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Radioaktive Abfälle Keine Verpackungsanlage beim Kernkraftwerk Gösgen

Schon länger ist klar: Im Kanton Solothurn gibt es kein Endlager für radioaktive Abfälle. Die Regierung dachte dann, dass das Thema radioaktive Abfälle für sie erledigt sei. Umso überraschter (und empörter) war sie, als im Mai 2019 publik wurde, dass auf dem Gelände des KKW Gösgen vielleicht eine Verpackungsanlage für radioaktive Abfälle entstehen könnte. Der Regierungsrat reagierte scharf und warf dem Bund unprofessionelles Verhalten vor. Doch seit Donnerstag weiss man: Die Idee einer Verpackungsanlage beim AKW Gösgen ist vom Tisch. Das teilt das Bundesamt für Energie mit. Sehr zur Freude des Solothurner Regierungsrates und Landammanns Roland Fürst.

Endlager und Verpackungsanlagen

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Momentan prüft der Bund noch drei Standorte für ein Endlager. Es sind Jura Ost (AG), Nördlich Lägern (ZH, AG) und Zürich Nordost (ZH, TG). Die Lager sind tief im Boden. Um die Abfälle ins Lager zu bringen, braucht es so genannte Oberflächenanlagen. Dort werden die Abfälle, die vom Zwischenlager in Würenlingen kommen, in spezielle Behälter verpackt, die im Lager Tausende von Jahren überdauern sollen. Allgemein ging man bis Anfang 2019 davon aus, dass diese Verpackungsanlagen bei den Eingängen ins Tiefenlager gebaut würden. Doch dann brachte die Nagra (Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) neue Überlegungen ins Spiel. Die Verpackungsanlagen könnten auch weit weg vom Lager gebaut werden. Standorte dafür könnten die Kernkraftwerke Gösgen oder Leibstadt sein oder auch das Zwischenlager Würenlingen. Am 14. November 2019 teilte aber der Bundesrat mit, dass es in Gösgen und Leibstadt keine BEVA (Brennelementverpackungsanlagen) geben werde.

SRF 1: Es gibt nun also keine Verpackungsanlage beim Kernkraftwerk Gösgen. Ist das nicht ein Hauruck-Entscheid?

Roland Fürst: Diesen Ausdruck habe ich auch schon gebraucht. So kam es bei uns ja an im Frühling. Eigentlich ist das Verfahren für die Lagersuche klar strukturiert. Um so weniger Verständnis hatten wir dann, weil der Vorschlag einer Verpackungsanlage in Gösgen oder Leibstadt in unseren Augen eine unkoordinierte Aktion war.

So wie es jetzt aussieht, kommt die Verpackungsanlage nicht nach Gösgen. Warum sind Sie denn erleichtert?

Wir hatten Vorstösse im Parlament. Und man hat immer versprochen, dass es nichts gibt in diese Richtung. Im März traten wir aus allen Begleitgremien aus, nachdem wir gehört hatten, dass der Kanton Solothurn zurückgestellt worden ist als Standort für ein Endlager. Als wir dann plötzlich im Gespräch waren für eine Verpackungsanlage, lag das natürlich nicht auf unserer Linie.

Aber eine Verpackungsanlage könnte ja auch eine Chance sein. Sie schafft Arbeitsplätze, wenn denn das AKW Gösgen einmal stillgelegt sein wird.

Das ist sicher richtig, es gibt schon Arbeitsplätze. Aber wir haben vom Kantonsparlament den Auftrag, uns gegen eine solche Anlage zu wehren. Man muss ja auch die Ängste der Leute ernst nehmen. So eine Anlage muss sicher sein. In früheren Merkblättern der Nagra hiess es immer, eine Verpackungsanlage müsse in der Nähe des Endlagers sein und nicht sonst irgendwo, damit man nicht unnötig lange Transporte hat.

Das Gespräch führte Mario Gutknecht

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