- Bis Ende Jahr soll ein schweizweites 5G-Netz stehen. Aber der Protest aus der Bevölkerung gegen die Antennen reisst nicht ab.
- Die Motive der Gegner sind unterschiedlich: Die einen fürchten die Strahlung, andere sehen die demokratische Mitsprache in Gefahr.
- Für 5G gelten die bisherigen Strahlen-Grenzwerte. Kritiker fürchten aber, diese würden in Zukunft erhöht.
Bauer Fritz Zimmermann macht sich Sorgen: Um seine Familie, seine Kühe. Auf dem Dach der alten Dorfschule gleich neben seinem Hof will die Swisscom eine 5G-Antenne installieren. Das Bauprofil steht seit einigen Wochen.
Ich befürchte, dass die Antenne Krankheiten auslöst.
Bei Bauer Zimmermann macht sich eine diffuse Angst breit: «Ich befürchte, dass die Antenne Krankheiten auslöst», sagt er. Bis jetzt hätten ihn die Behörden nicht überzeugen können, dass die Strahlen unbedenklich seien. Er organisierte im Dorf den Widerstand, machte Einsprachen, sammelte Unterschriften für eine Petition.
Hort des Widerstands
Vor kurzem demonstrierte der Landwirt zusammen mit rund tausend anderen Gegnern der neuen Technologie an der «Stop 5G»-Demonstration in Bern. Es ist eine bunte Schar von Menschen, die sich von der technischen Entwicklung überrollt fühlt.
Die Motive für den Protest sind vielfältig: Elektrosensible leiden unter der Strahlung; Hausbesitzer befürchten einen Wertverlust ihrer Immobilie; Umweltschützer und Polit-Aktivisten sehen das demokratische Mitspracherecht ausgehebelt.
Grenzwert als Streitpunkt
Die Behörden versuchen, die Kritiker zu beruhigen. Ihre Botschaft: Auch mit 5G gelten für die Strahlung die bisherigen Grenzwerte. Bisher konnte keine Studie gesundheitliche Risiken unterhalb dieser Grenzwerte feststellen. Der Knackpunkt: Die langfristigen Auswirkungen sind wenig erforscht.
Und: Viele der Demonstranten befürchten, dass die geltenden Grenzwerte über kurz oder lang erhöht werden – und damit auch das Gesundheitsrisiko. Würde der Grenzwert erhöht, müssten die Telekomunternehmen weniger Antennen installieren. Das Parlament lehnte eine Erhöhung indes ab.
Swisscom will Fahrplan einhalten
Die Swisscom will bis Ende Jahr 90 Prozent der Bevölkerung mit 5G abdecken. Aber das Unternehmen ist mit einer wachsenden Zahl von Einsprachen konfrontiert.
Wir haben bei einem Drittel der Standorte Einsprachen.
Christoph Aeschlimann ist bei Swisscom für den Netzausbau verantwortlich. «Einsprachen im Mobilfunk sind nicht neu», sagt er. «Wir haben etwa bei einem Drittel der Standorte Einsprachen, das war aber auch bei der Einführung von 3G und 4G nicht anders.» Der Fahrplan werde dennoch eingehalten.
Während die Telekomanbieter 5G als Zukunftstechnologie mit Hochgeschwindigkeit bewerben, wächst bei den Gegnern die Angst vor dem Schnellen, dem Neuen, dem Unbekannten mit möglichen gesundheitlichen Folgen. Die Angst vor dem technischen Fortschritt: Diesen Aspekt scheint die Branche unterschätzt zu haben.