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Mutation des Coronavirus Dänemark tötet Millionen Nerze – aus Sorge um Impfstoff

Kann ein mutiertes Coronavirus die Impfstoffentwicklung gefährden? Antworten von SRF-Wissenschaftsredaktor Theis.

Drastische Massnahme in Dänemark: Unter Zuchtnerzen sei das Coronavirus mutiert und auf den Menschen übertragen worden, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Mittwoch bei einer Online-Medienkonferenz. Jetzt sollen alle Tiere auf den Farmen getötet werden.

Dänemark greift auch durch, um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus nicht zu gefährden. «Das mutierte Virus in den Nerzen könnte ein Risiko für die Wirksamkeit eines zukünftigen Impfstoffs sein», erklärte Frederiksen.

Nerz-Farm in Dänemark
Legende: Nach Angaben der dänischen Behörden sind bereits auf mehr als 200 Farmen Corona-Fälle festgestellt worden. Auf 67 Farmen wurde der Pelztierbestand bereits getötet. Keystone

Doch wäre ein künftiger Impfstoff gleich nutzlos, weil eine mutierte Version des Virus kursiert? SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis relativiert. Grundsätzlich sei es normal, dass Viren mutieren: «Dazu wird auch intensiv geforscht, zum Beispiel an der ‹Mutation 453›. Diese wurde schon im April entdeckt, hat sich aber bis jetzt noch nicht weit verbreitet im Menschen.»

Kein neues Phänomen

Daneben gebe es viele weitere Mutationen des Coronavirus, teilweise sei auch erst deren Zusammenwirkung entscheidend. Aus Dänemark hiess es nun, dass die Virus-Mutation aus den Nerzen weniger gut von Antikörpern in Schach gehalten werde. «Das heisst aber noch lange nicht, dass eine Impfung nicht funktionieren wird», erläutert Theis. Zudem könnten Impfungen auch angepasst werden. «Das ist etwa bei der Grippeimpfung völlige Routine.»

Kann das Coronavirus gefährlicher werden?

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Die Befürchtungen aus Dänemark konnten bis jetzt noch nicht von anderen Forschern überprüft werden – viele mahnen zur Vorsicht vor voreiligen Schlüssen, dass etwa das Virus aus den Nerzen gefährlicher wäre für den Menschen, oder dass allfällige Impfstoffe nicht mehr funktionieren würden.

Sollte sich weltweit eine mutierte Variante des Coronavirus durchsetzen, würde die Forschung reagieren – und versuchen, den Impfstoffmix entsprechend anzupassen, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Theis. «Im Moment ist die Hoffnung aber, dass dies bei Sars-CoV-2 nicht nötig sein wird. Sicher ist das aber nicht.»

Die Ausbreitung neuer Virusvarianten, die einen Impfstoff weniger wirksam machen könnten, weckt Ängste. Doch Experten mahnen zur Zurückhaltung. Emma Hodcroft, Virologin an der Universität Basel, teilt mit, dass Mutationen wie in Dänemark bereits bekannt seien. Eine verringerte Reaktion auf Antikörper müsse nicht bedeuten, dass eine Impfung weniger wirksam sei:

Dass sich Zuchtnerze mit Sars-CoV-2 infizieren, ist nicht neu. Die Niederlande hatten nach ähnlichen Ausbrüchen von Corona bei Nerzen Anfang Juni beschlossen, alle Pelztiere auf den betroffenen Farmen zu töten.

Theis erklärt, wie der Ansteckungsweg verläuft: Infizierte Angestellte gehen zur Arbeit, stecken dort die Nerze an; diese infizieren sich gegenseitig mit dem Virus und es kann wieder auf den Menschen überspringen.

Nerze in dänischer Zucht
Legende: Dänemark ist der weltweit grösste Produzent von Nerzfellen. Im Land gibt es derzeit 1139 Zuchtfarmen und etwa 15 bis 17 Millionen Nerze. Das Fell der Tiere ist unter anderem als Kleidungsstück beliebt. Reuters

Grundsätzlich können sich viele Tiere mit dem Coronavirus anstecken. Die Liste der bekannten Fälle reiche von Primaten, Hamstern, Hasen, Frettchen, Fledermäuse über Hunde und Katzen, so Theis. «Bei der Massentierhaltung werden Infektionen leichter übertragen, weil viele Tiere nahe beisammen sind.»

«Reeller Lockdown in Nordjütland»

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Aus Sorge vor einer Ausbreitung der bei Nerzen aufgetretenen Mutation des Coronavirus erlässt die dänische Regierung weitreichende Beschränkungen in der Region Nordjütland. Betroffen sind knapp 280’000 Menschen. Man könne von einem reellen Lockdown in Nordjütland sprechen, sagte Premierministerin Frederiksen. Alle Bürger in den betroffenen Kommunen werden aufgefordert, einen Corona-Test zu machen.

Die Tierhaltung und die Nähe zu Tieren hätten generell dafür gesorgt, dass Menschen mit neuen Erregern konfrontiert seien – und das seit hunderten von Jahren: So seien auch Tuberkulose, gewisse Pockenarten oder die Pest vom Tier auf den Menschen übergesprungen, alles sogenannte Zoonosen. «Jüngste Beispiele sind die Vogel- und Schweinegrippe und mit grösster Wahrscheinlichkeit auch das aktuelle Coronavirus.»

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Info3 vom 05.11.2020, 12 Uhr ; 

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