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Folge des Ukraine-Kriegs: Norwegen profitiert im Energiebereich
Aus Echo der Zeit vom 03.12.2023. Bild: Keystone
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Wichtigster Gaslieferant Norwegen profitiert beträchtlich vom Ukraine-Krieg

Aufgrund der Sanktionen gegen Russland ist das skandinavische Land zum wichtigsten Gaslieferanten Europas geworden – und verdient sehr gut daran. Das wird nun auch in Norwegen kontrovers debattiert.

Noch vor kurzem wurde in Norwegen ernsthaft erwogen, frühzeitig aus der Rohöl- und Naturgasförderung auszusteigen. Mit Blick auf den Klimaschutz gab es Pläne, einen grossen Teil der Vorkommen an fossiler Energie im Boden zu lassen.

Russlands Angriffskrieg habe diese Einstellung verändert, sagt der Fachjournalist Kolbjørn Andreassen: «Wir haben verstanden, wie wichtig unsere Lieferungen für die Energiesicherheit in Europa sind», betont Andreassen, der seit vielen Jahren zu Fragen der Öl- und Gasindustrie publiziert.

Gestiegene Energiepreise

Neue Zahlen der norwegischen Statistikbehörde belegen dies: Im Jahre 2022 hat Norwegen Russland als wichtigsten Lieferanten von Naturgas nach Grossbritannien und in die EU ersetzt.

Die offiziellen Zahlen belegen aber auch: Norwegen hat von den Kriegsfolgen viel mehr profitiert als die Abnehmerländer in Europa. So wurde zwar die Menge des norwegischen Gases um einige Prozente erhöht, gleichzeitig aber konnte Norwegen seine Exporteinnahmen aus diesem lukrativen Geschäft fast versiebenfachen: von umgerechnet gut 20 Milliarden auf über 140 Milliarden Franken. Wichtigster Grund sind die gestiegenen Energiepreise. 

Wir haben keine Kontrolle über die Gaspreise. Aber wir tun wir alles dafür, Europa mit Energie zu versorgen und der Ukraine zu helfen.
Autor: Jonas Gahr Støre Norwegischer Ministerpräsident

Ist Norwegen also ein Kriegsprofiteur, der sich auf Kosten der Ukraine und anderer Staaten eine goldene Nase verdient? In einem Interview mit dem britischen Fernsehsender BBC streitet dies der sozialdemokratische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre ab.

«Wir haben keine Kontrolle über die Gaspreise. Aber wir tun wir alles dafür, Europa mit Energie zu versorgen und der Ukraine zu helfen. Dazu fliessen diese Einnahmen nicht in meinen Staatshaushalt, sondern in einen Fonds für künftige Generationen», betonte der Regierungschef, dessen rotgrüne Regierung sich kürzlich für eine weitere Erschliessung von Öl- und Gasfeldern im arktischen Norden entschieden hat.

Gasleitung mit einem Schieber vor der Flagge Norwegens und Europa.
Legende: Weltweit hat kaum ein anderes Land wirtschaftlich so stark von den Folgen des Ukraine-Kriegs profitiert, wie Norwegen. Der skandinavische Staat ist zum wichtigsten Gaslieferanten Europas aufgestiegen – und die hohen Preise für fossile Energie haben das reiche Land noch viel reicher gemacht. Reuters / Dado Ruvic

Einfach die Hände in Unschuld waschen kann die norwegische Regierung aber nicht. Gemäss einer Studie der Norwegian School of Economics hat Oslo von den Folgen des russischen Angriffskrieges profitiert: Ein gutes Viertel der Gesamteinnahmen aus dem Gasexport seien direkte Kriegsgewinne, folgert die Studie, welche letzte Woche veröffentlicht wurde.

Überschüsse fliessen in Staatsfonds

Im norwegischen Parlament sind nun deshalb Forderungen laut geworden, die einen Fonds zugunsten der kriegsgeplagten Bevölkerung in der Ukraine fordern. Andere sind der Ansicht, dass mehr Geld aus dem Gasgeschäft in den norwegischen Staatshaushalt fliessen soll.

Wenig deutet jedoch darauf hin, dass Norwegen seine langjährige Praxis ändern wird, wie es mit den hohen Überschüssen umgeht: Diese fliessen in einen staatlichen Fonds. Dieser ist heute neben dem chinesischen Investmentfonds der grösste Staatsfonds der Welt und verwaltet derzeit über 1.2 Billionen Franken – oder fast eine Viertelmillion pro Kopf der Bevölkerung.

Das ist ein erfolgreiches Modell, das den gut fünf Millionen Norwegerinnen und Norwegern auch in einer Zukunft dienen soll, wenn kein Erdöl und Gas mehr gefördert werden kann. Und aus Sicht Oslos ist es auch die beste Antwort auf die Kritik aus dem In- und Ausland, die dem alles anderen als sauberen Geschäft immer wieder entgegenschlägt.

Echo der Zeit, 03.12.2023, 18 Uhr

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