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Nutztier-Exporte auf Frachtern Suezkanal-Blockade lenkt Blick auf umstrittene Tiertransporte

Tagelang steckten im Suezkanal auch Schiffe mit lebender Fracht fest. Die Praxis der Tiertransporte sorgt für Kritik.

Während der Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff «Ever Given» warteten unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen zehn und 20 Frachter mit lebenden Tieren an Bord im oder vor dem Kanal auf Weiterfahrt – sehr zur Sorge von Tierschutzorganisationen, die fürchteten, die Rinder und Schafe könnten verhungern, verdursten oder sich in den beengten Verhältnissen an Bord schwer verletzen.

Das lenkt den Blick auf ein Problem, das mit den Jahren immer grösser geworden ist: Millionen von Rindern, Schafen und Schweinen werden jedes Jahr auf Frachtern rund um den Globus verschifft – Tendenz steigend, wie Sabrina Gurtner vom Tierschutzbund Zürich bereits vor einigen Monaten in einem «10 vor 10»-Beitrag beklagte. Ein Grund sei der weltweit zunehmende Hunger auf Fleisch, vor allem auch in Ländern wie China.

In den vergangenen Monaten und Jahren kam es bei solchen Transporten immer wieder zu Tragödien auf hoher See.

Tödliche Vorfälle auf Schiffen mit lebender Fracht

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Immer wieder machen Vorfälle, bei denen Tiere an Bord von Frachtschiffen verenden oder in Häfen notgeschlachtet werden, Schlagzeilen. Eine Auswahl:

  • Im März 2021 wurden im Hafen der spanischen Stadt Cartagena 2400 Kälber notgeschlachtet. Sie waren monatelang auf den beiden Schiffen «Elbeik» und «Karim Allah» eingepfercht und auf dem Mittelmeer unterwegs, bevor sie nach Spanien zurückkehrten, weil die Zielländer Türkei und Libanon sie aus Furcht vor der Blauzungenkrankheit nicht an Land lassen wollten.
  • Im September 2020 sank in einem Sturm vor Japan ein Frachter, der mit knapp 6000 Rindern an Bord auf dem Weg von Neuseeland nach China war. Auch fast alle Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
  • Im November 2019 kenterte ein Frachtschiff, das 14'000 Schafe geladen hatte, im Schwarzen Meer. Es war unterwegs von Rumänien nach Saudi-Arabien. Die Besatzung konnte gerettet werden, fast alle Tiere ertranken.
  • Im Juni 2015 war ein Frachter mit 13'000 Schafen von Rumänien nach Jordanien unterwegs. Im Zielhafen zeigte sich, dass mehr als 5000 Tiere bereits an Durst, Hunger und Erschöpfung gestorben waren, das Zielland verweigerte die Einfuhr. Als das Schiff zwei Wochen später, am 14. Juni, in Somalia anlegte, waren alle Tiere tot.

Einen grossen Anteil am weltweiten Transport von lebenden Tieren hat die Europäische Union. Im Jahr 2019 wurden rund 1.8 Milliarden lebende Hühner, Schweine, Schafe, Ziegen und Rinder über Grenzen hinweg auf dem See- und Landweg transportiert. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO schätzt, dass die EU für über drei Viertel dieser Transporte verantwortlich war.

Aus der EU gelangen allein rund eine Million lebende Kälber im Jahr auf Schiffen vor allem nach Nordafrika, in den Nahen Osten und in die Türkei. Insgesamt exportierte die EU 2019 laut der Eurogroup for Animals mehr als 4.5 Millionen Schweine, Schafe und Rinder in Länder ausserhalb der EU.

Europa-Karte
Legende: Die Karte zeigt, auf welchen Routen lebende Tiere per Schiff und Lastwagen aus der EU exportiert werden. SRF

Dies geschieht aus mehreren Gründen: Zum einen produziert Europa wegen seiner Milchwirtschaft viele überzählige männliche Kälber, die in den Export gehen. Zum zweiten benötigen die genannten Regionen die Tiere lebend, weil diese halal, also nach religiösen Vorschriften, geschlachtet werden müssen.

Und schliesslich ist der Transport lebender Tiere billiger als der von gekühltem Fleisch, und viele Länder könnten die Kühlketten auch gar nicht aufrechterhalten. Ein weiterer Hauptexporteur in den Nahen Osten: Australien. Rund vier Millionen Schafe werden jährlich von Down Under dorthin verschifft.

Zu heiss, zu eng, zu lange unterwegs

Für die Tiere sind die Transporte eine stressige Tortur. Es herrschen oft hohe Temperaturen unter Deck und es werden meist veraltete Schiffe wie umgebaute Autofähren genutzt. Laut dem «Guardian» wurden nur 20 Prozent der Schiffe, die derzeit weltweit Vieh transportieren, zu eben diesem Zweck gebaut, die meisten sind dafür nicht geeignet. Das sei auch ein Grund, warum solche Frachter häufiger sinken, so die Zeitung.

Zudem können sich leicht Krankheiten ausbreiten, die Verletzungsgefahr ist hoch und es sind keine Tierärzte an Bord. Zwar gelten die Tierschutzbestimmungen der EU eigentlich bis zum Zielort – doch das wird nicht kontrolliert.

Rinder an Bord der Karim Allah
Legende: Die Rinder an Bord der «Karim Allah» wurden im Hafen der spanischen Stadt Cartagena notgeschlachtet. Sie hatten monatelang auf dem Mittelmeer ausgeharrt, da sie am Zielhafen nicht verladen werden durften. Reuters

Anders als beim Transport per LKW innerhalb der EU, der auch nicht eben tierfreundlich ist, fällt auf Schiffen zudem die Begrenzung der Transportzeit weg. An den Häfen gibt es selten Versorgungstellen und die Tiere können sich nicht ausruhen.

Mancherorts hat man inzwischen Konsequenzen gezogen: Die meisten deutschen Bundesländer haben den Transport von Nutztieren in Drittländer inzwischen ganz oder teilweise eingestellt.

SRF 4 News, 29.03.2021, 22:30 Uhr

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