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Wiederverwertung Ungenutztes Millionengeschäft: Elektroschrott recyceln lohnt sich

  • Haushalte und Unternehmen in der EU, Grossbritannien, Island, Norwegen und in der Schweiz haben 2022 rund 20 Kilogramm Elektroschrott pro Einwohner erzeugt.
  • Einem Bericht zufolge sind 46 Prozent dieses Elektroschrotts nicht nach den Vorgaben der EU-Regulierungen entsorgt worden.
  • Systemgerechte Rückgabe und Wiederverwendung alter Elektronik schützen demnach aber die Umwelt.

Elektroschrott ist mehr als nur Abfall – er birgt wertvolle Rohstoffe, die dringend gebraucht werden. Ein Bericht von Futuram zeigt: Allein 2022 fielen in Europa, Grossbritannien, Island, Norwegen und der Schweiz rund 10.7 Millionen Tonnen davon an. Darin enthalten: etwa eine Million Tonnen kritischer Materialien, die für die Wirtschaft essenziell sind, aber nur zu einem Bruchteil zurückgewonnen wurden. Wer alte Geräte richtig entsorgt oder wiederverwendet, hilft mit, diese Ressourcen zu sichern und die Umwelt zu entlasten.

Was ist Futuram?

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Das Projekt «Future Availability of Secondary Raw Materials» (FutuRaM) hat zum Ziel, Wissen über die Verfügbarkeit und Rückgewinnbarkeit von Sekundärrohstoffen innerhalb der Europäischen Union (EU) zu generieren. Ein besonderer Fokus liegt auf strategischen und kritischen Rohstoffen. Damit soll eine faktenbasierte Entscheidungsfindung für deren Nutzung in der EU und in Drittländern ermöglicht werden. Futuram konzentriert sich auf sechs Abfallströme: Altbatterien, Elektro- und Elektronikaltgeräte, Altfahrzeuge, Bergbauabfälle, Schlacken und Aschen sowie Bau- und Abbruchabfälle. Das Futuram-Projekt wird eine Methodik, eine Berichtsstruktur und Leitlinien festlegen, um die Wissensbasis über Rohstoffe bis 2050 zu verbessern.

Dem Bericht zufolge werden 46 Prozent des gesamten Elektroschrotts nicht nach den Vorgaben der EU-Regulierungen entsorgt. Von diesen rund 5 Millionen Tonnen Elektroschrott waren 3.3 Millionen Tonnen mit anderem Metallschrott vermischt, sodass sie höchstens teilweise zurückgewonnen werden können. 700'000 Tonnen wurden mit anderen Abfällen deponiert oder verbrannt, 400'000 Tonnen zur Wiederverwertung exportiert. 

Schrott als Millionengeschäft

«Europas Elektroschrott ist kein Müll, sondern eine milliardenschwere Ressource, die darauf wartet, erschlossen zu werden», betonte der Seniorautor des Berichts, Cornelis Peter Baldé vom Programm «Nachhaltige Kreisläufe» des UNO-Instituts für Training und Forschung (Unitar-Scycle). 

Man mit Helm und oranger Weste hantiert an Computerkabeln, im Hintergrund Elektroartikel
Legende: In Elektroschrott stecken viele wertvolle Rohstoffe. Imago/Westend61

Palladium ist bis zu 30’000 US-Dollar pro Kilogramm wert, sagt WEEE, der Verband für Waste Electrical and Electronic Equipment. Eine Rückgewinnung könnte demnach Hunderte Millionen wert sein.

Im Hinblick auf alle kritischen Rohstoffe ergänzte Baldé: «Jedes Kilogramm, das wir zurückgewinnen, und jedes Gerät, das wir reparieren, stärkt unsere Wirtschaft, verringert unsere Abhängigkeit und schafft neue Arbeitsplätze.»

Wenn so weitergemacht wird, steht die Prognose schlecht

In einer Prognose für das Jahr 2050 geht der Bericht davon aus, dass die Menge an Elektroschrott auf 1.2 Millionen bis 1.9 Millionen Tonnen steigen wird – je nachdem, ob so weitergemacht wird wie bisher, ob das Recycling verbessert oder eine wirkliche Kreislaufwirtschaft aufgebaut wird.

Die Autoren und Autorinnen des Berichts erwarten, dass der Anteil von Solarmodulen am Elektroschrott bis 2050 besonders stark steigen wird, und zwar von 0.15 Millionen Tonnen auf bis zu 2.2 Millionen Tonnen.

Auch alltägliche Entscheidungen können Wirkung zeigen

Magdalena Charytanowicz vom WEEE-Forum hob zum Internationalen Tag des Elektroschrotts ausserdem hervor, dass die Kreislaufwirtschaft in jedem Haushalt beginnt: «Indem sie sich für die Reparatur, Wiederverwendung oder Rückgabe alter Elektronikgeräte über ordnungsgemässe Sammelsysteme entscheiden, tragen Verbraucher direkt dazu bei, die Versorgung Europas mit wichtigen Rohstoffen zu sichern, Umweltschäden durch den Bergbau zu reduzieren und neue grüne Arbeitsplätze zu schaffen.» Der Erfolg der Massnahmen hängt ihr zufolge nicht nur von der Gesetzgebung ab, sondern auch von den alltäglichen Entscheidungen der Bürgerinnen und Bürger.

SRF 4 News, 14.10.2025, 9 Uhr ; 

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