Sie erinnert sich noch genau an diese Nacht im Oktober 2017, als sie der Anruf eines Nachbarn weckte. «Das Feuer kommt. Du musst weg!», meinte er.
«Ich ging auf meinem Balkon und schaute rüber zum Wald. Und da war ein Lichtdom, keine Flammen, aber der Lichtdom war 10 bis 15 Stockwerke hoch. Ich wusste da, dass die Nachbarhäuser morgen nicht mehr stehen würden und ich wegmuss.»
Ich wusste, dass die Nachbarhäuser morgen nicht mehr stehen würden und ich weg muss.
Kathy Schmidt hatte Glück. Am nächsten Morgen rief der Nachbar erneut an. Er war einer der wenigen, der geblieben war. Ihr Haus stand noch, doch von 120 Häusern in ihrer Nachbarschaft waren nahezu 100 abgebrannt.
Für Kathy Schmidt, die seit Mitte der 1980er Jahre in diesem Haus lebt, war das ein Weckruf. Es wird wieder passieren, davon geht sie aus. «Ich habe überall Feuerlöscher im Haus, einen langen Wasserschlauch auf dem Dach. Und ich habe einen Waldbrand-Kurs mitgemacht.»
Der Bezirk Sonoma County hat gerade mal 350 bis 400 Feuerwehrleute. Bei dem Grossfeuer 2017 waren aber nahezu 11'000 «firefighters» im Einsatz, die aus ganz Kalifornien und aus anliegenden Bundesstaaten angerückt kamen. Wer hier leben will, so Schmidt, muss sich selbst schützen. Und das macht sie seitdem.
Wer hier leben will, muss sich selbst schützen.
Ihr Haus wird feuersicher umgebaut. Sie hat Fördergelder des Stromversorgers und aus öffentlicher Hand für die Brandprävention in ihrer Nachbarschaft erhalten, berät Nachbarn, schneidet Bäume in den umliegenden Strassen zurück, lässt das trockene Unterholz wegschaffen. Und sie hat sich selbst in Fragen des Feuerschutzes weitergebildet.
John Hawley, Winzer im Dry Creek Valley von Sonoma, lebt seit den späten 70er Jahren hier. Er bemerkt, dass es immer heisser wird; in den Sommermonaten um bis zu fünf Grad. Und auch der Grundwasserspiegel sei, seitdem er hier ist, gesunken, um bis zu zwei Meter. Es fehle der Regen. Die Landwirtschaft laufe dennoch weiter.
Das Wasser wird dreckig und da merkt man, es ist fast ausgeschöpft.
Sein Sohn Austin Hawley, der mittlerweile der Chief Winemaker geworden ist, ergänzt: «Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Weingüter, die uns mit Trauben beliefern, jemals ohne Wasser dastanden.» Nun müssten aber alle im Spätsommer – September, Oktober – Wasser mit Trucks rankarren, weil ihre Brunnen leer seien. «Bislang hatten wir hier auf unserem Estate Glück, aber das Wasser wird dreckig und da merkt man, es ist fast ausgeschöpft.»
Die Hawleys haben in den vergangenen Jahren ihr Weingut nicht durch die zahlreichen Brände verloren. Doch der intensive Rauch des letztjährigen Feuers stand wochenlang über dem Dry Creek Valley. Die Ernte war für sie und viele andere Winzer vernichtet.
Klimawandel, sinkender Niederschlag und schlechte Forstwirtschaft haben dazu geführt, dass das ganze Jahr über «fire season» in Kalifornien herrscht. Allein in diesem Jahr wurden schon über 900 Wald- und Grasbrände im Golden State mehr gezählt als 2020. Die Frage ist hier also nur, wann und wo es wieder passieren wird.