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Weniger Besucher als erwartet Trump teilt bei Wahlkampf-Auftakt in Tulsa aus

  • US-Präsident Donald Trump hat in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma seine erste Massenveranstaltung seit der Coronakrise durchgeführt.
  • Zu den Hauptthemen seiner Rede gehörten das Coronavirus, die Sicherheit auf den Strassen und der angekündigte Truppenabzug aus Deutschland.
  • Zu der Veranstaltung im 19'000 Sitzplätze umfassenden BOK Center kamen weniger Leute als erwartet.

In seiner mehr als eineinhalbstündigen Ansprache warf Trump seinem mutmasslichen demokratischen Gegenkandidaten Joe Biden vor, dieser habe sich der «radikalen Linken ergeben», und ergänzte: «Wenn die Demokraten an die Macht kommen, dann werden die Randalierer das Sagen haben und niemand wird mehr sicher sein.»

Polizeigewalt kein Thema

Rassismus oder Polizeigewalt thematisierte Trump nicht. Auch den Namen von George Floyd erwähnte er nicht. Dessen Tötung bei einem Polizeieinsatz Ende Mai hatte die jüngsten landesweiten Proteste ausgelöst.

Unter dem Applaus seiner Anhänger sagte Trump weiter, er habe seine Mitarbeiter dazu aufgerufen, Coronavirus-Tests einzuschränken, damit die Infektionszahlen in den USA nicht steigen. Aus dem Weissen Haus hiess es zu dieser Aussage auf Anfrage, Trump habe «offensichtlich gescherzt».

Bis jetzt bin ich heute Abend Durchschnitt.
Autor: Donald Trump

Bei seinem Auftritt, den er an einer Stelle ungewohnt als «bis jetzt durchschnittlich» bezeichnete, verglich Trump das Coronavirus erneut mit einer Grippe und sprach wieder von einem «chinesischen Virus». China hätte das Virus am Ursprung stoppen müssen, sagte er.

Die Teilnehmer an Trumps Kundgebung hatten sich sich bei der Registrierung damit einverstanden erklären müssen, dass die Organisatoren nicht für eine Covid-19-Erkrankung und mögliche Folgen haftbar gemacht werden können. Trump trug bei seinem Auftritt keine Maske, auch viele seiner Anhänger verzichteten darauf.

Wurde Trump Opfer von Störaktion auf TikTok?

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Nutzer der Social-Media-App TikTok behaupten, sie hätten mit einer gezielten Störaktion zum mässigen Publikumsaufmarsch in Tulsa beigetragen. Auf der App und anderen sozialen Medien hatte sich in den letzten Tagen ein Aufruf rasend verbreitet: Die Nutzer sollten Gratis-Tickets für Trumps Rede bestellen, dann aber nicht erscheinen.

Einfluss der Störaktion unklar

Laut der New York Times standen unter anderem junge Anhänger koreanischer Popmusik, sogenannte K-Pop-Fans, hinter der Aktion. Der Aufruf verbreitete sich rasend schnell und erreichte mehrere Millionen Nutzer. Die Aktion könnte dazu beigetragen haben, dass Trumps Wahlkampf-Team das Interesse an der Rede überschätzte. Doch wie viele Nutzer tatsächlich Tickets bestellten und wie gross der Einfluss der Störaktion tatsächlich war, ist zurzeit schwer zu eruieren.

Die Trump-Kampagne bestreitet, dass die Aktion die Teilnehmerzahl beeinflusst habe. Zweifelhafte Anmeldungen würden systematisch ausgefiltert.

Kritik an Deutschland

Der Präsident bekräftigte seine Pläne, fast 10'000 US-Soldaten aus Deutschland abzuziehen. Deutschland schulde der Nato wegen unzureichender Verteidigungsausgaben in den vergangenen 25 Jahren «eine Billion Dollar». Trump übte in dem Zusammenhang erneut Kritik an der geplanten Ostsee-Pipeline Nord-Stream 2, die Gas von Russland nach Deutschland bringen soll.

Die Arena in Tulsa war nicht komplett gefüllt, obwohl Trump gesagt hatte, fast eine Million Menschen hätten sich um Tickets für die Veranstaltung beworben. Trump warf den Medien vor, seine Anhänger verängstigt zu haben. Zudem machten Protestierende ausserhalb der Arena «schlimme Dinge».

Die Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt am Rande von Trumps Auftritt blieben aber weitgehend friedlich, wie die Polizei in Tulsa berichtete.

SRF 4 News, 21.6.20, 06:00 ; 

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