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Reportage vom Schuttkegel Rückbau in Blatten: Unter Zeitdruck und ständiger Gefahr

Der Berg bewegt sich weiter – und in Blatten läuft der Rückbau auf Hochtouren, um Schlimmeres zu verhindern.

Morgens um 6:30 Uhr im Lötschental: Eine Kolonne der Luzerner Zivilschutzorganisation macht sich auf den Weg in die Sperrzone von Blatten, um die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen.

Blatten räumt auf

Zugführer Christian Stocker führt das Team an. Seine Motivation: «Ich bin nebenbei noch in der Feuerwehr – da hat man es im Blut, diejenigen, die Hilfe brauchen, gerne zu unterstützen.»

Blatten ist erst seit Kurzem wieder erreichbar – über eine schmale Notstrasse, gerade breit genug für Baumaschinen. Die Männer aus Luzern sind ein bunt gemischtes Team: vom Sanitär bis zum Forstwart, vereint in derselben Mission.

Holz der Häuser wird verfeuert

Gearbeitet wird am Rand des Schuttkegels, dort, wo noch ein paar Häuser stehen. Viele sind durch Wasser oder die Druckwelle schwer beschädigt worden.

Blatten Schuttkegel
Legende: Der Einsatz läuft am Rand des Schuttkegels, dort, wo noch ein paar Häuser stehen. SRF

Manche haben standgehalten, andere sind so stark beschädigt, dass sie Stück für Stück abgetragen werden müssen. «Als Erstes sortieren wir das Holz aus, verladen es auf den Transporter und verfeuern es auf der Feuerstelle», erklärt Stocker.

Es liegt alles aufeinander, es kann jederzeit ins Rutschen kommen.
Autor: Christian Stocker Zivilschützer

Die Bilder vom Vortag zeigen: Das obere Stockwerk des Hauses ist bereits weg. Heute heisst es: zerlegen, sortieren – alles, was vor dem Winter möglich ist. Einfach ist das nicht.

«Man muss auf die Sicherheit schauen», betont Stocker. «Es liegt alles aufeinander, es kann jederzeit ins Rutschen kommen.» Man müsse Hand in Hand arbeiten, damit niemand «drunter kommt» und es keine Unfälle gibt.

In Gedanken bei der Bevölkerung

Das Haus, das hier zurückgebaut wird, gehörte einem älteren Mann. Alles, was noch ganz war, hat er geholt. Der Rest bleibt zurück. «Mit den Gedanken sind wir sicher bei den Leuten, bei der Bevölkerung von Blatten», sagt Stocker.

Bagger Blatten
Legende: Bagger auf dem Schuttkegel graben den Fluss aus, um den neu entstandenen See abzusenken. SRF

Aber schlussendlich gehe es um die Sache. «Wir dürfen einen Beitrag dazu leisten, dass die Gemeinde Blatten in ein paar Jahren hoffentlich wieder steht.»

Wenn es gröber wird, alarmiere ich. Dann wird unten der Einsatzplatz geräumt.
Autor: Arnold Rubin Naturgefahrenbeobachter

Währenddessen graben Bagger auf dem Schuttkegel den Fluss Lonza aus, um den neu entstandenen See abzusenken. Würde er bei Gewitter überlaufen, wären die Dörfer talabwärts bedroht. Damit das möglich ist, braucht es ein strenges Sicherheitskonzept. Denn der Berg bewegt sich weiter.

Gefahrenbeobachter schlägt Alarm

Neben Sensoren und Drohnen wird auch klassisch Wache gehalten – vom Gegenhang aus. «Wenn es einen Steinschlag gibt, warne ich sofort», erklärt Arnold Rubin, Naturgefahrenbeobachter aus Blatten. «Wenn es gröber wird, alarmiere ich. Dann wird unten der Einsatzplatz geräumt.»

Blatten
Legende: Arnold Rubin, Naturgefahrenbeobachter aus Blatten, beobachtet den Berg mit Argusaugen. SRF

Rubin blickt hinüber zum Schuttkegel. «Das ist speziell. Zwischenzeitlich hat man sich an das Bild gewöhnt, aber ich bin hier in Weissenried aufgewachsen – und das Bild, das ist schwer.»

Zurück zu den Zivilschützern: Zugführer Stocker bedankt sich am Abend bei seiner Truppe: «Danke fürs motivierte Mithelfen. Morgen starten wir mit derselben Motivation wieder.» Denn klar ist: Fast vier Monate nach dem Berg- und Gletschersturz muss erst Altes weichen, bevor Neues entstehen kann.

Bergsturz von Blatten zerstört historisches Dorf

Tagesschau, 18.9.2025, 12:45 Uhr; wilh

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