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Gelbfieber Florida setzt genmanipulierte Männchen auf Tigermückenweibchen an

Erstmals haben die US-Behörden einen Freilassungsversuch mit gentechnisch veränderten Insekten bewilligt.

In Florida sollen im kommenden Jahr gentechnisch veränderte Mücken freigelassen werden. Sie sollen die ägyptische Tigermücke ausrotten, welche Viruserkrankungen wie Denguefieber oder Zika überträgt. Das Unternehmen, das den Versuch durchführt, setzt auf eine Technik namens Gene Drive. Damit werden männliche Mücken gentechnisch verändert.

Wenn sich diese Männchen mit normalen wild lebenden Weibchen paaren, entsteht daraus Nachwuchs. Die Töchter sterben aber ab, bevor sie erwachsen sind. Man zielt dabei auf die weiblichen Mücken, weil nur diese den Menschen stechen, um an Blut für ihre Eierproduktion zu kommen. Über diese Stiche können die Mücken Krankheiten übertragen.

Nicht der erste Versuch dieser Art

In Burkina Faso hat man bereits gentechnisch veränderte Mücken freigelassen, um Malaria zu bekämpfen. Rein technisch lässt sich das Projekt mit dem in Florida vergleichen. Auch in Burkina Faso werden Mücken mit einem Gene Drive versehen. Dort steht jedoch eine andere Mückenart im Fokus, die Anophelesmücke, die Malaria überträgt.

In Florida hingegen will man gegen die ägyptische Tigermücke vorgehen. Sie verursacht immer wieder kleinere Ausbrüche von Gelbfieber. Allerdings konnten diese Ausbrüche bis jetzt immer recht schnell und gut eingedämmt werden. Der Leidensdruck ist in Florida also tiefer als in Burkina Faso.

Für Gegner ein «Jurassic Park Experiment»

Kritiker des Freilassungsversuchs in Florida finden, Menschen würden zu Versuchskaninchen. Sie sprechen von einem «Jurassic Park Experiment».

Das Problem: Die Gene-Drive-Technik ist tatsächlich noch mit vielen Fragezeichen versehen. Bleibt diese gentechnische Veränderung nur innerhalb einer Art oder Gattung? Und kann diese ursprüngliche Genveränderung vielleicht mutieren und dann eine ganz andere Wirkung haben? All das sind noch nicht abschliessend beantwortete Fragen.

Und Sie sind umso dringlicher, weil man hier an einer Technik forscht, die in der Umwelt angewandt werden soll. Die Auswirkungen werden also jeweils ein ganzes Ökosystem betreffen. Und wie das auf solche Veränderungen reagiert, lässt sich so gut wie nie exakt vorhersagen.

Nutzen und Risiko

«Die Befürchtungen gehen dahin, dass die Menschen mit dem Gene Drive eine Technik an die Hand bekommen, die es quasi per Knopfdruck erlauben könnte, eine ganze Spezies auszurotten», sagt Cathrin Caprez von der SRF-Wissenschaftsredaktion. Es gibt bisher mindestens zwei Versuche, bei denen solche gentechnisch veränderten Mücken bereits ausgesetzt wurden.

«Sehr wirkungsvoll ist diese Technik bis jetzt nicht», meint Caprez. «Aber selbst Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die an gentechnischen Methoden forschen, sagen, es brauche unbedingt eine breit abgestützte Diskussion darüber, wie diese Technik in Zukunft eingesetzt werden soll.»

Rendez-vous, 27.08.2020, 12:30 Uhr ; 

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