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150 Jahre Arth-Rigi-Bahn Der Kampf ums Geld – oder warum zwei Bahnen auf die Rigi fahren

Seit 150 Jahren fahren zwei Bahnen auf die Rigi. Schwyz baute die Arth-Rigi-Bahn, um im Tourismusgeschäft zu bleiben.

Selbst gehen – oder sich von Trägern oder einem Pferd hochtragen lassen: Bis im Frühling des Jahres 1871 waren das die Möglichkeiten, um auf die Rigi zu kommen. Für die vornehme Gesellschaft kam wandern nicht infrage, sodass der zwei- und vierbeinige Huckepack-Service ein lukratives Geschäft für die Einheimischen war.

Bis im Mai 1871 die Vitznau-Rigi-Bahn eröffnete – und alles veränderte.

Dramatische Konsequenzen

Wer es sich leisten konnte, wollte von nun an mit der ersten Zahnradbahn Europas auf die Rigi fahren und reiste deshalb ins luzernische Vitznau, zur Talstation der Bahn. Für die Ortschaft Arth, den Ausgangspunkt auf der Ostseite der Rigi, hatte die neue Bahn dramatische Konsequenzen: Das Geschäft der zuvor florierenden Träger- und Pferdeführerdienste brach beinahe komplett ein.

Schnell war für die Schwyzer klar: Wir brauchen auch eine Bahn!

Vier Jahre nach der Eröffnung der Vitznau-Rigi-Bahn konnte in Arth gefeiert werden: Am 3. Juni 1875 fand die offizielle Einweihung statt und die Bahn startete zu ihrer ersten Fahrt.

Ein Wagen und eine Dampflokomotive vor einem einfachen Bahnhof. Dahinter Bauernhäuser und eine Kirche.
Legende: Parat zur Abfahrt in Goldau In Goldau lebten um 1875 kaum hundert Leute. Der Aufschwung des Dorfteils der Gemeinde Arth setzte erst später ein. ZVG

«Wichtigster Zubringer zur neuen Bahn war das Schiff über den Zugersee», erklärt Lokalhistoriker Erich Ketterer. «Im Dorfteil Arth stiegen die Reisenden in die neue Bahn ein und fuhren über die Zwischenstation Goldau hoch auf die Rigi.»

«Die Schienen der Arth-Rigi-Bahn waren die ersten im Kanton Schwyz», sagt Erich Ketterer. «Die Gotthardlinie der SBB, welche den heutigen Bahnhof Arth-Goldau zum Knotenpunkt machte, bestand damals noch nicht.»

Die Schienen der Arth-Rigi-Bahn waren die ersten im Kanton Schwyz.
Autor: Erich Ketterer Lokalhistoriker

Der Plan, sich mit einer eigenen Bahn einen Teil des Rigi-Tourismuskuchens zu sichern, funktionierte – wenn auch nur bedingt. Zwar fanden 57 Leute bei der Bahn eine Festanstellung, aus Kostengründen wurde der Personalbestand jedoch bald wieder reduziert: Die Bahn ab Arth hatte stets schlechtere Frequenzen als die Konkurrentin ab Vitznau.

Zwei Männer stehen vor zwei Lokomotiven und prosten sich zu
Legende: 1990 wurde eine neue Gleisverbindung auf Rigi-Staffel montiert. Die Arth-Rigi-Bahn und die Vitznau-Rigi-Bahn können damit auf dem gleichen Gleisnetz verkehren. Die damaligen Verwaltungsratspräsidenten, Emil Schacher (links) und Franz Beeler, stossen darauf an. Archivbild Keystone

Sinnbildlich für den Wettstreit der zwei Bahnen war der letzte Streckenteil bis hoch zu Rigi-Kulm. Dort fuhren die zwei Bahnen auf jeweils eigenen Gleisen, welche parallel nebeneinander gebaut wurden.

Die Konkurrenz zwischen der Vitznau-Rigi-Bahn und der Arth-Rigi-Bahn blieb über 100 Jahre bestehen. Aufgrund der blauen (Arth) und roten (Vitznau) Bahnkompositionen war gleich ersichtlich, welchem Unternehmen der jeweilige Zug gehörte. Im Jahre 1992 schliesslich schlossen sich die zwei Unternehmen zu den heutigen Rigi-Bahnen zusammen.

Regionaljournal Zentralschweiz, 4.6.2025, 6:31 Uhr ; 

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