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Gabriela Kuhn und Barbara Rimml: «Die Situation hat sich verschärft.»
Aus Regionaljournal Graubünden vom 03.06.2019. Bild: Keystone
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Frauenstreik in Graubünden «Auch unsere Grossmütter haben gekämpft»

Vor fast 30 Jahren gingen tausende Frauen auf die Strasse und forderten am ersten Frauenstreik grundsätzliche Gleichberechtigung. In knapp vier Wochen streiken die Frauen wieder. Gabriela Kuhn und Barbara Rimml organisieren den Frauenstreik in Graubünden mit.

Kuhn und Rimml

Kuhn und Rimml

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Gabriela Kuhn und Barbara Rimml helfen den Frauenstreik in Graubünden zu organisieren.

SRF News: Gabriela Kuhn, Sie waren schon beim ersten Frauenstreiktag 1991 dabei. Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an diesen Tag zurückdenken?

Gabriela Kuhn: Dass alles violett und pink war. Ich weiss nicht mehr, wie viele Frauen in Chur beteiligt waren, schweizweit haben sich aber rund 500’000 Frauen versammelt. Das ist mir geblieben, es haben sich auch sehr gute Diskussionen entwickelt.

Was ist heute anders als 1991?

Man kann die Situation jetzt am Gleichstellungsgesetz festmachen, das 1996 eingeführt wurde. Die Diskriminierung und der Sexismus gegenüber Frauen sind erschreckend.

Zwei Frauen tragen ein Banner mit der Aufschrift: «Wenn Frau will, steht alles still.»
Legende: Der Slogan des ersten Frauenstreiktags 1991. Keystone

Das heisst, die Situation hat sich verschärft?

Ja, aus meiner Sicht hat sie sich tatsächlich verschärft.

Barbara Rimml, wie schätzen Sie das ein? Die Forderungen für den 14. Juni sind ähnlich wie jene 1996. Ist denn nichts geschehen?

Barbara Rimml: Man hat mit dem Frauenstreik die Grundlage für das Gleichstellungsgesetz geschaffen. Nur, das beste Gesetz nützt nichts, wenn es keine Kontrollen gibt. Wer bei Rot über die Ampel fährt, erhält eine Busse. Wenn einer Frau für die gleiche Arbeit weniger Geld bezahlt wird, passiert nichts.

Am 14. Juni findet der Frauenstreiktag statt. Wie bereitet sich das Kollektiv darauf vor?

Barbara Rimml: Es gab bisher drei Veranstaltungen zum Thema. Zuletzt gab es einen Workshop, an dem konkrete Forderungen ausgearbeitet wurden.

Gabriela Kuhn: Jetzt müssen wir noch mobilisieren. Ich selber arbeite im Kantonsspital. Dort werden wir noch für den Frauenstreiktag werben. Unter anderem wird es einen Informationsstand geben.

Das Kantonsspital ist ein interessantes Beispiel. Es gibt dort Stationen, in denen praktisch nur Frauen in der Pflege arbeiten. Was raten Sie einer Pflegefachfrau, die am Streik teilnehmen will?

Gabriela Kuhn: Die Betreuungsaufgabe wahren wir natürlich. Man kann vor oder nach der Arbeit an den Aktionen teilnehmen. Vielleicht hilft ja auch jemand aus, der eigentlich frei hätte, damit man teilnehmen kann. Möglich sind aber auch gemeinsame Kaffeepausen, in denen man über das Thema diskutiert.

Sie fordern also nicht, dass die Frauen nicht zur Arbeit erscheinen sollen?

Barbara Rimml: Es ist ein Streik- und Aktionstag. Man kann auf ganz verschiedene Arten daran teilnehmen. Das Mindeste, das man tun kann, um ein Zeichen zu setzen, ist, etwas Violettes zu tragen.

Violetter Button mit gereckter Faust und dem Zeichen für das weibliche Geschlecht.
Legende: Das Logo des Frauenstreiks. Keystone

Die ganze Symbolik des Frauenstreiktags ist ziemlich kämpferisch. Das Logo ist etwa eine geballte Faust. Mit diesem Logo und dem Wort «Streik» haben gewisse Frauen Mühe, bürgerliche Politikerinnen etwa. Hätte man mit einer weniger kämpferischen Kampagne mehr Leute erreicht?

Gabriela Kuhn: Bei einer Männerdemo wäre das wohl kein Problem. Wir stehen nun eben auf und recken die Faust.

Barbara Rimml: Ich verstehe, dass das nicht für alle passend ist. Es gibt ja auch verschiedene Möglichkeiten, sich daran zu beteiligen. Wären unsere Grossmütter und Urgrossmütter aber nicht aufgestanden, gäbe es das Frauenstimmrecht vielleicht immer noch nicht.

Das Gespräch führte Marc Melcher.

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