Seit 2011 spielt der heute 26-jährige Nino Niederreiter in der nordamerikanischen NHL. Die vergangene Saison war eine Besondere für den Churer. Im Januar wurde er von den Minnesota Wild zu den Carolina Hurricanes getraded. Vom einen auf den anderen Moment musste er umziehen.
SRF News: Nino Niederreiter, seit einigen Tagen sind Sie zurück in Chur. Konnten Sie bereits herunterfahren?
Nino Niederreiter: Das ist sehr schwierig, so kurz nach der Saison. Ich wache immer noch früh auf und habe das Gefühl, ich müsse irgendetwas unternehmen. Ich fahre jetzt aber mit der Familie in die Ferien und hoffe, dass ich dort abschalten kann.
Die äusserst knappe Niederlage im Viertelfinal der Eishockey-WM liegt noch nicht lange zurück. Konnten Sie diese schon verdauen?
Es war eine Niederlage, das schmerzt. Wenn man schlecht spielt, ist es fast schlimmer zu verlieren, als wenn es so knapp ist. Kanada hat bis zum Schluss durchgezogen und verdient gewonnen.
Bewegt war auch ihre Saison in Nordamerika. Wie haben Sie den Trade nach Carolina erlebt?
Am Morgen lief das Training in Minnesota ganz gewöhnlich ab. Am Abend stand ein Spiel auf dem Programm, ich wollte mich deshalb nach dem Mittagessen kurz ausruhen. Um 14 Uhr teilte mir der Verein telefonisch mit, dass ich ab sofort für Carolina spiele. Einige Stunden später sass ich im Flugzeug.
Wir sind eine junge Mannschaft mit viel Talent. Da liegt in den nächsten Jahren einiges drin.
Zu diesem Zeitpunkt war auch ihre Familie in Minnesota. Eine willkommene Umzugshilfe?
Ja, darüber war ich froh. Meine Mutter, mein Vater und meine Freundin sind am nächsten Tag mit meinen Kleidern hinterher geflogen und haben sich um eine Wohnung in Raleigh gekümmert.
Mit den Carolina Hurricanes haben Sie eine starke zweite Saisonhälfte gespielt. Endstation war erst im Conference-Final, dem Halbfinal der Meisterschaft. Auch ihre persönlichen Statistiken verbesserten sich im Vergleich zu den ersten Monaten. War der Trade am Ende das Richtige für Sie?
Der Tapetenwechsel hat gut getan. Raleigh ist eine super Stadt und die Stimmung in der Mannschaft sehr gut. Wir sind eine junge Mannschaft mit viel Talent. Da liegt in den nächsten Jahren einiges drin.
Sie verdienen rund 2,7 Millionen Dollar im Jahr. Das klingt nach viel Luxus. Wie sieht Ihr Alltag in Raleigh aus?
Ganz anders als im eher kalten Minnesota. In North Carolina kann man das ganze Jahr über Golf spielen und in der Sonne liegen. Ganz so entspannt sind die Tage während der Saison aber natürlich nicht, meist habe ich am Nachmittag etwas Zeit für mich.
Viel sind Sie auch unterwegs. Zu Auswärtsspielen reisen Sie mit dem Flugzeug. Belasten Sie die Reisen?
Zu Beginn waren Sie natürlich das Highlight. Mittlerweile muss ich sagen, die Reisen kosten viel Energie. Das Schöne ist, dass wir immer wieder in verschiedenen Städten sind, die alle etwas zu bieten haben.
Das ganz grosse Ziel ist wie bei jedem NHL-Spieler der Gewinn der Meisterschaft. Jeder Spieler des Meisterteams darf danach die Trophäe, den Stanley Cup, für einen Tag mit nach Hause nehmen. Haben Sie sich schon ausgemalt, wie Sie den Tag gestalten würden?
Natürlich denkt man darüber nach, wenn man so nahe dran ist. Mit dem Pokal auf den Calanda wäre ein Traum.
Das Gespräch führte Marc Melcher.