Zum Inhalt springen

20 Jahre nach Unwetter Dieses Hochwasser hat viel verändert

Die Unwetter vom August 2005 verursachten enorme Schäden in der Schweiz. Es brachte aber auch den Hochwasserschutz voran. 20 Jahre nach dem Extremereignis sind zahlreiche Schutzbauten noch im Bau.

Im August 2005 braute sich über der Schweiz eine aussergewöhnliche Wetterkonstellation zusammen. Ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet lagerte über dem westlichen Mittelmeer und lenkte warme und sehr feuchte Luftmassen Richtung Alpen. In der Folge goss es vom 19. bis 23. August in weiten Teilen der Schweiz wie aus Kübeln.

Schäden von drei Milliarden Franken

Weil die Böden zum Zeitpunkt der Starkniederschläge schon stark durchfeuchtet waren, floss das Wasser direkt in Flüsse und Bäche ab. Zahlreiche Gewässer führten Hochwasser und traten über die Ufer. Besonders betroffen waren die Zentralschweiz, das Berner Oberland oder das Reusstal. In Engelberg überflutete die Engelberger Aa das Dorf. Die Zufahrtsstrasse wurde weggespült und die Trassees der Zentralbahn zerstört.

In der Agglomeration Luzern stand das Industriegebiet von Emmen unter Wasser, die kleine Emme hatte das Bett verlassen. Interlaken wurde von der Lütschinen überflutet. In Brienz zerstörten Murgänge die Zufahrtsstrasse. Der Vierwaldstättersee trat über die Ufer und flutete die Luzerner Altstadt. Die Linth verursachte Überschwemmungen, die Rhone trat im Goms über die Ufer und auch die Aare führte extremes Hochwasser und überschwemmte tiefer gelegene Quartiere in Bern. Es gab kaum einen Ort in der Schweiz, der nicht vom Hochwasser betroffen war.

Das Unwetter von 2005 betraf grosse Teile der Schweiz

Unwetterereignisse werden danach bewertet, wie häufig sie in der beobachteten Stärke statistisch auftreten. Das Hochwasser von 2005 wurde in Teilen der Schweiz als 300-jährliches Ereignis eingestuft, an anderen Orten als solches, das alle 100 Jahre auftritt.

Speziell war, dass nicht eine einzelne Region, sondern weite Teile des Landes betroffen waren. Entsprechend gross war der entstandene Schaden. 6 Menschen kamen ums Leben. Mehr als 1000 Personen mussten evakuiert werden. An Infrastrukturen und privaten Gebäuden entstanden Schäden in der Höhe von rund 3 Milliarden Franken. Zum Vergleich, der Orkan Lothar hatte 1999 Schäden in der Höhe von rund 1,3 Milliarden verursacht, der Felssturz von Bondo 2017 solche von 42 Millionen Franken.

Unwetter gab dem Risikomanagement einen Schub

Das Hochwasser von 2005 hatte aber auch Folgen für den Hochwasserschutz. Seit dem Hochwasserereignis von 1987 hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es zum Schutz mehr als Verbauungen braucht. Das Konzept des integralen Risikomanagements trat immer stärker in den Vordergrund.

2005 verfügten erst zwei Kantone über Gefahrenkarten. Sie sind ein wichtiges, präventives Instrument. Heute verfügen alle Kantone über solche Karten. Der Bund führte zudem ein Frühwarnsystem ein und informiert rund um die Uhr über Naturgefahren.

Aber auch bauliche Massnahmen nahm man in Angriff. Dazu gehört, dass Flüsse renaturiert wurden und ihnen mehr Platz zugestanden wird. An vielen Orten wurden Flächen für Überflutungen geschaffen. Grosse technische Schutzprojekte wie der noch nicht fertig gebaute Entlastungsstollen für die Sihl in Zürich oder der Hochwasser-Entlastungsstollen für die Sarner Aa sind direkte Folgen der Ereignisse von 2005.

Echo der Zeit, 31.7.2025, 18 Uhr;liea

Meistgelesene Artikel