Darum geht es : Das zyklisch auftretende Wetterphänomen El Niño sorgte Anfang Jahr bis im März für Hitze und Waldbrände in Kolumbien. Als Folge davon herrscht jetzt, zu Beginn der Regenzeit, eine starke Dürre im Land. Bereits Ende Januar rief die kolumbianische Regierung den Notstand aus und bat um internationale Hilfe. Denn: «Es wurden grosse Mengen Wasser gebraucht, um diese Brände zu löschen. Und das alles führt dazu, dass die Stauseen rund um die Hauptstadt Bogotá nun den tiefsten Wasserstand seit Jahrzehnten aufweisen», sagt SRF-Korrespondentin Teresa Delgado. Wenn es nicht bald regne, werde Bogotá langfristig das Wasser ausgehen. Rund neun Millionen Menschen wären betroffen.
Die Massnahmen der Regierung: Ab Donnerstag soll das Leitungswasser in Bogotá rationiert werden. Der Bürgermeister der Hauptstadt kündigte auf einer Pressekonferenz an: «Die kritischen Pegelstände der Reservoirs, aus denen wir das Trinkwasser für Bogotá beziehen, veranlassen uns, wassersparende Massnahmen zu ergreifen und den Verbrauch von siebzehn Kubikmetern pro Sekunde auf fünfzehn zu reduzieren.»
Alle zehn Tage werde in einem der neun Sektoren Bogotás das Wasser abgestellt, erklärte er weiter. «Spitäler und Schulen haben Notfallpläne und wir werden dafür sorgen, dass ihnen das Wasser nicht ausgeht», betonte er. Die Massnahmen würden so lange in Kraft bleiben, bis sich die Wasserreserven der Hauptstadt erholt hätten.
So reagieren die Menschen in Bogotá: Die Regierung empfiehlt zudem in sozialen Medien, nur kurz zu duschen. Mit Duschmusik, wie beispielsweise Agua von der kolumbianischen Band Bomba Estéreo, sollen die Bewohnerinnen und Bewohner von Bogotá dazu gebracht werden, weniger als fünf Minuten zu duschen. «Manche ärgern sich über sowas, andere lachen darüber», sagt SRF-Korrespondentin Teresa Delgado.
Seitens des Bürgermeisters hiesse es auch: Wer nicht aus dem Haus gehe, solle gar nicht duschen. Paare sollten zudem zu zweit unter die Dusche. «Das generierte prompt ein paar lustige Schlagzeilen in den kolumbianischen Zeitungen: Der Bürgermeister fördere Liebe wegen des Wassermangels», so Delgado. Die Lage sei aber gar nicht zum Lachen. «Da zeigen Kolumbianerinnen und Kolumbianer fast schon so etwas wie Galgenhumor.»
Wege der Zivilgesellschaft gegen die Wasserknappheit : Viele Wohngebäude in der Hauptstadt hätten Wassertanks auf den Dächern installiert und Menschen deckten sich mit Trinkwasser aus dem Supermarkt ein, erwähnt Delgado. Die Menschen müssen wohl eigene Wege finden, sich in dieser Situation zu helfen. «Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob die Hauptstädter das Rationierungssystem gut mitmachen oder ob es vielleicht sogar zu Protesten kommt», sagt sie.