Ein Vergleich zwischen einer 12-jährigen Eiche und einem gleichaltrigen Kiribaum spricht Bände: Erstere ist gerade einmal handtellergross, während der andere einen Durchmesser von über 50 Zentimetern misst.
Über fünf Meter im Jahr kann der ursprünglich aus Asien stammende Baum wachsen und in einem Zehntel der Zeit so viel Holzvolumen produzieren wie eine Eiche.
Ein Traumbaum für die Holzindustrie, sagt Peter Diessenbacher, Gründer des Bonner Start-ups «WeGrow»: «Der Hauptvorteil des Kiribaums ist, dass man den Baum, den man selber pflanzt, auch zu Lebzeiten noch ernten, verarbeiten und verkaufen kann.»
Neue Bäume braucht das Land
Der Kiribaum, auch Paulownia, Blauglocken- oder Kaiserbaum genannt, ist der am schnellsten wachsende Baum der Erde, der dazu noch die Herausforderungen des Klimawandels meistert.
Durch das rasante Wachstum bindet er drei- bis viermal so viel CO₂ als andere heimische Baumarten und sein tief im Erdreich verankertes Wurzelsystem lässt ihn auch Dürreperioden überstehen.
Dazu ist sein Holz wegen des geringen Gewichts beliebt, wird deshalb als das Aluminium der Hölzer bezeichnet. Es findet vor allem für den Innenausbau von Wohnmobilen oder Schiffen Verwendung, für den Bau von Möbeln oder Sportgeräten.
Wir müssen Alternativen schaffen, und das tun wir hier.
WeGrow macht sich den steigenden Bedarf an Nutzholz zunutze und hat bereits über eine Viertelmillion Kiribäume auf über 35 Plantagen in Deutschland und Spanien gepflanzt. Denn die natürlichen Wälder allein könnten der Nachfrage schon lange nicht mehr nachkommen.
«Wir müssen Alternativen schaffen, und das tun wir hier», betont Allin Gasparian, Gründerin des Bonner Holzbauunternehmens. So könne man den Nutzungsdruck auf die natürlichen Waldbestände mindern.
Kritik von Umweltschützern
Ein Traumbaum für die Holzindustrie, ein Traumbaum fürs Klima. Umweltschützerinnen und -schützer sehen das allerdings kritisch. Der Kiribaum gehöre einfach nicht nach Europa. Es würden damit wieder neue Monokulturen entstehen.
Der Wald ist kein Experimentierfeld.
Man mache den gleichen Fehler wie in der Vergangenheit mit den Nadelwäldern. Diese seien auch nichts anderes als Plantagen, die dem Klimawandel kaum etwas entgegenzusetzen hätten.
«Wir haben jede Menge einheimische, klimaresiliente Baumarten», betont Holger Sticht vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. «Wir brauchen keine Experimente und der Wald ist auch kein Experimentierfeld.»
Nur sterile Kiribäume auf Plantagen
«Niemals würden wir eine Waldfläche roden, um Kiribäume zu pflanzen», wehrt sich Allin Gasparian von «WeGrow». Die Bäume würden nur auf landwirtschaftlichen Nutzflächen angebaut.
Dazu würden ausschliesslich Hybride gezüchtet, die sich nicht selbständig vermehren können. Angebaut würden Kiribäume nur auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. «Aber es ist eine Ergänzung, um die natürlichen Waldvorkommen zu schützen.»