Zum Inhalt springen

6-Milliarden-Deal Kampfjet-Hersteller geben Einblick in ihre Offerten

Airbus und Lockheed-Martin gehen in die Kommunikationsoffensive – Dassault und Boeing bleiben zurückhaltend.

Erstaunlich zurückhaltend verhielten sich bisher die vier Hersteller, die der Schweiz Flugzeuge für sechs Milliarden Franken verkaufen wollen. Mit Armasuisse, dem Bundesamt für Rüstung, hatten die Hersteller laut Informationen von SRF eine Abmachung getroffen, bis zur Einreichung der letzten Offerten nicht an die Öffentlichkeit zu treten. Doch nachdem die vier Hersteller gestern ihre Offerten persönlich in Bern eingereicht hatten, führten Airbus und Lockheed-Martin heute schon eine Medienkonferenz durch.

Endmontage in der Schweiz

Gleich vier Botschafter betätigten sich in der Residenz des deutschen Botschafters in Bern als eine Art Chefverkäufer für Airbus und dessen Kampfjet Eurofighter. Die Botschafter von Deutschland, Grossbritannien, Italien und Spanien stellten den Eurofighter als das europäische Gemeinschaftswerk schlechthin dar. Der deutsche Botschafter Michael Flügger bot der Schweiz die komplette Endmontage der Flugzeuge an.

So könne Airbus auch die von der Schweiz geforderten Kompensationsgeschäfte erfüllen. So würde es direkte industrielle Rückflüsse geben, die sechs Milliarden würden nicht einfach im Ausland ausgegeben. «Mit der Endmontage haben Sie direkt die Schaffung von Arbeitsplätzen», so Flügger.

Die Kampfjet-Hersteller mussten eine Offerte für 36 und eine für 40 Flugzeuge einreichen. Laut dem Eurofighter-Team würden auch 40 Flugzeuge das Kostendach von sechs Milliarden Franken nicht überschreiten. «Wir freuen uns, die maximale Anzahl Flieger innerhalb des Kostenplafonds anbieten zu können», sagte Franz Posch, Chef von Airbus Schweiz.

F-35 sei auch «europäisch»

Auch der US-Hersteller Lockheed Martin bietet der Schweiz eine Endmontage an. An einer Medienkonferenz präzisierten die Lockheed-Verantwortlichen, dass die Schweiz aber nur vier Flugzeuge selbst zusammenbauen könne. Mehr sei wirtschaftlich nicht sinnvoll. Es ginge bei der Endmontage dieser Flugzeuge vor allem darum, dass die Schweizer Techniker den Flugzeugtypen gut kennenlernen könnten für spätere Unterhaltsarbeiten. Der US-Hersteller versuchte, seinen F-35-Tarnkappenflieger als nicht rein amerikanisches Modell darzustellen.

Ein Viertel der Teile des F-35 würden in Europa produziert. Auch für die Schweizer Industrie soll es interessante Gegengeschäfte geben. So sollen etwa mehrere hundert Cockpithauben in der Schweiz produziert werden.

Die anderen Hersteller schweigen

Bewusst keine Medienkonferenz führte der französische Hersteller Dassault für seinen Kampfjet Rafale durch. Man respektiere den Wunsch der Schweiz, dass die Evaluation der Kampfflugzeuge ein «interner Prozess» sei, liess eine Sprecherin von Dassault ausrichten.

Auch der US-Hersteller Boeing, der eine Offerte für den F/A-18 Super Hornet eingereicht hat, kommuniziert auffallend zurückhaltend. Zum offerierten Preis machte der Hersteller keine Angaben, nur so viel: Es handle sich um ein «kosteneffizientes» Flugzeug.

Typen-Entscheid vor den Sommerferien

Dass einzelne Hersteller nun an die Öffentlichkeit treten und Details preisgeben, wollte Armasuisse, das Bundesamt für Rüstung, nicht gross kommentieren. Jeder Hersteller sei frei, das zu entscheiden, meinte Peter Winter, bei Armasuisse verantwortlich für das Programm Air 2030. Bis im Frühling werde man nun alle vier Offerten prüfen. Vor den Sommerferien soll dann der Bundesrat den Typenentscheid fällen.

Tagesschau, 19.11.20, 19.30 Uhr

Meistgelesene Artikel