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Geschäft mit Luxusuhren: Es bringt Junge, aber auch Spekulation
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 24.07.2023. Bild: colourbox /ViDi Studio
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15-Jährige investieren in Uhr Junge verhelfen Luxusuhren zum Boom

Die Schweizer Uhrenbranche ist im Hoch – besonders Luxusuhren boomen. Das verdanken sie einer neuen, jungen Kundschaft. Schon 15-Jährige kaufen sich neue oder gebrauchte Luxusuhren.

Sie kosten zwischen 13'000 und rund 300'000 Franken, enthalten zwischen 180 und 500 Teile. Und um das Topmodell zu kriegen, muss man anderthalb Jahre auf die Warteliste.

Die Nachfrage ist unheimlich gross.
Autor: Claude Greisler Co-Gründer Armin Strom

Luxusuhren wie jene der Uhrenmanufaktur Armin Strom sind gefragt wie nie. 400 Stück gehen pro Jahr aus der kleinen Firma in der Uhrenstadt Biel in die Welt hinaus. Künftig sollen es doppelt so viele sein – Armin Strom baut aus. «Wir sind am Anschlag, mussten bereits den Keller ausbauen und wollen nun eine weitere Produktionsstätte beziehen», sagt Co-Gründer Claude Greisler.

Die Uhren hätten insbesondere bei der jüngeren Generation einen wichtigeren Stellenwert erhalten, bestätigen weitere Uhrenmarken auf Anfrage von SRF.

Einen Aufschwung bei den Jungen sieht auch Oliver Müller, der seit Jahrzehnten in der Uhrenbranche tätig ist, selbst eine Marke besass und jetzt Berater ist: «Viele Millennials und Generation Z interessieren sich massiv dafür.»

Nicht nur Luxusuhren boomen bei den Jungen

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Die Uhrenbranche ist im Hoch – im letzten Jahr haben die Schweizer Uhrenexporte erstmals die Marke von 24 Milliarden Franken überschritten. Am besten schnitten die Luxusuhren ab.

Doch nicht nur Uhren, sondern auch Luxusschmuck, Lederwaren, Parfüm und Kleider liefen gut. Die Umsätze mit den Luxusgütern haben im letzten Jahr global um 22 Prozent zugelegt – beliefen sich auf 353 Milliarden Euro, schätzt der Luxusgüterverband Bain & Altagamma, aus dessen Studie die NZZ Anfang Jahr zitierte.

Der starke Anstieg habe auch mit den Jungen zu tun: Die Millennials (Jahrgang 1981 bis 1996) und die Generation Z (Jahrgang 1997 bis 2012) seien für rund zwei Drittel der Umsätze verantwortlich gewesen.

In der Studie heisst es, der Anteil werde zunehmen: «Die Ausgaben der Generation Z und sogar der jüngeren Generation Alpha werden bis 2030 dreimal so schnell wachsen wie die anderer Generationen.» Die Lust auf Luxusgüter beginne immer früher, heisst es weiter.

Mechanische Uhren wegen Insta bei Jungen beliebt

Ein Grund des Interesses: mechanische Uhren mit einem Uhrwerk. Rund um dieses Handwerk sei ein Instagram-Effekt entstanden, sagt Claude Greisler: «Es hat sich eine Community gegründet, die sich mit Uhren beschäftigt. Das wird auf sozialen Medien stark diskutiert.»

Der Grund für die grosse Nachfrage ist ein Instagram-Effekt.
Autor: Claude Greisler Co-Gründer Armin Strom

Früher sei das Wissen von den Marken zu den Journalistinnen, zum Fachhändler gegangen. Heute würden sich Sammlerinnen weltweit auf den sozialen Medien austauschen. «Plötzlich ist der Wert eines Uhrwerks, wie es funktioniert, viel wichtiger als der Markenname.»

Mechanische Uhren: heute top, zeitweise Flop

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Legende: Zwei Drittel der Belegschaft in der Uhrenindustrie wurden arbeitslos: Mitarbeitende der Omega-Uhrenfabrik in Biel demonstrierten 1982 dagegen. KEYSTONE/Str

Die mechanischen Uhren haben die Schweizer Uhrenindustrie an die Weltspitze aufsteigen lassen – sogar bis auf den Mond.

Die Moonwatch von Omega war in den 1960er-Jahren die einzige Uhr, die alle Tests für die Mondlandung bestand und den Astronauten half. «Das gab einen riesigen Popularitätsschub für Schweizer Uhren allgemein», sagt Oliver Müller, der schon jahrelang in der Uhrenbranche tätig ist, selbst bei Omega gearbeitet hat und heute das Beratungsunternehmen LuxeConsult führt.

Die Branche war derart im Hoch, dass man teilweise mit 100-Franken-Noten Zigarren anzündete. «Es herrschte eine gewisse Arroganz, muss man sagen.»

Doch dann kam die Uhrenkrise: Plötzlich waren günstigere, elektronische Quarzuhren beliebt – Japan erkannte den Trend und sprang auf. Die Schweizer Uhrenmarken verschliefen ihn. «Zwei Drittel der Belegschaft wurden arbeitslos», sagt Müller.

Bis Nicolas G. Hayek mit der Swatch eine Uhr auf den Markt brachte, die für die breite Masse erschwinglich war. Parallel dazu wurden vermehrt auch wieder mechanische Uhren hergestellt, die jetzt erneut zum Verkaufsschlager wurden – insbesondere im Luxussegment.

Dafür würden sich eben immer mehr Junge interessieren, sagt Greisler: «Wir haben Käufer, die 15 Jahre alt sind.» Sie hätten weiterhin ältere Kundinnen und auch Eltern, die für ihre Kinder Uhren kaufen würden, «aber wenn man das Durchschnittsalter betrachtet, hat sich die Kundschaft schwer verjüngt». Ein Auslöser: der Secondhand-Markt.

Uhr am Handgelenk
Legende: Auch Influencer machen, dass Luxusuhren den Weg in die sozialen Medien finden. gettyimages / DjelicS

Occasion-Uhren: Früher eine «Schande», jetzt salonfähig

Die Uhrenindustrie habe gelernt, Uhren weiterzuverkaufen. Lange sei das undenkbar gewesen, nun ist daraus ein grosser Secondhand-Markt entstanden, so Greisler: «Es hat jüngeren Generationen das Vertrauen gegeben, in eine Uhr zu investieren, im Wissen, dass sie sie wieder verkaufen können, wenn sie das Geld brauchen.»

Uhr
Legende: Uhren sind zu einer Geldanlage geworden. colourbox /Tomasz Zajda Virrage

Die Luxusuhren wurden zu einer sicheren Geldanlage, einem Investment. Einige der neuen, jungen Kundschaft haben viel Geld mit Kryptos gemacht und könnten sich deshalb eine Luxusuhr leisten, erklärt Branchenkenner Oliver Müller.

«Dann haben sie entdeckt, dass man mit den mechanischen Uhren schnell Geld verdienen kann.» Man könne sie leicht um die ganze Welt schicken. «Es läuft aber fast zu gut, weil mit ihnen massiv spekuliert wird.»

Investment treibt Preise hoch

Die Spekulationen hätten teilweise zu Wartelisten von zwölf Jahren geführt. «Bevor eine neue Uhr im Laden landet, wechselt sie dreimal die Hand – jedes Mal mit einem höheren Wert.»

Ein Beispiel: «Eine Rolex Daytona aus Stahl kostet offiziell 14'400 Franken. Inoffiziell auf dem Sekundärmarkt bis zu 30'000 Franken», so Müller, der für Morgan Stanley die Umsätze der grössten Schweizer Uhrenmarken einschätzt.

Die neue Entwicklung habe also die Preise steigen lassen, aber auch jüngere Kundschaft gebracht. Müller rechnet damit, dass die Luxusuhrenbranche auch in diesem Jahr wächst, wenn nicht ganz so stark wie in den letzten Monaten.

SRF 1 Regionaljournale 04.07.2023 – 19.07.2023, 17:30 Uhr;müla

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