Die Bilder, die in den sozialen Medien kursieren, sind gespenstisch: Sie zeigen menschenleere Trottoirs und Strassen von Myanmars grösster Stadt Yangon. Es ist ein «Silent Strike», ein stiller Streik. Da Demonstrationen verboten sind und öffentliche Kritik an der Militär-Junta lebensgefährlich ist, bleiben die Menschen stattdessen in ihren Wohnungen, die Geschäfte geschlossen.
Bhone Thit gehört zum Organisationskomitee des Streiks. Der Demokratieaktivist lebt heute im Exil in Thailand. «Wenn wir mit einer extrem brutalen Militärdiktatur konfrontiert sind, wenn unsere Stimmen und unsere Meinungsfreiheit kriminalisiert werden, dann wird unser Schweigen selbst zu einer politischen Handlung», erklärt er. Doch dieser stille Protest wird immer schwieriger.
Wachsender Druck auf die Bevölkerung
Seit dem Militärputsch gab es mehrere solcher Aktionen. Der letzte Aufruf erfolgte am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte. Doch Bhone Thit muss zugeben, dass die Beteiligung nachlässt. «Der Unterschied zum Silent Strike im Jahr des Putsches ist deutlich», sagt er. Damals sei das ganze Land stillgestanden.
Heute steige der Druck der Junta, etwa auf Ladenbesitzerinnen und Ladenbesitzer, ihre Geschäfte geöffnet zu lassen. Zudem geht das Regime mit eigenen Tricks gegen den Protest vor: «Als von 10 bis 15 Uhr zu einem stillen Streik aufgerufen wurde, haben sie angeordnet, den Schulunterricht vorzeitig zu beenden, um sicherzustellen, dass die Menschen auf die Strasse gingen.»
Fünf Jahre nach dem Putsch stellt Bhone Thit auch eine gewisse Müdigkeit in der Bevölkerung fest – eine Folge des Bürgerkriegs, der hohen Inflation und der allgemeinen Ausweglosigkeit.
Scheinwahlen als Legitimation
Für Ende des Monats plant die Junta Wahlen, obwohl im Land ein Bürgerkrieg tobt. Menschenrechtsorganisationen und die UNO bezeichnen diese als Farce. Tom Andrews, UNO-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, sagte gegenüber Medien: «Sie können keine freien und fairen Wahlen haben, wenn sie die Führung der politischen Opposition verhaften, einsperren und foltern.»
Auch Bhone Thit ist besorgt: «Mit den Wahlen versucht sich die Regierung zu legitimieren und den Weg zurück in die internationale Gemeinschaft zu finden.» Für die Bevölkerung entstehe ein Dilemma: eine Junta zu wählen, die einen unterdrückt, oder mit einem Boykott Gefängnis zu riskieren. Er werde den Menschen deshalb nie sagen, sie sollen nicht zur Wahl gehen.
Trotz aller Schwierigkeiten will das Organisationskomitee an den stillen Streiks festhalten. Sie seien symbolisch wichtig, um der eigenen Bevölkerung Mut zu machen und international ein Zeichen gegen die Militär-Junta zu setzen.