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1:12-Initiative ETH-Studie: 1200 Unternehmen wären von 1:12-Initiative betroffen

Hunderte Firmen wären von der 1:12-Initiative betroffen. Die Erkenntnisse der Zürcher ETH bergen Sprengstoff.

Ein beliebtes Mittel in Abstimmungskampagnen sind Studiendaten. Sowohl die Befürworter als auch die Gegner der 1:12-Initiative argumentieren mit solchen Resultaten.

1200 Firmen betroffen

Nun bekamen Befürworter und Gegner neues Zahlenmaterial, und zwar aus neutraler Ecke: «10vor10» liegt eine bisher unveröffentlichte Studie der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich vor. Die Forscher haben anhand der Lohndaten von 2010 untersucht, wer von der 1:12-Initiative betroffen wäre. Ihre Erkenntnis: In 1200 Firmen verdient der Chef mindestens 12 Mal mehr als der am schlechtesten bezahlte Mitarbeiter. Tätig sind diese Unternehmen vor allem im Finanz- und Versicherungswesen, im Grosshandel oder in der Unternehmensberatung.

«Was mich am meisten überrascht hat, ist, wie wenige Firmen letztendlich davon betroffen sind, oder anders gesagt, wie gering das Verhältnis zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Einkommen im Durchschnitt ist», sagt KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm.

Weniger Lohn für 4400 Spitzenverdiener

Tatsächlich geht bei den meisten Firmen die Lohnschere viel weniger weit auseinander: Durchschnittlich gilt ein Verhältnis von 1:2 oder 1:3, wie KOF-Studienautor Michael Siegenthaler bestätigt.

Trotzdem: In der Schweiz gibt es 4400 Spitzenverdiener, die bei Annahme der Initiative möglicherweise Lohnabstriche in Kauf nehmen müssten. Sie verdienen im Schnitt über 800'000 Franken. Ihnen gegenüber stehen 190'000 Beschäftigte, deren Jahreslohn rund 80'000 Franken beträgt.

Der AHV würden 125 Millionen fehlen

Auswirkungen hätte die Initiative vor allem auf die Topverdiener, denen eine Gehaltskürzung bevorstünde. Was mit dem frei werdenden Betrag von etwa 1,5 Milliarden Franken geschehen würde, ist unklar. Bricht die Lohnsumme bei der AHV weg, fehlen in der Altersvorsorge rund 125 Millionen Franken.

Die Gegner der Initiative sind bisher von viel höheren Ausfällen für die AHV ausgegangen. «Das KOF-Szenario geht davon aus, dass keine Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden und keine Betriebe verschwinden», sagt Hans-Ulrich Bigler, Direktor vom Schweizerischen Gewerbeverband. «Wir haben diese Auswirkungen einberechnet, deshalb kommen wir auf höhere Beträge.»

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