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Welle der Gewalt Unruhen in Frankreich scheinen abzuklingen

  • Nach tagelangen Unruhen scheint die Welle der Gewalt auf Frankreichs Strassen langsam abzuebben.
  • In der Nacht zu Montag gab es nach Angaben des Innenministeriums bis 157 Festnahmen – deutlich weniger als in den vorherigen Nächten zu diesem Zeitpunkt.
  • Drei Polizisten seien verletzt worden.
Französische Soldaten sichern in der Nacht auf den 3. Juli den Bereich in der Nähe des Arc de Triomphe in Paris.
Legende: Französische Soldaten sichern in der Nacht auf den 3. Juli den Bereich in der Nähe des Arc de Triomphe in Paris. KeystoneEPA/OLIVIER MATTHYS

Der Zeitung «Le Parisien» zufolge brannten 297 Autos aus und an 34 Gebäuden wurde Feuer gelegt. Gemessen an den heftigen Unruhen der vergangenen Tage mit Hunderten brennenden Autos und Gebäuden sowie teils mehr als 1000 Festnahmen während der Nachtstunden blieb es in der Nacht zum Montag relativ ruhig. Innenminister Gérald Darmanin hatte erneut auf eine massive Polizeipräsenz gesetzt. 45'000 Polizisten waren im ganzen Land im Einsatz, darunter auch wieder mit gepanzerten Fahrzeugen.

Feuerwehrmann stirbt im Kampf gegen ein Feuer

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Beim Löschen brennender Autos im Pariser Vorort Saint-Denis ist ein 24 Jahre alter Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Trotz des schnellen Eingreifens seiner Kameraden sei der Mann in der Nacht zum Montag gestorben, teilte Innenminister Gérald Darmanin über Twitter mit.

Der Brand war in einer Tiefgarage ausgebrochen. Ob er direkt mit den jüngsten Unruhen in Frankreich in Zusammenhang stand, sagte der Minister nicht. Allerdings wurden im Zuge der Krawalle zuletzt jede Nacht Hunderte Autos in Brand gesetzt. Wie die Zeitung «Le Parisien» berichtete, erlitt der junge Feuerwehrmann einen Herzinfarkt.

In einem emotionalen Appell hatte sich auch die Grossmutter des Jugendlichen einen Rückgang der Gewalt gewünscht, dessen Tod die Unruhen vor fast einer Woche ausgelöst hatte. «Zum Glück sind die Polizisten da. Die Leute, die gerade etwas kaputt machen, denen sage ich: ‹Hört auf.›» Die Randalierer hätten ihren 17 Jahre alten Enkel, der von einem Polizisten erschossen worden war, «als Vorwand genommen», sagte sie am Sonntag dem Sender BFMTV. Sie sei zwar wütend auf den Beamten, wolle aber nicht verallgemeinern. Der Polizist werde bestraft werden, wie jeder andere auch. «Ich habe Vertrauen in die Justiz.» Die Menschen auf den Strassen sollten ruhig bleiben und nicht alles kaputt machen.

Plünderungen in Lausanne

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Auch in der Schweiz, in Lausanne, kam es Samstagnacht zu Protesten. Rund 100 Jugendliche warfen Pflastersteine gegen die Polizei und ein Molotow-Cocktail. Sieben Jugendliche wurden verhaftet. «Es gibt bezüglich der Organisation via soziale Netzwerke Parallelen zu Frankreich, auch bezüglich des Alters der Randalierer», sagt Andreas Stüdli, SRF-Westschweizkorrespondent. Allerdings fehle in Lausanne das politische Motiv. Es habe keine Transparente oder Ähnliches gegen Polizeigewalt gegeben. «Stattdessen versuchten die jungen Leute, in Läden einzudringen, deren Güter bei Teenagern sehr beliebt sind.» Der Sicherheitsdirektor von Lausanne, Pierre-Antoine Hildbrand, sehe deshalb schlicht «Plünderei» als Motiv im Vordergrund.

Seit dem Tod des 17-Jährigen durch eine Polizeikugel bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag wird Frankreich vor allem nachts von massiven Krawallen erschüttert. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Jede Nacht wurden Hunderte Menschen festgenommen.

Macron bei Lagebesprechungen

Am Montag möchte sich Staatschef Emmanuel Macron mit den Präsidenten von Senat und Nationalversammlung treffen, wie BFMTV und «Le Parisien» am Sonntag nach einer Lagebesprechung Macrons mit Premierministerin Élisabeth Borne, Innenminister Darmanin und mehreren anderen Ministern berichteten. Am Dienstag will der Präsident die 220 Bürgermeister empfangen, die von den Unruhen der vergangenen Tage besonders betroffen waren.

Tagesschau, 2.7.2023, 19:30 Uhr ; 

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